Achtung, hier kommt (d)ein Paket

Eines der Lastenräder, die das Paket direkt von der Tram zum Kunden bringen.
(c) Frankfurt University of Applied Sciences, Benjamin Federmann, 2024

Forschungsprojekt zur „LastMileTram“ gestartet.

Die „LastMileTram“ liefert jetzt in Frankfurt aus / Nachhaltigerer Pakettransport per Straßenbahn wird im Forschungsprojekt der Frankfurt UAS in Kooperation mit VGF und Amazon untersucht.

Welchen Beitrag kann die Straßenbahn in einer Großstadt wie Frankfurt am Main im Rahmen einer nachhaltigeren und lokal CO₂-freien Paketzustellung in Kombination mit E-Fahrzeugen leisten? Das untersucht das Forschungsprojekt „LastMileTram RheinMain V“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Kooperation mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) und Amazon. Im Rahmen eines zunächst einmonatigen Testlaufs im Realbetrieb befördert die sogenannte Gütertram, eine ausschließlich zum Pakettransport genutzte Straßenbahn, Päckchen und Pakete ab dem 6. September 2024 vom Stadtrand in die Frankfurter Innenstadt. Ziel des Projekts ist es, den Straßenverkehr zu entlasten sowie Lärm und CO₂-Emissionen im Stadtgebiet zu verringern.

Pilotprojekt für dreistufiges, nachhaltigeres Transportsystem: Lastenrad, Straßenbahn und elektrischer Transporter

Die Idee, eine Gütertram im Rahmen des Zustellprozesses auf der „letzten Meile“ (last mile) zu nutzen, ist 2018 in der Theorie gestartet. Der Weg des Forschungsprojekts führte über verschiedene Iterationsstufen, zuletzt mit Prozess-Simulationen, zum nun angelaufenen Realbetrieb der LastMileTram. Die Güterstraßenbahn der VGF wird Pakete von Amazon von der Haltestelle „Stadion“ zu der Haltestelle „Zoo“ und zum Betriebshof Gutleut – befördern. Der Transportprozess auf der letzten Meile erfolgt dabei ohne den Ausstoß von CO₂-Emissionen: Die Päckchen und Pakete werden von einem Verteilzentrum von Amazon in Raunheim mit E-Transporter zur Tram-Station in Stadtrandlage gebracht, in der Innenstadt werden die Sendungen von den Haltestellen „Zoo“ und auch vom Betriebshof Gutleut mit elektrisch betriebenen Lastenrädern an die Haustüren der Kund*innen geliefert. Gefördert wird das Projekt mit dem dreistufigen System aus Lastenrad, Straßenbahn und elektrischem Transporter vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum.

Die VGF Gütertram befördert im Stadtgebiet von Frankfurt am Main im Rahmen des Forschungsprojekts LastMileTram Pakete.
Die VGF Gütertram befördert im Stadtgebiet von Frankfurt am Main im Rahmen des Forschungsprojekts LastMileTram Pakete. (c) VGF

„Mit einem Belieferungskonzept wie im Projekt ‚LastMileTram‘ in Frankfurt können wir die in den vorangegangenen Projektabschnitten gewonnenen Erkenntnisse und Prozesse endlich im Realbetrieb erproben und optimieren. Unsere bisherigen Simulationsergebnisse zeigten, dass der dreistufige Prozess gegenüber der herkömmlichen einstufigen Belieferung ökonomische wie auch ökologische Vorteile erzielen kann“, erklärt Projektleiter und Hochschulpräsident Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke von der Frankfurt UAS. „Wir erhoffen uns, das Konzept in Zukunft dauerhaft in Frankfurt etablieren zu können und auch an weiteren Standorten umzusetzen, um so den Straßenverkehr in Großstädten deutlich zu entlasten.“

Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, sagte anlässlich des Projektstarts: „Ich freue mich, dass mit der Gütertram in Frankfurt der Probebetrieb jetzt starten kann. Es ist wichtig, dass wir alle Optionen prüfen, um eine stadtverträgliche Logistik auf den Weg zu bringen. Gemeinsam mit den Projektpartnern können wir hier Machbarkeit, Praxistauglichkeit und Skalierbarkeit der Gütertram im Probebetrieb gut testen und anschließend evaluieren.“

„Ein funktionierender Verkehr ist für die Wirtschaft essentiell“, sagt Wolfgang Siefert, Mobilitätsdezernent Stadt Frankfurt am Main. „Viele Unternehmen haben erkannt, dass Nachhaltigkeit und Effizienz im Güterverkehr kein Widerspruch sind, sondern sich – ganz im Gegenteil – gut ergänzen. Paketdienste auf die Schiene zu verlagern, schafft mehr Raum auf der Straße. Zudem ist der Wirtschaftsverkehr ein wichtiger Stellhebel, um die Emissionen im Verkehrssektor zu senken. Wir freuen uns auf die wissenschaftliche Analyse der Frankfurt UAS, um den Nutzen des Pilotprojektes sachlich und differenziert bewerten zu können.“

„Wir sind Bestandteil eines neuen Konzepts der umweltfreundlicheren Paketzustellung. Mit dem Einsatz unserer Bahn können Pakete zukünftig lokal emissionsfrei von den städtischen Randgebieten in die Innenstädte transportiert werden und damit gehen die VGF und ihre Partner einen innovativen Weg, die Lebensqualität in Frankfurt zu verbessern“, bestätigt die Geschäftsführung der VGF.

