Siemens und LanzaTech wollen Bioethanol aus Stahlwerksabgasen erzeugen
Siemens Metals Technologies und LanzaTech haben ein zehnjähriges Kooperationsabkommen zur Entwicklung und Vermarktung von integrierten Umweltlösungen für die weltweite Stahlindustrie geschlossen.
Im Zentrum der Zusammenarbeit steht das von LanzaTech entwickelte Fermentierungsverfahren, mit dem kohlenstoffreiche Abgase in der Stahlindustrie zu Bioethanol und anderen Basis-Chemikalien konvertiert werden können. Siemens und LanzaTech werden auch bei der Prozessintegration und -optimierung, bei der Vermarktung sowie der Durchführung von Kundenprojekten kooperieren.
Abgase aus der Eisen- und Stahlerzeugung enthalten signifikante Mengen an Kohlenmonoxid (CO) und Kohlendioxid (CO2). Die Eisen- und Stahlindustrie trägt 6,7 Prozent zum weltweiten CO2-Aufkommen bei. Durchschnittlich 1,8 Tonnen Kohlendioxid entstehen bei der Produktion einer Tonne Stahl. Bisher werden diese Abgase abgefackelt oder zur werksinternen Erzeugung von Prozesswärme und elektrischer Energie genutzt.
LanzaTechs innovative Technik nutzt die Abgase aus Konverter-, Kokerei- oder Hochofenprozessen als Nährstoff und Energiequelle. Mit dem patentierten biologischen Fermentierungsverfahren steht Stahlwerksbetreibern jetzt ein Weg offen, die in den Abgasen in Form von CO, CO2 und H2 (Wasserstoff) enthaltene chemische Energie zur umweltfreundlichen Erzeugung von Bioethanol oder anderen Basis-Chemikalien wie Essigsäure, Aceton, iso-Propanol, n-Butanol oder 2,3-Butanediol zu nutzen.
Allein der Weltmarkt für Ethanol wird auf ein jährliches Volumen von mehr als 80 Millionen Tonnen geschätzt, davon 75 Millionen Tonnen für den Einsatz als Biokraftstoff. Im Gegensatz zum aus Agrarprodukten gewonnenen Bioethanol tritt das Fermentierungsverfahren von LanzaTech nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung. Wesentlicher Vorteil dieser Technologie ist, dass die CO2-Emissionen („Carbon Footprint“) um 50 bis 70 Prozent geringer als bei erdölbasierten Kraftstoffen und um etwa ein Drittel geringer als bei der Verstromung der Stahlwerksabgase sind.
Seit 2008 betreibt LanzaTech in Auckland, Neuseeland, eine Pilotanlage, die Stahlwerksabgase verarbeitet. 2012 hatte LanzaTech als weltweit erstes Unter-nehmen die Gasfermentierung zur vorkommerziellen Einsatzreife gebracht. Zwei von LanzaTech entwickelte und betriebene Anlagen in Werken der chinesischen Stahlerzeuger Baosteel und Shougang produzieren seither jeweils rund 300 Tonnen Ethanol pro Jahr aus Abgasen. Zurzeit plant LanzaTech zwei kommerzielle Produktionsanlagen in China zu errichten. Der Bau soll noch 2013 beginnen und die Produktion 2014 aufgenommen werden. Siemens und LanzaTech verfolgen mehrere kommerzielle Fermentierungsprojekte weltweit.
„Die globale Nachfrage nach bezahlbarer und umweltfreundlich erzeugter Energie war noch nie so stark wie heute“, sagte Dr. Jennifer Holmgren, CEO von LanzaTech. „Die Kohlendioxidemissionen von Stahlwerken können eine neue wichtige Energiequelle werden und gleichzeitig zur Emissionsreduktion beitragen. Wir sind froh darüber, gemeinsam mit Siemens integrierte Lösungen zu entwickeln, mit denen die Eisen- und Stahlindustrie ihre Wertschöpfung und Umweltfreundlichkeit erhöhen kann“.
„Die Eisen- und Stahlindustrie agiert zurzeit in einem schwierigen Marktumfeld. Nicht neue Produktionsrekorde sind heute das Hauptziel unserer Kunden, sondern eine möglichst weitgehende Senkung der Betriebskosten“, sagte Norbert Petermaier, Senior Vice President bei Siemens Metals Technologies „Gleichzeitig setzen Regierungen ambitionierte Vorgaben für Emissionssenkungen, insbesondere hinsichtlich des CO2-Austoßes“. Aus diesem Grund konzentriere sich Siemens auf Lösungen, mit denen Stahlerzeuger beide Ziele erreichen können. „LanzaTechs einzigartige CO/CO2-Fermentierung bietet eine solche Gelegenheit und passt hervorragend zur führenden Position von Siemens als Anbieter von grünen Lösungen für die Industrie“.
LanzaTech ist ein führendes Unternehmen auf dem Gebiet der Gasfermentierung mit dem Schwerpunkt auf der Entwicklung neuer und ökonomischer Methoden zur Erzeugung von umweltfreundlichen Brennstoffen und hochwertigen Chemikalien aus Industrieabgasen und Reststoffen. LanzaTechs einzigartiges Verfahren bietet einen nachhaltigen Weg zur Produktion von Basis-Chemikalien, die als Bausteine für unersetzliche Materialien wie Gummi, Plastik, Kunstfasern oder Treibstoffe dienen. Die technischen Lösungen von LanzaTech senken den Ausstoß von Kohlendioxid in Industrieanlagen, ohne die Nahrungsmittelerzeugung oder die Landnutzung zu beeinträchtigen. Das ursprünglich in Neuseeland gegründete Unternehmen ist durch den für 2013 geplanten Baubeginn von zwei kommerziellen Anlagen, die 2014 in Betrieb gehen sollen, eine weltweit agierende Firma geworden. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.lanzatech.com
Der Siemens-Sektor Industry (Erlangen) ist der weltweit führende Anbieter innovativer und umweltfreundlicher Produkte und Lösungen für Industrieunternehmen. Mit durchgängiger Automatisierungstechnik und Industriesoftware, fundierter Branchenexpertise und technologiebasiertem Service steigert der Sektor die Produktivität, Effizienz und die Flexibilität seiner Kunden. Der Sektor Industry hat weltweit mehr als 100.000 Beschäftigte und umfasst die Divisionen Industry Automation, Drive Technologies und Customer Services sowie die Business Unit Metals Technologies. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.siemens.com/industry
Die Business Unit Metals Technologies (Linz, Österreich) im Siemens-Sektor Industry ist ein weltweit führender Lifecycle-Partner für die metallurgische Industrie. Die Business Unit bietet ein umfassendes Technologie-, Modernisierung-, Produkt- und Serviceportfolio und integrierte Automatisierungs- und Umweltlösungen für den gesamten Lebenszyklus von Anlagen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.siemens.com/metals
Reference Number: IMT201306468d
Ansprechpartner
Herr Dr. Rainer Schulze
Metals Technologies
Siemens AG
Turmstr. 44
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Österreich
Tel: +49 (9131) 7-44544
rainer.schulze@siemens.com
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