Kostengünstig Wertstoffe aus Biomüll gewinnen
Der italienische Ingenieur Umberto Manola hat ein Verfahren vorgestellt, mit dem aus industriellen und landwirtschaftlichen Nebenprodukten kostengünstig für weiterverarbeitende Industrien geeignete Wertstoffe gewonnen werden können. Die in mehr als vier Jahrzehnten entwickelte Hypercritical Separation Tecnology (Hyst) wird über die von ihm gegründete Firma Biohyst vermarktet.
Als Ausgangsmaterialien dienen in der Land- und Forstwirtschaft entstehende Abfallprodukte wie Getreide- und Maisstroh, Trester aus der Weinkelterung sowie Pressrückstände aus der Obst-, Tomaten- und Ölfrüchteverarbeitung. Aber auch Holzrinde, Sägemehl, Algen sowie Schlacht- und Fischabfälle sind geeignet.
Trennverfahren ist der Schlüssel
„Unser international patentiertes Know-how liegt in der Trennung der Biomassebestandteile mittels eines mit Hochgeschwindigkeit arbeitenden Partikelbeschleunigers, ohne dass es dabei mechanischer Hilfsmittel wie Rollen oder Pressen bedarf“, erklärt Manola. „Für die notwendige Geschwindigkeit sorgen zwei in gegenläufig gerichtete Starkluftströme“, so der lange Zeit in der Mühlenindustrie tätige Tüftler weiter. Die in der Pilotanlage bei zwei Tonnen liegende Stundenleistung könne ohne weiteres auf sieben Tonnen gesteigert werden.
71 Kilogramm Wertstoffe aus 100 Kilogramm Müll
Verwendung finden die daraus entstehenden Rohstoffe vor allem in der Nahrungsmittelherstellung, Chemie- und Papierindustrie sowie bei der Herstellung von Ersatzbrennstoffen und Biotreibstoffen. Während der Versuche in mehreren landwirtschaftlichen Betrieben stellte sich heraus, dass aus 100 Kilogramm Biomasse neben 20 Kilogramm Lignin und 25 Kilogramm Fasern auch 26 Liter Äthanol entstehen.
Als Vorteile dieser Methode gelten vor allem das Ausbleiben von Abwässern und CO2-Emissionen. Außerdem werde die Konkurrenz zu anderen als Lebensmittel dienenden agrarischen Rohstoffen vermieden.
„Die von uns entwickelte Technologie mit der dazugehörenden Software kann beispielsweise zu erheblichen Kosteneinsparungen in der Mischfutterindustrie führen“, meint Marketing-Manager Daniele Lattanzi. Dort könne die von der Gerste gelieferte Nährsubstanz durch das im Maiskolben enthaltene Kohlehydrat ersetzt werden. Dies bedeute 30 bis 40 Prozent weniger an Gestehungskosten.
Alternativenergie
Großes Interesse an Hyst hat auch die Nationale Forschungsstelle für alternative Energien ENEA angemeldet. Ihre Anwendungsgebiete, so Direktor Vito Pignatelli, reichen von biokompatiblen Energieträgern bis zur Trennung radioaktiver Abfälle. Das in enger Zusammenarbeit mit der Università Cattolica del Sacro Cuore in Piacenza enstandene Verfahren ist vor kurzem kostenlos einigen afrikanischen Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt worden.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.biohyst.itAlle Nachrichten aus der Kategorie: Verfahrenstechnologie
Dieses Fachgebiet umfasst wissenschaftliche Verfahren zur Änderung von Stoffeigenschaften (Zerkleinern, Kühlen, etc.), Stoffzusammensetzungen (Filtration, Destillation, etc.) und Stoffarten (Oxidation, Hydrierung, etc.).
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Trenntechnologie, Lasertechnologie, Messtechnik, Robotertechnik, Prüftechnik, Beschichtungsverfahren und Analyseverfahren.
Neueste Beiträge
Lange angestrebte Messung des exotischen Betazerfalls in Thallium
… hilft bei Zeitskalenbestimmung der Sonnenentstehung. Wie lange hat eigentlich die Bildung unserer Sonne in ihrer stellaren Kinderstube gedauert? Eine internationale Kollaboration von Wissenschaftler*innen ist einer Antwort nun nähergekommen. Ihnen…
Soft Robotics: Keramik mit Feingefühl
Roboter, die Berührungen spüren und Temperaturunterschiede wahrnehmen? Ein unerwartetes Material macht das möglich. Im Empa-Labor für Hochleistungskeramik entwickeln Forschende weiche und intelligente Sensormaterialien auf der Basis von Keramik-Partikeln. Beim Wort…
Klimawandel bedroht wichtige Planktongruppen im Meer
Erwärmung und Versauerung der Ozeane stören die marinen Ökosysteme. Planktische Foraminiferen sind winzige Meeresorganismen und von zentraler Bedeutung für den Kohlenstoffkreislauf der Ozeane. Eine aktuelle Studie des Forschungszentrums CEREGE in…