Deutscher Geosatellit CHAMP erfolgreich gestartet


Neue Mission to planet Earth,Erkundung des Schwerefeldes, magentfeldes, der Atmosphäre und Ionosphäre, Weltraumwetter

Erfolgreicher Start des deutschen Geoforschungssatelliten: Mission CHAMP auf dem Weg
Ostdeutscher Satellit auf der Umlaufbahn

GFZ Potsdam, 15.07.2000, 14:52 UhrAuf dem russischen Startplatz Plesetzk, rund 180 Kilometer südlich von Archangelsk, erfolgte um Punkt 14 Uhr (MESZ) der Bilderbuchstart des deutschen Geoforschungssatellit CHAMP (CHAllenging Minisatellite Payload). An der Spitze einer Cosmos-Rakete hob der Satellit ab zum Flug auf einer 460 km hohe Umlaufbahn. 50 Minuten später wurde planmäßig der erste Kontakt über der Station McMurdo in der Antarktis hergestellt. 200 geladene Gäste und etwa ebensoviele anwesende Mitarbeiter des GeoForschungsZentrums (GFZ) haben den Start in einer Satellitenübertragung live mitverfolgt. Mit dem erfolgreichen Beginn der Mission CHAMP hochzufrieden zeigte sich auch Prof. Christoph Reigber vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ), der Vater des CHAMP in einem ersten Statement aus dem Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum: „Der bisherige Verlauf der Mission CHAMP entspricht völlig unseren Planungen.“

CHAMP-Mission eröffnet neue Blickwinkel
Das vom GeoForschungsZentrum Potsdam konzipierte Projekt zielt auf geowissenschaftliche und meteorologisch/klimatologische Fragestellungen ab. CHAMP hat die Aufgabe, des Erdschwerefeld zu vermessen, das Erdmagnetfeld zu untersuchen und die Atmosphäre und Ionosphäre zu sondieren. Die von CHAMP ermittelten Daten werden zu einem wesentlich besseren Verständnis der Prozesse im System Erde führen.
„Will man das Gesamtsystem Erde verstehen, ist das Zusammenspiel von globalen Beobachtungsdaten und bodengestützten Messungen gefordert,“ so Prof. Dr. Rolf Emmermann, Vorstandsvorsitzender des GFZ Potsdam. „Erst in dieser Kombination werden die zeitlich-räumlichen Prozesse im System Erde nachvollziehbar.“
Der hochaufgelöste, globale Blick auf das Schwere- und das Magnetfeld der Erde wird durch die niedrige Flughöhe von CHAMP ermöglicht. Zugleich ergibt sich dadurch die Möglichkeit, die Atmospäre und Ionosphäre zu sondieren.
CHAMP-Missionsfelder
Wissenschaftlich ausgerichteten Fragestellungen stehen in der CHAMP-Mission gleichberechtigt neben anwendungsbezogenen Aspekten. CHAMP kann wesentliche Beiträge liefern zur:
– Ermittlung globaler Referenzmodelle für Schwere- und Magnetfeld,
– Modellierung des Aufbaus des Erdinnern,
– Überwachung der Ozeanzirkulation und des Meeresspiegels,
– Bestimmung des globalen vertikalen Temperaturprofils der Neutralatmosphäre und des Wasserdampfgehalts in der Troposphäre,
– Untersuchung der elektrischen Flüsse in der Ionosphäre,
– Überwachung des Weltraumwetters.

Aus der Vermessung der Flugbahn eines Satelliten läßt sich die zugrunde liegende Erdanziehungskraft ermitteln. Erstmals wird mit CHAMP eine solche Satellitenbahnbestimmung vorgenommen, bei der die nicht durch das Schwerefeld verursachten Bahnstörungen mit einem Beschleunigungsmesser an Bord direkt gemessen und eliminiert werden. CHAMP ermöglicht, zusammen mit bodengestützten Messungen, die Auflösung des Erdmagnetfeldes in seine drei Hauptkomponenten, die durch den Erddynamo, durch Magnetisierung der Gesteine in der Erdkruste und durch fließende Ströme in der Ionosphäre entstehen. Und CHAMP liefert durch Messung der GPS-Radiosignale weltweit vertikale Profile der Feuchte und der Temperatur in der Atmosphäre, eine für die Wettervorhersage unerläßliche Größe gerade über den Ozeanen, wo es keine Beobachtungsstationen gibt.
„CHAMPs Blick geht damit auf das gesamte System Erde und reicht von der oberen Atmosphäre bis in das tiefe Erdinnere,“ ergänzt Prof. Emmermann. „Aus den Beobachtungen von CHAMP ergeben sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, die von einer Verbesserung des geowissenschaftlichen Prozessverständnisses über eine präzisere Navigation bis zu zuverlässigeren Wettervorhersagen reichen.“

CHAMPs Daten
Der Satellit wiegt 522 kg und hat eine Gesamtlänge von 8,33 m. Im Laufe seiner etwa 5jährigen Lebensdauer wird er von seiner Anfangsflughöhe in 460 km auf etwa 300 km absinken. Er fliegt in 93 Minuten einmal um die Erde. Durch seine polnahe Flugbahn mit einer Neigung von 87 Grad gegenüber dem Äquator überdeckt CHAMP während seiner Flugzeit fast den gesamten Planeten.

CHAMP und die Folgeprojekte
Dass Bundesministeriums für Bildung und Forschung initiierte 1995 eine Satellitenmission als Leitprojekt für die ostdeutsche Raumfahrtindustrie, um das im Osten Deutschlands existierende Raumfahrt-Know-how zu fördern. Das vom GFZ vorgeschlagene Konzept CHAMP wurde ausgewählt, um dieses Vorhaben umzusetzen.
CHAMP ist ein Projekt des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Jena-Optronik GmbH (DJO), ein Tochterunternehmen von Europas neuem Raumfahrtkonzern Astrium, war für den Bau des Satelliten verantwortlich.
Die wissenschaftliche Bedeutung des Projekts und der erwarteten Ergebnisse zeigt sich auch im internationalen Interesse an der Mitarbeit bei CHAMP. So beteiligen sich die amerikanische NASA, die französische Raumfahrtbehörde CNES und die Air Force Research Laboratories (USA) mit Beistellungen von Meßinstrumenten für CHAMP an dem Projekt.
CHAMP hat bereits Folgeprojekte für die deutsche Wissenschaft und Industrie initiiert. So baut die NASA gemeinsam mit der deutschen Raumfahrtindustrie für die amerikanisch-deutsche GRACE-Mission eine Satellitenkonfiguration, die auf zwei Satelliten vom CHAMP-Typ basiert. Am Bau dieser Satelliten sind Firmen aus Ostdeutschland wieder maßgeblich beteiligt.

Abbildungen in druckfähiger Auflösung zu CHAMP und seinen Missionszielen finden Sie unter:
http://www.gfz-potsdam.de/news/foto/champ/

Franz Ossing
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