Nickelfreie Sinterstähle

Bauteile aus einer nickelfreien Sinterlegierung. Sie kann umwelt- und gesundheitsschädliche nickelhaltige Legierungen ersetzen und besitzt bessere Eigenschaften.© Höganäs AB/Sweden


Getriebeteile im Auto sind hochbelastete Bauteile. Um wirtschaftliche Vorteile zu erzielen, werden diese Teile aus Sinterstählen gefertigt, die ihre besondere Festigkeit etwa durch Zusatz von Nickel erhalten. Nun gibt es einen gesundheits- und umweltfreundlichen nickelfreien Ersatz.

Wenn tonnenschwere Lkws oder Traktoren anfahren oder in einen höheren Gang geschaltet werden, dann knirscht es schon mal im Getriebe. Selbst in einem Pkw sind Maschinen- und Motorenteile wie Kettenräder, Getriebehebel oder Synchronkörper enormen Belastungen ausgesetzt. Diese Teile sollen zum einen wirtschaftlich hergestellt werden können, zum anderen die Kräfte zuverlässig übertragen. Deshalb werden sie aus gesinterten Stählen gefertigt. Durch die Zugabe von Legierungselementen wie Kupfer, Molybdän oder Nickel und das Erhitzen auf bis zu 1 280 Grad verbindet sich das Metallpulver und wird extrem fest. Doch für Mensch und Umwelt ist freigesetztes Nickel schädlich. Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit LBF in Darmstadt entwickelte in einem von der EU geförderten Projekt gemeinsam mit Industriepartnern aus Schweden, Spanien, Frankreich und Deutschland eine Alternative: eine nickelfreie Sinterlegierung für hochbelastete Bauteile.

»Wir haben eine ganze Reihe von Legierungen untersucht«, berichtet Dr.-Ing. Klaus Lipp, Projektleiter am LBF. »Die Materialien mussten den Anforderungen nickelhaltiger Legierungen entsprechen. Das heißt, sie müssen den Stahl fest machen, sich beim Erhitzen im Ofen verbinden und für die Massenfertigung in herkömmlichen Sinteröfen verarbeitet werden können.« Um die Qualität der Legierung beurteilen zu können, testete das Team am LBF, wie sich hochbelastete Bauteile aus dem neuen Material verhalten. Sie untersuchten beispielsweise unter welcher Last sie brechen oder welche Verschleißerscheinungen auftreten – entsprechend einer geforderten Lebensdauer von mindestens 300 000 Kilometern für einen Pkw.

»Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern haben wir eine nickelfreie Sinterlegierung gefunden, die nicht nur die nickelhaltigen Legierungen ersetzen kann, sondern weit bessere Eigenschaften als diese aufweist«, fasst Dr. Lipp zusammen. Die Bauteile zeichnen sich durch eine teilweise bis zu 50 Prozent höhere Schwingfestigkeit aus. Zudem lässt sich der neue Werkstoff wesentlich besser verarbeiten. Dank der neuen und kostengünstigen Legierung reduzieren sich die Umweltbelastung und die Gesundheitsgefährdung von Personen in der metallverarbeitenden Industrie erheblich.

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

Media Contact

Dr. Johannes Ehrlenspiel idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verfahrenstechnologie

Dieses Fachgebiet umfasst wissenschaftliche Verfahren zur Änderung von Stoffeigenschaften (Zerkleinern, Kühlen, etc.), Stoffzusammensetzungen (Filtration, Destillation, etc.) und Stoffarten (Oxidation, Hydrierung, etc.).

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Trenntechnologie, Lasertechnologie, Messtechnik, Robotertechnik, Prüftechnik, Beschichtungsverfahren und Analyseverfahren.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Schimpanse in einem tropischen Wald, der genetische Anpassungen zum Überleben zeigt.

Parallele Pfade: Das Verständnis von Malariaresistenz bei Schimpansen und Menschen

Die nächsten Verwandten des Menschen passen sich genetisch an Lebensräume und Infektionen an Überleben des am besten Angepassten: Genetische Anpassungen bei Schimpansen aufgedeckt Görlitz, 10.01.2025. Schimpansen verfügen über genetische Anpassungen,…

Ballaststoffreiche Lebensmittel fördern Darmgesundheit und Antikrebswirkung

Du bist, was du isst – Stanford-Studie verbindet Ballaststoffe mit Modulation von Anti-Krebs-Genen

Die Ballaststofflücke: Ein wachsendes Problem in der amerikanischen Ernährung Ballaststoffe sind bekanntlich ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, doch weniger als 10 % der Amerikaner konsumieren die empfohlene Mindestmenge. Eine…

RNA-bindendes Protein RbpB reguliert den Stoffwechsel der Darmmikrobiota in Bacteroides thetaiotaomicron.

Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – RNA-Protein-Entdeckung für eine bessere Immunität

HIRI-Forscher entschlüsseln Kontrollmechanismen der Polysaccharidverwertung in Bacteroides thetaiotaomicron. Forschende des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg haben ein Protein sowie eine Gruppe kleiner Ribonukleinsäuren (sRNAs) in…