„Die Dekarbonisierung unseres Logistiknetzwerks spielt eine Schlüsselrolle, um das Ziel unseres Klima-Versprechens Climate Pledge zu erreichen: bis 2040 in allen Geschäftsbereichen CO2-neutral zu sein. Wir investieren, experimentieren und innovieren weiterhin in diesem Bereich und freuen uns über die Zusammenarbeit mit der VGF und der UAS in der nächsten Phase dieses Projekts“, so Martin Andersen, Country Director MEU AMZL bei Amazon.

Analyse der Faktoren für eine lokal CO₂-freie Paketzustellung

Auch wenn Paketdienstleister vielerorts an nachhaltigeren Zustellkonzepten arbeiten und etwa die Elektrifizierung ihrer Flotten vorantreiben, erfolgt die Paketzustellung größtenteils noch immer durch konventionelle Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Beim Aufsetzen einer lokal CO₂-freien Zustellung sind viele Faktoren und komplexe Zusammenhänge zu berücksichtigen: Neben den geeigneten Fahrzeugen bedarf es einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur und zentraler Mikrodepots, also kleiner Sendungsumschlagplätze, die besonders in Innenstadtlagen rar und teuer sind. Deshalb sind alternative Lösungsansätze wie der Pakettransport via Schiene interessant. Im Rahmen des Realversuchs erfolgt eine ganzheitliche Betrachtung des Betriebs der Gütertram. Dies soll unter anderem Aufschluss darüber bringen, wie ein derartiges Lieferkonzept im Vergleich zur konventionellen Belieferung ausfällt, wobei auch Punkte wie Inflation und CO₂-Steuer berücksichtigt werden. Daneben geht es auch um Fragen zu Mengenspitzen im Sendungsvolumen und deren Auffangen in einem dreistufigen System sowie zum Verlagern des Transports in Randzeiten. Außerdem prüfen die Projektpartner, ob sich Sperrgut in der VGF-Straßenbahn transportieren lässt, und erproben den Einsatz von potenziell geeigneten Ladungsträgern zum Bündeln der Sendungen. Dabei wird auf ökologische Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und die Sicherheit bei der Befestigung der Ladungsträger in der Tram geachtet. All diese Fragen finden im Anschluss Berücksichtigung in der Ausarbeitung allgemeingültiger Empfehlungen zum Pakettransport via Straßenbahn.

Über das Forschungsprojekt LastMileTram
Seit 2018 wurde zunächst im Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt UAS das Konzept der „LastMileTram“ erforscht. In den letzten Projektabschnitten 2022 und 2023 simulierte die Forschungsgruppe am Projektstandort Frankfurt am Main der großflächige Einsatz einer Güterstraßenbahn für den urbanen Transport von Gütern, um die Auswirkungen des Zustellprozesses auf das urbane Logistiksystem identifizieren zu können. Mit LastMileTram V wird der Realbetrieb nun direkt im Projektbereich des Hochschulpräsidiums gemeinsam mit der VGF und Amazon erprobt. In Summe hat diese Lösung das Potenzial, in ausgewählten Stadtteiltypen wirtschaftlicher als die herkömmliche Belieferung zu sein. Auch wurden die rechtlichen Herausforderungen der Güterstraßenbahnen identifiziert, darunter die Sicherheitsvorschriften. Zusätzlich wurden alle operativ relevanten Vorbereitungen getroffen, um LastMileTram als Pilotprojekt in Frankfurt am Main umsetzen zu können.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Telefon: +49 69 1533 3870, E-Mail: schocke@fb3.fra-uas.de; Benjamin Federmann, Telefon: +49 69 1533 2949; benjamin.federmann@fb3.fra-uas.de, http://www.relut.de

Pressekontakt:

Frankfurt University of Applied Sciences, Abt. Kommunikation, Telefon: +49 69 1533-3048, pressestelle@fra-uas.de, http://www.frankfurt-university.de

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Dr. Martina Helmerich, Stv. Pressesprecherin, Telefon: +49 611 815 2012, E-Mail: martina.helmerich@wirtschaft.hessen.de

Mobilitätsdezernat der Stadt Frankfurt am Main, Wiebke Lang, Referentin Kommunikation, Telefon: +49 (0) 69 212 31482, wiebke.lang@stadt-frankfurt.de

Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF), Unternehmenskommunikation, Telefon: +49 69 213 27495, presse@vgf-ffm.de, http://vgf-ffm.de

Amazon Deutschland Services GmbH Public Relations, Marcel-Breuer-Str. 1, 80807 München, Telefon: +49 89 35803-530, Telefax: +49 89 35803-481; E-Mail: presseanfragen@amazon.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, Telefon: +49 69 1533 3870, E-Mail: schocke@fb3.fra-uas.de; Benjamin Federmann, Telefon: +49 69 1533 2949; benjamin.federmann@fb3.fra-uas.de, http://www.relut.de

Weitere Informationen:

https://guetertram.de/

https://www.frankfurt-university.de/de/news/n-frankfurt-uas-aktuelles/achtung-hier-kommt-dein-paket-forschungsprojekt-zur-lastmiletram-gestartet-1/

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Friederike Mannig Kommunikation
Frankfurt University of Applied Sciences

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