Nothilfe kommt aus der Luft und steuert sich selbst
Das Institut für Statik und Dynamik der Luft- und Raumfahrtkonstruktionen (ISD) der Universität Stuttgart entwickelt ein Szenario für die Katastrophensoforthilfe, das es erlaubt, Katastropheneinsätze zu optimieren und in kürzester Zeit zerstörte Infrastrukturen durch intelligente Ad-Hoc-Systeme zu ersetzen.
Ob Stürme, Flutkatastrophen oder Dürren: Allen Katastrophen gemeinsam sind der spontane Zusammenbruch der Kommunikationseinrichtungen und die schleppende Lieferung von Hilfsgütern aufgrund zerstörter Verkehrswege. Aber auch Strom- und Wasserversorgung kommen vielfach zum Erliegen. Vor diesem Hintergrund um-fasst das Projekt „Nothilfe“ des ISD mehrere Teilschritte, wobei die Stuttgarter Wissenschaftler nicht nur die einzelnen Technologiekomponenten, sondern insbesondere auch deren Zusammenspiel im Katastrophenfall im Auge haben.
Hierzu gehört die Errichtung einer Not-Telekommunikation, die es der Bevölkerung schnell ermöglicht, wieder zu telefonieren. Zum Einsatz kommt dabei die 1999 mit dem Körber-Preis für Europäische Wissenschaft ausgezeichnete Stuttgarter Höhenplattform „Air-Chain“, die nun für die Katastrophenhilfe weiterentwickelt wird. Das aus aerostatischen Gliederketten bestehende, autonom fliegende System ist in wenigen Stunden über dem Einsatzort flugbereit. Als schwebender „Mobilfunksender“ übernimmt es alle Grundfunktionen für die Tele-kommunikation und die Übertragung von Nachrichten.
Fallschirme und selbsthärtende Zelte
Damit Hilfsgüter trotz zerstörter Straßen und Flughäfen an den Katastrophenort gelangen, entwickelten die Wissenschaftler gemeinsam mit der Stuttgarter TAO Technologies das System „ALF“ (autonom landende Fallschirme). Die leichten Gleiter werden aus der Luft abgeworfen und finden selbstständig mit großer Präzision einen vorher definierten Zielpunkt. Derzeit wird ihre Flugstrategie optimiert, so dass Windprofile und Scherwinde (böige Fallwinde) berücksichtigt werden können. Im Gepäck haben die Fallschirme selbsthärtende Zelte, sich auf dem Boden selbsttätig pneumatisch aufrichten. Ihre Tragestruktur besteht aus lichtempfindlichen Harzen, die bei UV-Licht hart werden.
Ansprechpartner: Prof. Bernd Kröplin, Institut für Statik und Dynamik der Luft- und Raumfahrtkonstruktionen
Tel. 0711/685-63612, e-mail: bkroeplin@isd.uni-stuttgart.de.
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Damit die Hilfe überhaupt in Gang kommen kann, ist es unumgänglich, die Energieversorgung für den Betrieb der Kommunikationsanlagen, aber auch für Beleuchtung, Kühlung, Heizung oder Sicherheitsdienste lokal sicherzustellen. Hierzu entwickeln die Stuttgarter Wissenschaftler Energieversorgungssysteme, die ebenfalls aus der Luft bereitgestellt werden. Zum Einsatz kommen faltbare Solarpanels sowie robuste Windanlagen, die derzeit im Windkanal des Instituts für Aerodynamik und Gasdynamik der Uni Stuttgart getestet werden. Dabei handelt es sich um kompakte, robuste Widerstands- oder Auftriebsläufer mit integrierten Generatoren. Diese Geräte können ohne Fachwissen leicht vor Ort in Betrieb genommen werden. Entwickelt wird auch eine solare Wasserentkeimungsanlage, die es ermöglicht, die Bevölkerung dezentral mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.
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