Horizontal und vertikal bohren und fräsen
Die Einrichtung eines Labors für Spanende Fertigungstechnik an der Hochschule Aalen ist den regionalen Firmen Alfing Kesser, GSA, Kessler, Leitz, MAPAL und der Trude Eipperle-Rieger Stiftung ein großes Anliegen. Schließlich ist Deutschland Weltmarktführer auf dem Gebiet der Werkzeugmaschinen und Zerspanungswerkzeuge, woran die Industrieunternehmen der Region einen großen Anteil haben. Deshalb haben sie im Studiengang Fertigungstechnik der Hochschule Aalen einen Lehrstuhl für Spanende Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen gestiftet. Der Inhaber des Stiftungslehrstuhls, Prof. Dr. Eckehard Kalhöfer, ist dem Anliegen der Firmen nachgekommen: Zwei neue Bearbeitungszentren komplettieren nun das ersehnte Zerspanungslabor.
Von einer „zerspanungsintensiven Region“, die sich nicht nur auf die Stiftungsgeber beschränkt, spricht Prof. Dr. Kalhöfer im Hinblick auf die Bedeutung des Zerspanungslabors und seiner neuen Errungenschaften für den Industriestandort Ostalb. Beide Bearbeitungszentren ergänzten sich ideal. Das eine, ein Bearbeitungszentrum von der Firma Hermle, eignet sich zur Fräs- und Bohrbearbeitung von Stahl und Guss und arbeitet mit hohen Drehmomenten. Das andere ist eine Leihgabe der Firma Alfing, das zur Bearbeitung von Leichtmetallen bei höherer Drehzahl aber geringerem Drehmoment geeignet ist. Der Geschäftsführer der Alfing Kessler Sondermaschinen GmbH, Dr. Stefan Hansch, übergab das Bearbeitungszentrum nun offiziell im Beisein der Stiftungsgeber an Prof. Dr. Kalhöfer.
An den Bearbeitungszentren können nun Studierende ihre Studien- und Diplomarbeiten zur Zerspanungstechnik an einer Maschine machen. „Für uns ist es wichtig, dass die Absolventen der Hochschule praktische Erfahrung bei der Zerspanung gesammelt haben“, sagte Dr. Hansch stellvertretend für die anwesenden Vertreter aus der regionalen Industrie. Die Bearbeitungszentren sollen laut Prof. Dr. Kalhöfer nicht nur im Studiengang Fertigungstechnik eingesetzt werden.
Den Studierenden kann man an den beiden Bearbeitungszentren auch die verschiedenen Maschinenkonzepte illustrieren, so der Stiftungsprofessor. Während das Exemplar von Hermle im Werkzeug- und Formenbau darauf ausgerichtet ist, Einzelteile zu produzieren, liegt im Bearbeitungszentrum von Alfing eine Serienmaschine vor. Letztere arbeitet mit zwei Spindeln, die im Wechsel das Bauteil bearbeiten. In der Serienfertigung nimmt die Zeit für den Werkzeugwechsel bei manchen Werkstücken viel Raum ein. Wenn nun die eine Spindel das Werkzeug wechselt, während die andere ihre Dienste verrichtet, reduziert sich die kostentreibende Zeit stark. „Meines Wissens besitzt keine andere Hochschule in Deutschland ein zweispindliges Bearbeitungszentrum“, erklärte Prof. Dr. Kalhöfer stolz.
Eine weitere Besonderheit der beiden Maschinen liegt darin, dass bei ihnen sowohl die konventionelle Kühlschmierung zum Einsatz kommt als auch die Minimalmengenschmierung, bei der mit Druckluft kleine Schmierstofftröpfchen an die Bearbeitungsstelle gebracht werden und zwar einesteils von außen durch Düsen, andernteils auch durch dünne Kanäle direkt durch das Werkzeug selbst. „Den Studierenden stehen nun hochmoderne Apparaturen für die Bearbeitung und Messung von Stahl, Guss- und Leichtmetallen zur Verfügung“, freute sich Prof. Dr. Kalhöfer.
Doch auch für die angewandte Forschung werden die neuen Zentren eingesetzt, zum Beispiel zur Erforschung der Bearbeitung von rostfreien Stählen. Diese haben die unangenehme Eigenschaft, von Hause aus schon sehr zäh zu sein, so dass sich lange Späne bilden und entsprechend große Kräfte auftreten. Zudem verfestigen sich rostfreie Stähle bei ihrer Bearbeitung, so dass das eingesetzte Werkzeug schnell verschleißt. Somit darf die „zerspanungsintensive Region“ nicht nur mit erfahrenen Absolventen, sondern auch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auf dem Gebiet der spanenden Fertigungstechnologien rechnen.
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