Meerwasserentsalzungsanlagen: Innovation durch die Einführung von Plastik
Das französische Forschungszentrum CEA/GRETh* hat im Rahmen eines europäischen CRAFT-Projektes eine innovative Meerwasserentsalzungsanlage entwickelt, in der die Metallbauteile weitgehend durch Polymere ersetzt wurden. In Portugal wurde ein Prototyp dieser neuen Anlage getestet. Da die Ergebnisse sehr positiv ausgefallen sind, steht die Industrialisierung der Anlage bevor.
Metall durch Plastik in einer Meerwasserentsalzungsanlage auszutauschen, hat einen großen Vorteil: Plastik korrodiert deutlich weniger als Metall. In der klassischen Anlage findet die Destillation unter Vakuumbedingungen bei einer Temperatur von 65°C statt. Durch das Benutzen von Plastik, kann die Destillation unter normalen Bedingungen (100 °C, 1 Bar) stattfinden. Der Destillationsbereich der Anlage kann dadurch einfacher und robuster konzipiert werden. Ein Instandhaltungsmechaniker ist somit in der Lage die Betreuungs- und Wartungsarbeiten allein durchzuführen. Ein Prototyp in der Größe 1/10 wurde 6 Monate lang in Portugal getestet. Die Bilanz fiel sehr positiv aus: es konnte eine Leistung von 100 Liter pro Stunde erreicht werden. Des Weiteren ist das Wasser steril (Erhitzung auf 100°C) und enthält nur geringe Salzmengen (1 ppm Salz).
Die Weltgesundheitsorganisation hat die Grenze für trinkbares Wasser bei 800 ppm gesetzt, so dass die Produktion dieser Anlage sogar durch Mischung mit Salzwasser erhöht werden könnte. Diese hohe Wasserqualität eröffnet weitere Anwendungsgebiete, z.B. im medizinischen Bereich, für die Dillution von Produkten, für Kühlflüssigkeiten. Die Hauptabnehmer solcher kleinen Meerwasserentsalzungsanlagen werden dennoch vornehmlich Hotels, Krankenhäuser auf dem Land oder Dörfer sein. In solchen Größenordnungen ist nämlich der Produktionspreis ziemlich hoch und ermöglicht deshalb die Einführung von Innovationen.
Anhand dieser positiven Ergebnisse wurde eine wirtschaftliche Evaluierung vorgenommen. Der Herstellungspreis von einem Kubikmeter Wasser beläuft sich dann auf ungefähr 4 Euro, was der Durchschnitt für dieses Marktsegment (Anlagen mit einer Tageskapazität von 25 m3 pro Tag) ist. Einer Industrialisierung steht also nichts im Wege. Und ein weiterer Pluspunkt:
eine der Firmen, die an diesem Projekt mitgewirkt hat, hat einen Prozess zur Beseitigung von Kesselstein entwickelt, dessen Produkte 100 % biologisch abbaubar sind, da die Lösung aus natürlichen Produkten (Chicoreewurzeln) hergestellt wird.
*CEA/GRETh ist ein Forschungsverbund des französischen Forschungszentrums CEA, das sich mit dem Thema «Thermik» beschäftigt und die Industriellen bei der thermischen Forschung unterstützt.
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