Elektronische Nase für geruchsfreie Druckprodukte

Ob auf Joghurtbechern, Kosmetikverpackungen oder Etiketten, der UV-Druck begegnet uns in vielen Produkten des Alltags, insbesondere wenn es sich um hochwertige Aufdrucke mit Glanzeffekten handelt.

Bei diesem Verfahren werden spezielle Druckfarben mit UV-Licht getrocknet, wodurch die frisch aufgedruckte Schicht blitzartig eine harte Oberfläche erhält. Das bietet interessante Möglichkeiten beim Bedrucken von Kunststoffen und Metallicfolien. Die Waren könnten attraktiv verpackt werden und zum Kauf verführen, wäre da nicht zuweilen ein unangenehmer Geruch dabei.

Das hat schon manchen Drucker einen lukrativen Auftrag gekostet, kann sich aber jetzt ändern, denn „dieser Eigengeruch ist vermeidbar“, sagt Dr. Wolfgang Rauh von der Fogra Forschungsgesellschaft Druck e.V.

Rauh ging der Ursache für die Gerüche in einem Forschungsprojekt auf den Grund. Die für den Geruch verantwortlichen Stoffe wurden identifiziert und ein standardisiertes schnelles Messverfahren auf der Basis der Gaschromatographie konnte entwickelt werden. Im nächsten Schritt sind die Anbieter von UV-Druckfarben, Papieren beziehungsweise Kartons und UV-Lacken gefordert.

Sie müssen die sensorisch problematischen Stoffe aus ihren Produkten verbannen. Mit Hilfe des von der Fogra entwickelten Laborverfahrens können die verwendeten Rohstoffe daraufhin geprüft werden. Die Forschungsgesellschaft plant in Zusammenarbeit mit der Industrie, entsprechende Empfehlungslisten für Druckfarben, Papiere und Lacke zu erstellen.

Zusätzlich können Drucker jetzt auch den Produktionsprozess kontrollieren. Eine Art „elektronische Nase“ wacht über die sensorische Qualität der Druckprodukte, denn auch die falsche Wahl eines Verfahrensparameters kann zu unangenehmen Gerüchen führen. Mit Hilfe des innovativen Messverfahrens kann dies rechtzeitig ermittelt und die Produktionsbedingungen im Druck können entsprechend modifiziert werden.

Die Forschungsergebnisse sind für den UV-Druck von enormer Bedeutung, denn diese Drucktechnik, vor etwa 20 Jahren eingeführt, konnte sich bis jetzt nicht breit durchsetzen. Zum einen deshalb, weil die Geruchsbelastung zu häufigen Reklamationen führte, zum anderen, weil potenzielle Auftraggeber diese Problematik kannten und zurückhaltend reagierten. Dabei hat gerade dieses Druckverfahren hohes Wachstumspotenzial, da es hochwertigen Drucken interessante Möglichkeiten bietet, die andere Techniken nicht leisten können.

Mit den in diesem Forschungsprojekt erarbeiteten Methoden wurde ein gravierendes Hindernis für die Weiterentwicklung des UV-Drucks aus dem Weg geräumt. Nun liegt es an der Wirtschaft, neue Märkte und Kunden für die Druckerzeugnisse zu gewinnen. Es sind eindeutig kleine und mittlere Unternehmen, die die deutsche Druckindustrie prägen. Von den insgesamt 11.000 Betrieben arbeiten etwa 97 Prozent mit bis zu 100 Beschäftigten. Nun können sie jetzt mit mehr Qualität sowie im Exportgeschäft punkten, denn die UV-Technologie kommt vor allem im hochpreisigen Produktsegment zum Einsatz, ist daher nicht weltweit verbreitet. Charakteristisch für die Industrielle Gemeinschaftsforschung ist, dass deren Ergebnisse oft eine branchenübergreifende Wirkung haben – so sind auch in diesem Fall die gewonnenen Erkenntnisse nicht nur für Drucker, sondern beispielsweise ebenso für die Hersteller von Kunststoffwaren interessant.

Veranstaltungshinweis:
Am 16. und 17. November 2010 veranstaltet die Fogra eine Informationsveranstaltung zum Thema UV-Druck in München. Mehr Informationen unter: www.fogra.org/events-de/index_events.html
Ansprechpartner Projekt:
Dr. Wolfgang Rauh, Fogra Forschungsgesellschaft Druck e.V., E-Mail: rauh@fogra.org, Telefon: 089 43182-351
Über die AiF:
Die AiF – Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. – fördert seit 1954 Forschung und Entwicklung zugunsten mittelständischer Unternehmen. Als Dach eines Netzwerks mit 101 Forschungsvereinigungen bietet sie praxisnahe Innovationsberatung. Sie ist Träger der Industriellen Gemeinschaftsforschung und betreut gemeinsam mit der AiF Projekt GmbH, ihrer einhundertprozentigen Tochter, weitere Förderprogramme der öffentlichen Hand. Pro Jahr fließen über die AiF ca. 400 Millionen Euro öffentliche Mittel in mehrere Tausend Forschungsprojekte.
Pressearbeit:
AiF, Anita Widera, E-Mail: presse@aif.de, Telefon: 0221 37680-10

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Anita Widera idw

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