Zwischen Ausgrenzung und Befreiung: Wie Arbeitslosigkeit unter die Haut geht
Arbeitslos zu sein ist für viele Menschen eine schwere psychische Last. Andere hingegen leiden kaum darunter oder sehen ihre Arbeitslosigkeit sogar als Gewinn.
Basierend auf knapp 60 Interviews mit überwiegend aus Bremen stammenden Kurz- und Langzeitarbeitslosen beschreibt Benedikt Rogge von der Universität Bremen in seiner Studie „Wie uns Arbeitslosigkeit unter die Haut geht“ Selbstbild und Psyche von Arbeitslosen. Anders als die bisherige Forschung, die Arbeitslose meist einseitig als Ausgegrenzte, Opfer oder Kranke porträtiert, zeigt der Wissenschaftler von der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS) die Vielfalt von individuellen Handlungs- und Deutungspraktiken und sozialen Kontexten auf.
Nach Rogges „Theorie biographischer Identitätsmodi“ können Menschen Arbeitslosigkeit auf verschiedene Weisen erfahren: als wiederkehrende Umstellung, als eine ersehnte Befreiung, als einen ungewissen Kampf, als einen dauerhaften Verfall oder als eine positive Transformation. Wie jemand seine Arbeitslosigkeit durchlebt, hängt unter anderem von den Bezugspersonen, der Lebensform, dem ökonomischen und kulturellen Kapital ab. Zu einem Wechsel des Selbstbildes kommt es, wenn sich die Statusperspektive einer Person verschiebt, etwa beim Übergang in „Hartz-IV“ oder bei der Rückkehr in die Erwerbsarbeit.
Mit der Theorie biografischer Identitätsmodi legt der Autor die komplexen Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und Identitätsprozess sowie psychischer Gesundheit offen. Die soziologisch-psychologische Längsschnittstudie bringt neues Licht in die sozialen Kontexte und zeitlichen Dynamiken von Identität und Gesundheit.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS)
Dr. Benedikt Rogge
Tel.: 0421-21866399
http://ogs.bigsss-bremen.de/index.php?id=17&L=4
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