Vernetzte Landschaften nützen Natur und Landwirtschaft

Zahlreiche Kulturpflanzen sind auf Insektenbestäubung angewiesen: Eine Wildbiene der Gattung Andrena (Sandbienen) im Anflug auf Kirschblüten.<br><br>Foto: Christof Schüepp, Universität Koblenz-Landau<br>

Der Rückgang naturnaher Landschaftselemente reduziert die Artenvielfalt und wirkt sich negativ auf Ökosystemdienstleistungen wie die natürliche Schädlingskontrolle und Bestäubung aus.

Durch welche Maßnahmen diese Leistungen der Natur gefördert werden können, haben Wissenschaftler des Instituts für Umweltwissenschaften Landau untersucht. Dabei hat sich gezeigt: Vernetzte Lebensräume in der Agrarlandschaft nützen nicht nur der Artenvielfalt, sondern auch der Landwirtschaft.

Ökosysteme erfüllen zahlreiche Funktionen, die dem Menschen zugutekommen. Zu den bekanntesten dieser sogenannten Ökosystemdienstleistungen zählen die Bestäubung von Kulturpflanzen und die natürliche Regulation landwirtschaftlicher Schädlinge.

Im Rahmen des Projekts FRAGMENT haben Wissenschaftler des Instituts für Umweltwissenschaften Landau an der Universität Koblenz-Landau gemeinsam mit Schweizer Forschungseinrichtungen untersucht, welche Maßnahmen die Bestäubung von Nutzpflanzen fördern. Hierfür haben sie über zweihundert Kirschbäume in dreißig unterschiedlichen Landschaften gepflanzt und über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet.

Im Mittelpunkt der Studie stand die Frage, welche naturnahen Strukturen wie Gehölze und Hecken den Bestäubern dienlich sind und wie weit sie entfernt sein dürfen, damit Bienen und andere Bestäuber von ihnen profitieren.

Bestäuber brauchen Lebensräume

Die Studie machte offensichtlich, dass eine große Anzahl an Gehölzen als Bestäuber-Lebensräume in der umgebenden Landschaft die Aktivität von Bestäubern – vor allem von Wildbienen – an den Kirschbäumen vervielfachte. Der Fruchtansatz der Kirschen hängt dabei allerdings stärker von der Isolation zu umliegenden Kirschbäumen, also von der Verfügbarkeit arteigenen Pollens ab. Für das Verständnis der Blütenbestäubung muss also die umgebende Landschaft berücksichtigt werden. In der Landschaft wiederum ist sowohl die Verteilung (Fragmentierung) von Lebensräumen für die Bestäuber als auch die Verteilung der Pflanzen wichtig. Um die biologische Vielfalt und die Bestäubung sicherzustellen, ist es notwendig, Agrarlandschaften mit Gehölzen, Hecken und Wiesen zu vernetzen.

„Unsere Untersuchung zeigt, dass die Blütenbestäubung von der Fragmentierung von Agrarlandschaften doppelt betroffen ist: Die Aktivität der bestäubenden Insekten nimmt ab und die Pflanzen werden räumlich voneinander isoliert. Beides reduziert den Bestäubungserfolg“, resümiert Professor Dr. Martin Entling vom Institut für Umweltwissenschaften Landau. „In der Folge führt der Rückgang naturnaher Lebensräume in intensiv genutzten Agrarlandschaften zu einer Abnahme der Biodiversität. Dadurch werden die Dienstleistungen des Ökosystems gefährdet, von denen der Mensch profitiert.“

Landwirtschaftlichen Nutzen quantifizieren

Mittlerweile fördert die Europäische Union (EU) Maßnahmen wie das Anlegen von blühenden Feldsäumen und Hecken, um die Biodiversität und das Vorkommen nützlicher Arten wie Wildbienen zu erhalten. Ein wichtiges Argument für solche Maßnahmen ist, den Nutzen von Ökosystemdienstleistungen für die Landwirtschaft zu quantifizieren. „Ökosystemdienstleistungen wie Bestäubung und Schädlingskontrolle kommen allen zugute“, ergänzt Professor Martin Entling. „Sie erhalten die Biodiversität und sichern die Erträge der Landwirtschaft.“

Ökosystemdienstleistungen müssen daher auch unter dem Gesichtspunkt untersucht werden, wie sie sich ertragssteigernd und kostensenkend auf die Landwirtschaft auswirken. Hierfür ist eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich – wie die Kooperation von Naturwissenschaften und Umweltökonomie am Institut für Umweltwissenschaften Landau, das im Rahmen des EU-Projekts QUESSA den Beitrag naturnaher Lebensräume für landwirtschaftliche Ökosystemdienstleistungen quantifiziert.

Die Studie:
„Disentangling multiple drivers of pollination in a landscape-scale experiment“, Christof Schüepp, Felix Herzog and Martin Entling. Die Studie wurde am

13. November 2013 in den „Proceedings of the Royal Society of London B: Biological Sciences“ veröffentlicht: http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/281/1774/20132667.abstract

Kurzprofil Institut für Umweltwissenschaften Landau
Das Institut für Umweltwissenschaften Landau betreibt grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, in deren Fokus die vielfältigen Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt stehen. Das Institut vereint die Expertisen von neun interdisziplinären Arbeitsgruppen damit aktuelle Forschung vom Molekül über Ökosysteme bis zur menschlichen Gesellschaft. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau wurde 2004 an der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau gegründet. Weitere Informationen: http://www.umwelt.uni-landau.de

Kontakt:

Universität Koblenz-Landau
Prof. Dr. Martin Entling
Fortstraße 7
76829 Landau
Tel.: (06341) 280-31537
E-Mail: entling@uni-landau.de
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76829 Landau
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