Urintrennung düngt Pflanzen und schont Gewässer
Die getrennte Abführung des Urins nach seiner Ausscheidung reduziert nicht nur den Aufwand von Kläranlagen entscheidend, sondern liefert auch einen hochwertigen Dünger. Wissenschaftler am Schweizer Wasserforschungs-Institut Eawag entwickelten ein Toilettensystem, das diese Trennung möglich macht und gleichzeitig den gesammelten Urin verarbeitet.
Novaquatis, ein abgeschlossenes Projekt des Instituts, untersuchte die Funktion und Umsetzung des Systems und erhielt dafür am gestrigen Donnerstag den hochdotierten Preis für transdisziplinäre Forschung der Schweizer Akademien der Wissenschaften.
Urin ist sehr nährstoffreich. 80 Prozent aller Nährstoffe im Abwasser entstammen aus der gelben Substanz, obwohl es nur ein Prozent des Abwasservolumens ausmacht. Im Abwasser werden diese Nährstoffe jedoch zum Giftstoff, Ammonium belastet die Flüsse und eine Überdüngung durch Phosophor führt zu verstärktem Algenwachstum. Um diese Substanzen herauszufiltern oder umzuwandeln, sind komplizierte Vorgänge mit hohem finanziellen Aufwand in den Kläranlagen notwendig.
Toiletteanlagen, die Urin durch ein eigenes Auffangbecken seperat sammeln, könnten die Lösung des Problems sein. Der Wissenschaftler Kai Udert arbeitet an der Entwicklung kleiner biologischen Reaktoren, die im Haus oder in der Wohnung das Urin auch verarbeiten. „Dieses System soll besonders in Städten zum Einsatz kommen, weil dort die Belastung der Kläranlagen am höchsten ist“, so Udert im pressetext-Interview. Kleine, dezentrale Anlagen hätten den Vorteil, dass sie die schrittweise Implementierung erleichterten und weniger Aufwand bedeuteten. An einigen Orten in der Schweiz werde das System bereits getestet, die Funktionsweise wie auch die Akzeptanz der Benützer sei bisher gut, so Udert.
Im von der Landwirtschaft geprägten Land Nepal beobachtete Udert, wie Urin gesammelt und direkt auf die Felder verteilt wird. „Urin ist billiger als der gekaufte Kunstdünger und enthält zudem alles, was die Pflanzen brauchen: Stickstoffe, Kalium, Phosphor, Schwefel und andere Nährstoffe“. Das Interesse für Urintrennung sei im Land am Himalaya hoch, demnächst würden hier die ersten öffentliche Toiletten mit Trennanlagen ausgestattet.
Auch für andere Regionen wie in chinesischen Städten oder in Osteuropa sieht Udert große Chancen baldigen Einsatzes der Urintrennung. „Diese Länder haben zunehmend Naturschutzprobleme aufgrund des Abwassers und der mangelnden Klärung.“ Dass diese Anlagen eines Tages weltweit flächendeckend zum Einsatz kommen, hält der Verfahrenstechniker aufgrund ihrer Vorteile für realistisch.
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