Vom Forschungsprojekt zum Fernsehstar – Care-O-bot in ZDF-Serie
Die Roboter in Stephen Spielbergs Film „A. I.“ spielen Menschen, den Roboter J.J. in der neuen ZDF-Vorabendserie „Jenny & Co.“ spielt ein echter Roboter: der Serviceroboter Care-O-bot. Im wahren Leben soll er einmal alten und behinderten Menschen das selbstständige Leben in den eigenen vier Wänden erleichtern. Für den TV-Auftritt wurde das Basismodell leicht modifiziert. Sendestart für „Jenny & Co.“ ist der 2. Oktober um 1925 Uhr.
Künstliche Intelligenz und autonom agierende Roboter sind nicht erst seit dem Kinostart des Spielberg Films „A. I.“ im Gespräch. Seit jeher beschäftigen sich Science-Fiction-Autoren und Wissenschaftler mit den Möglichkeiten dieser Automaten. Realität und Fiktion, das zeigt auch die aktuelle Diskussion, klaffen jedoch weiterhin auseinander.
Nichtsdestotrotz kann J.J., der Roboter aus der ZDF-Serie „Jenny & Co.“, auf eine gut bestückte Ahnengalerie der Filmroboter zurückblicken: ob Nr. 5 lebt oder Commander Data auf der Enterprise bis hin zu den „Mechas“ aus „A. I.“. J.J. hat vor allem Ähnlichkeit mit dem rollenden Blechkameraden R2D2 aus Krieg der Sterne. Beide zeichnen sich weniger durch menschliches Aussehen, dafür jedoch durch menschliches Verhalten aus. In der ZDF-Serie muss Jenny Holl (Eva Meier), die Leiterin der Abteilung Roboter-Technik am Institut für Zukunftsforschung, allerlei private und berufliche Krisen bestehen. Jenny ist eine junge Wissenschaftlerin, die sich nach dem Unfalltod ihrer Mutter allerdings nicht nur um ihre Arbeit, sondern auch um ihre beiden jüngeren Geschwister kümmern muss. Treuester Helfer ist dabei der intelligente Roboter J.J., der immer wieder mit erstaunlichen Fähigkeiten überrascht. J.J. rollt mit lachendem und weinendem Monitorgesicht durch die Abteilung, bringt Kaffee und Werkzeug und beginnt sogar, mit den Kollegen zu reden.
Die Realität der Roboterentwicklung kennt Christoph Schaeffer vom Fraunhofer IPA in Stuttgart. Er und sein Team entwickelten eine modular aufgebaute Hardware- und Software-Plattform, mit der eine ganze Familie von Servicerobotern ausgestattet werden kann – bisher Museumsroboter, Care-O-bot, Putz-, Kletter- und Feuerlöschroboter. „Ziel unserer Arbeit sind Maschinen, die dem Menschen alle die gefährlichen, schweren, schmutzigen oder lästigen Arbeiten abnehmen“, kommentiert Christoph Schaeffer. „Einsatzgebiete für Serviceroboter sind das Reinigen von U-Bahnhöfen, Fensterputzen von Hochhäusern, Tanken von Autos, Transportieren schwerer Lasten, Feuerlöschen, Minenräumen, Inspektion von Bauwerken, Bewachen von Gebäuden und Anlagen oder das Erforschen fremder Planeten.“
Auch Roboter im Haushalt sind längst keine Utopie mehr. Verschiedene Hersteller verkaufen bereits autonome Staubsauger, die ohne menschliches Zutun den Teppichboden im Wohnzimmer reinigen. Für den Haushaltsroboter Care-O-bot haben die Stuttgarter Forscher eher Butler-Aufgaben vorgesehen. Er soll einmal Hol- und Bringdienste übernehmen, seinem Besitzer Stütze und Gehhilfe in der häuslichen Umgebung sein und ihm als mobile Kommunikationszentrale den Zugriff auf die Haustechnik wie Heizung, Licht oder Alarmanlage ebenso ermöglichen wie das Bildtelefonat mit dem Arzt oder Angehörigen. Die Grundsteine dafür sind bereits gelegt. Das aktuelle Versuchsmodell des Roboters kann eine Karte seiner Umgebung generieren, auf deren Basis er eigenständig den kürzesten oder besten Weg zu seinem Ziel plant. Stößt er dabei auf Hindernisse, weicht er ihnen aus. Dabei helfen ihm Kameras und Sensoren, mit denen er Dinge und Personen erkennen kann. Auch eine Sprachsteuerung haben Projektleiter Christoph Schaeffer und sein Team bereits mit Erfolg getestet.
„Einfache Befehle wie ’geh in die Küche’ versteht Care-O-bot bereits“, sagt er. Der Arm, mit dem der Roboter dort dann die Milch aus dem Kühlschrank holt, ist fast fertig und soll demnächst eingebaut werden. Ebenso die Gehhilfestützen, die je nach Bedarf automatisch ein- und ausfahrbar sind. Sind diese Arbeiten abgeschlossen, bringen die Stuttgarter Ingenieure dem Roboter bei, bestimmte Gegenstände selbstständig zu erkennen und zu greifen. Dafür arbeiten sie derzeit an einem Handlungsplaner und einer Datenbank mit Objekteigenschaften. „Sie wird optische Erkennungsmerkmale typischer Haushaltsgegenstände ebenso enthalten, wie Informationen darüber, wo man sie am besten greift“, erklärt der Ingenieur. Über die Gehhilfestützen soll der Benutzer seinen Roboter genau so einfach bedienen können wie ein nicht motorisiertes Gehhilfegefährt. Mit einem Unterschied: Der Roboter bewegt sich selbst – automatisch angeglichen an die Fortbewegung seines Benutzers.
Das Fraunhofer IPA ist weltweit führend in der Entwicklung von Servicerobotern. Dieser Erfolg beruht unter anderem auf einem hier entwickelten Plattformkonzept: „Die dezentrale Hardware-Struktur und die Mechanik bestehen aus vernetzten Standardkomponenten“, beschreibt Schaeffer den modularen Aufbau. Auch die SoftwareArchitektur besteht aus vielfach verwendbaren Software-Bausteinen. Damit können selbst hochkomplexe Steuerungssysteme für mobile Roboter schnell und zuverlässig zusammengestellt werden.
Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
Dipl.-Ing. Christoph Schaeffer
Telefon: 0711/970-1212, Telefax: 0711/970-1008, E-Mail: cfs@ipa.fhg.de
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