Parkhilfe für Flugzeuge
Eben gelandet, sitzen die Passagiere unruhig im Sessel. Doch erst wenn die endgültige Parkposition erreicht ist, dürfen die Gurte gelöst werden und die Passagiere aufstehen. Damit sie trockenen Fußes und möglichst ohne Zeitverlust ins Flughafengebäude gelangen, ersetzen Teleskopbrücken immer häufiger die rollende Gangway und den Flughafenbus. Doch das Andocken an die ausziehbaren Gänge erfordert hohe Genauigkeit – der Pilot muss die Maschine präzise in die richtige Parkposition bringen. Ohne Hilfe von außen ist das schwierig, denn die Piloten haben aus dem Cockpit heraus nur eine äußerst eingeschränkte Sicht. Dr. Volker Gengenbach hat in seiner Zeit am Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverarbeitung IITB in Karlsruhe ein automatisches, videobasiertes Andockleitsystem entwickelt. Auf den letzten Metern und Zentimetern beim Andocken ersetzt es die traditionellen Einwinker. Für diese Entwicklung erhält Dr. Gengenbach den Josef-von-Fraunhofer Preis 2001.
Zunächst gibt das Bodenpersonal Flugzeugtyp und erwartete Ankunftszeit ein. Eine Videokamera erfasst dann das einrollende Flugzeug. Mit Hilfe der vorhandenen Modelldaten werden Anfahrtsweg und optimale Halteposition errechnet. »Die Fahrlinie wird 10 bis 20-mal pro Sekunde gemessen«, erläutert Dr. Gengenbach. »Das System vergleicht idealen und realen Fahrweg, indem es die Projektion eines dreidimensionalen Flugzeugmodells an die aus der Bildinformation extrahierten Umrisskonturen anpasst. Trotz der enormen Datenmenge kann ein gängiger Computer die Auswertung übernehmen.« Der Pilot erhält lediglich Informationen über Entfernung und Richtung auf einer Anzeige dargestellt, um die erforderlichen Korrekturen auszuführen. Die Kamera basiert auf einem CMOS-Chip. Sie kann extreme Kontraste abbilden und arbeitet selbst bei gleißendem Sonnenlicht oder bei eingeschränkter Sicht im Schneegestöber zuverlässig. Darüber hinaus ist die Parkhilfe gleichzeitig auch Parkuhr: Das Andocksystem misst die Standzeit des Flugzeugs am Flughafen sekundengenau. Dementsprechend berechnet der Flughafen die Parkgebühr für die Airline.
In seiner ausgegründeten Firma GEVITEC arbeitet Dr. Gengenbach daran, das System an die Eigenheiten der einzelnen Flughäfen anzupassen. Sein nächstes Ziel: Die automatische Typerkennung von einrollenden Flugzeugen. Das System wird von der Honeywell Airport Systems GmbH bereits an Flughäfen in Deutschland, China und Korea eingesetzt.
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verkehr Logistik
Von allen Aktivitäten zur physischen Raum- und Zeitüberbrückung von Gütern und Personen, einschließlich deren Umgruppierung – beginnend beim Lieferanten, durch die betrieblichen Wertschöpfungsstufen, bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Verkehrstelematik, Maut, Verkehrsmanagementsysteme, Routenplanung, Transrapid, Verkehrsinfrastruktur, Flugsicherheit, Transporttechnik, Transportlogistik, Produktionslogistik und Mobilität.
Neueste Beiträge
Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik
Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…
Datensammler am Meeresgrund
Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…
Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert
Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…