Versorgungslücken bei altersgerechten Wohnangeboten
Eine aktuelle repräsentative Befragung von tausend Seniorenhaushalten, die das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) im Auftrag des Bundesbauministeriums durchgeführt hat, hat ergeben, dass in knapp 23 Prozent dieser Haushalte Menschen mit Bewegungseinschränkungen leben.
Hochgerechnet auf die insgesamt elf Millionen Seniorenhaushalte in Deutschland müssten somit rund zweieinhalb Millionen Wohneinheiten altersgerecht ausgestattet sein. Da aber nur etwa 175.000 dieser Haushalte in Wohnungen leben, die keine oder nur geringe Barrieren aufweisen, besteht aktuell eine erhebliche Versorgungslücke.
„Rund 93 Prozent der alten Menschen mit und ohne Pflegebedarf leben zu Hause und wollen dort auch weitgehend selbstständig und selbstbestimmt wohnen bleiben. Daher begrüßen wir ausdrücklich Ansätze wie das KfW-Förderprogramm „Altersgerecht Umbauen“, das aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung finanziert wird, und das zum Ziel hat, altersgerechten Umbau von Wohngebäuden, Wohnquartieren sowie der kommunalen und sozialen Infrastruktur voranzubringen“, so der KDA-Geschäftsführer Dr. Peter Michell-Auli.
Wie wichtig dies ist, bestätigen auch die weiteren Ergebnisse der vom KDA durchgeführten Studie. „Drei Viertel der alten Menschen müssen Stufen und Schwellen überwinden, um in ihr Haus bzw. in ihre Wohnung zu gelangen und bei rund einem Drittel sind zudem die Zugänge zu Terrassen und Balkonen nicht barrierefrei“, erklärt KDA-Wohnexpertin Ursula Kremer-Preiß, die die Studie durchgeführt hat. „Zwischen 20 und 30 Prozent der Haushalte stufen ihre Bewegungsflächen im Bad oder die Türbreiten in ihren Wohnungen als zu eng ein, wenn sie aufgrund von Mobilitätseinschränkungen Bewegungshilfen benötigen und nur ca. 15 Prozent verfügen über bodengleiche Duschen“, so Kremer-Preiß weiter. Die Studie habe zudem ergeben, dass jeder vierte Seniorenhaushalt infrastrukturelle Versorgungsmängel in seinem Wohnumfeld beklagt, erläutert die Sozialwissenschaftlerin. So seien bei diesen weder öffentliche Verkehrsmittel, medizinische Einrichtungen oder Einkaufsmöglichkeiten zur Deckung des täglichen Bedarfs fußläufig erreichbar.
Angesichts der demografischen Entwicklung wird der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum noch deutlich steigen. „Wenn es uns nicht gelingt, das Angebot an altersgerechten Wohngebäuden und Wohnquartieren auszuweiten, wird für viele ein Umzug – vielleicht auch in ein Heim – erforderlich sein“, warnt daher KDA-Geschäftsführer Michell-Auli. „Dies ist von der überwiegenden Mehrheit der älteren Menschen nicht gewollt und auch kaum finanzierbar.“ Auch Prognosen deuten darauf hin, dass die Heimunterbringung steigt, wenn keine grundlegende Umsteuerung hin zu mehr altersgereichten Wohneinheiten gelingt. Das KDA sieht daher in der Initiative des Bundesbauministeriums, das KfW-Förderprogramm „Altersgerecht Umbauen“ mit „Modellvorhaben zum altersgerechten Umbau von Wohngebäuden, Wohnquartieren sowie der kommunalen und sozialen Infrastruktur“ zu fördern, einen wichtigen Beitrag, um das altersgerechte Wohnangebot auszuweiten.
Projekte, die sich um altersgerechte Wohnungs- und Quartiersanpassung bemühen oder diese konkret umsetzen, können sich beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bis zum 15.10.2009 bewerben. Von den Bewerbern werden 16 Modellvorhaben ausgewählt und in einer dreijährigen Projektlaufzeit finanziell unterstützt, u.a. für die Konzeptentwicklung, den Aufbau von Kooperationen, Moderations- und Beratungsangebote, Öffentlichkeitsarbeit und den operativen Betrieb der Modellvorhaben. Für investive Maßnahmen im Rahmen der Projekte sind die KfW-Förderprogramme zu nutzen. Weitere Informationen sind erhältlich über http://www.bbsr.bund.de.
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Harald Raabe und Ines Jonas
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