Wie Asiens Aufstieg westliche Wettbewerbsstrategien beeinflusst
Wissenschaftler der Saar-Uni haben nun untersucht, welche Relevanz dieser Bedeutungsanstieg für westliche Unternehmen hat. Sie haben Wirtschaftswissenschaftler, Fachjournalisten, Berater und Unternehmen aus Europa, Asien und Nordamerika befragt.
Ihr Fazit: Asien wird nicht nur als Absatzmarkt bis 2030 immer wichtiger. Um den Anschluss nicht zu verlieren, sollten sich westliche Unternehmen auf diese Veränderungen einstellen und ihre Strategien überdenken.
In Asien wächst eine neue kaufkräftige Mittelschicht heran. So stehen bei ihr zum Beispiel Autos und Bekleidung westlicher Luxusmarken hoch im Kurs. Gleichzeitig dringen asiatische Unternehmen mit ihren Produkten auf die westlichen Märkte. Sie exportieren heute schon mehr Waren nach Europa und Nordamerika als umgekehrt.
Der japanische Bekleidungshersteller Uniqlo konkurriert beispielsweise bereits mit den Modeketten H&M und Zara um die Kunden. „Asiatische Konsumenten werden in Zukunft ebenfalls die Trends setzen“, sagt Joachim Zentes, Direktor des Instituts für Handel & Internationales Marketing der Universität des Saarlandes.
„Dass in westlichen Unternehmen bereits ein Umdenken stattfindet, zeigen zum Beispiel Kampagnen westlicher Modefirmen mit asiatischen Models.“ Gemeinsam mit seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern Victoria Lonnes und Dominik Meiser hat Zentes den asiatischen Einfluss auf westliche Unternehmen untersucht.
Die Saarbrücker Forscher haben für ihre Studie zunächst rund 50 Wirtschaftswissenschaftler, Fachjournalisten und Unternehmensberater aus Europa, Asien und Nordamerika befragt, wie sie die künftige wirtschaftliche Bedeutung Asiens einschätzen und mit welchen Veränderungen zukünftig zu rechnen ist.
„Für die meisten steht fest, dass Asien die treibende Kraft der Weltwirtschaft sein wird, es wird einer der Absatzmärkte der Zukunft sein und somit auch die Weltwirtschaft beeinflussen“, fasst Victoria Lonnes die Ergebnisse der Expertenbefragung zusammen. Die Wirtschaftswissenschaftler haben anschließend 55 Unternehmen aus verschiedenen Bereichen wie dem Handel und der Konsumgüterindustrie befragt, wie sie zum Wirtschaftsmarkt Asien stehen.
„Für rund 79 Prozent der befragten Unternehmen ist derzeit Europa der wichtigste Absatzmarkt. Es folgen Asien mit 50 und Nordamerika mit knapp 38 Prozent“, so Lonnes. „In den kommenden Jahren wird es eine Verschiebung geben, Asien wird für 69 Prozent der Unternehmen immer wichtiger werden. Europa erreicht nur noch circa 48 und Nordamerika 55 Prozent.“
Nach wie vor punkten europäische Unternehmen mit ihrer Qualität. „Hier haben asiatische Produktionsstätten oftmals noch ein Imageproblem“, sagt der Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler Dominik Meiser. Auch 2030 wird Europa als Produktionsstandort für rund 55 Prozent der befragten Unternehmen von Bedeutung sein. Langfristig wird sich allerdings die Qualität der in Asien produzierten Waren deutlich verbessern. Bereits heute investiert zum Beispiel die chinesische Regierung in die Ausbildung der Bevölkerung und damit auch in die Innovation und Entwicklung von Technik.
Um sich auf diesen Wandel vorzubereiten, raten die Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler westlichen Unternehmen zum einen, in ihren Strategien asiatische Bedürfnisse zu berücksichtigen oder mit asiatischen Unternehmen Kooperationen einzugehen. „Wichtig ist darüber hinaus, Trends rechtzeitig aufzuspüren“, so Zentes. Hier müssten Unternehmen künftig mehr Geld in die Hand nehmen, um reagieren zu können. Außerdem sollten sie in Forschung und Entwicklung investieren, um bei Innovationen nicht den Anschluss zu verlieren.
Die Studie „Marketing Shift towards Asia – Wie Asiens Aufstieg westliche Wettbewerbsstrategien beeinflusst“ ist abrufbar unter www.uni-saarland.de/lehrstuhl/zentes/aktuelles.htm l
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