"Logistics on Demand" – Basis für die sich selbst kontrollierende und reparierende Intralogistik
Als Schlüsselbranche für die gesamte Güterindustrie nimmt jetzt ein 25köpfiges Forscherteam an der Universität Dortmund, unterstützt durch die Universität Wuppertal, die deutsche Intralogistikbranche ins Visier: "Logistics on Demand" heißt ein soeben eingerichteter neuer Sonderforschungsbereich an der Universität Dortmund zur anforderungsgerechten Entwicklung neuer analytischer Methoden und Technologien für die Gestaltung und Organisation intralogistischer Systeme. Das Forscherteam um den Sprecher des Sonderforschungsbereichs 696, Prof. Dr. Horst-Artur Crostack, Lehrstuhl für Qualitätswesen, will – ausgehend von Methoden des Qualitätsmanagements und der Marktforschung – die methodische und technische Basis schaffen für flexible, auf Veränderungen automatisch reagierende, sich selbst kontrollierende und reparierende zuverlässige Intralogistiksysteme.
"Die Folgen fehlender Qualität in diesem Bereich, etwa enorme Produktionsausfälle durch kleinste Fehler, werden für Produktions- und Handelsunternehmen in Hochlohnländern wie Deutschland immer dramatischer", erklärt Prof. Crostack. Mit dem auf zwölf Jahre angelegten Forschungsprojekt der Grundlagenforschung soll die Lücke geschlossen werden zwischen den sich schnell verändernden Anforderungen (Demands), verursacht durch neue, beispielsweise "just in time"-/ "just in sequence"-Produktionskonzepte, exponentiell wachsende Datenaufkommen und neue Belieferungsformen einerseits und demgegenüber andererseits vergleichsweise unflexiblen, in Anschaffung, Betrieb und Instandhaltung aufwändigen Intralogistiksystemen.
Förder- und Lagertechnik, Automatisierungs-, Software- und Materialflusssysteme "made in Germany" bestreiten in Europa einen führenden Marktanteil (2002: über 50 %) und können sich bei den Umsätzen auf dem Weltmarkt deutlich vor den USA und Japan behaupten. Mit dem Schlagwort "Logistics on Demand" bezeichnen die Dortmunder Wissenschaftler einen offensichtlichen Trend in der Logistikbranche. Weil Unternehmen Wettbewerbsvorteile durch individuellere Produkte, schnellere Service- und Lieferzeiten erringen oder schwankende Auftragseingänge mit flexiblen Zulieferern kostengünstiger bewältigen als die Konkurrenz, müssen logistische Systeme als verbindende Glieder in der industriellen Produktionskette immer flexibler werden. Die Informationstechnik begünstigt diese Flexibilisierung.
Technische Anlagen wie etwa Fördersysteme, Antriebe, Sortierstraßen können dagegen nicht ohne Weiteres Schritt. "Das Projekt soll die Grundlagen schaffen für sinnvolle herstellerübergreifende Schnittstellen und Standards, mit denen logistische Systeme und Anlagen flexibler, störungsärmer sowie günstiger in Anschaffung, Inspektion, Wartung und Instandsetzung gestaltet werden können", erklärt Prof. Crostack, der sich sicher ist, dass "die Erkenntnisse dieses Sonderforschungsbereichs auch auf andere Industriebranchen ausstrahlen werden".
Drei Teilprojekte widmen sich der Schaffung von Grundlagen zur Erfassung, Gewichtung und datentechnischen Umsetzung der teilweise gegenläufigen Anforderungen von Herstellern, Instandhaltern und Anwendern an intralogistische Systeme. Fünf Teilprojekte entwickeln Methoden für die Umsetzung der systematisierten und ermittelten Anforderungen in das Design und die Auslegung intralogistischer Anlagen. Dabei stehen Fragen eines instandhaltungsgerechten Anlagendesigns, Antriebskonzepte intralogistischer Anlagen, Produktionssicherheit und Qualitätswesen für mechatronische Bauteile und Systeme im Mittelpunkt der Arbeiten. Parallel sollen zerstörungsfreie Prüfmethoden zur Zustandsüberwachung von Materialflusssystemen im laufenden Betrieb sowie Konzepte für deren automatisierte Instandhaltung entwickelt werden. So sollen neue analytische Methoden zur Berechnung der Dynamik komplexer Materialflusssysteme, echtzeitfähige Logistiksysteme, neue Werkzeuge für ein nutzungsabhängiges Instandhaltungsmanagement und nutzungsabhängige Simulationen zur antizipativen Veränderungsplanung den Betrieb und die Instandhaltung intralogistischer Systeme deutlich verbessern.
In Kürze soll ein Industriearbeitskreis eingerichtet werden, der die Forschungsarbeiten aus Sicht der Praxis begleitet. Weitere Informationen im Internet unter http://www.sfb-696.de oder über die Geschäftstelle des SFB 696 unter Telefon (0231) 9700-101 oder per E-Mail an sekretariat@sfb-696.uni-dortmund.de .
Für Rückfragen der Medien:
Universität Dortmund, Sonderforschungsbereich 696
Dr. Robert Refflinghaus, Telefon (0231) 9700-117, Telefax (0231) 9700-460, E-Mail: robert.refflinghaus@lqw.mb.uni-dortmund.de
Sabine von der Beck, vdB Public Relations,
Telefon (0209) 167-1248, Telefax (0209) 167-1249 , E-Mail: info@vdbpr.de
Hintergrundinformationen zum SFB 696 "Forderungsgerechte Auslegung von intralogistischen Systemen – Logistics on Demand", Universität Dortmund
Der Sonderforschungsbereich (SFB) 696 "Forderungsgerechte Auslegung von intralogistischen Systemen – Logistics on Demand" wurde im Juli 2006 an der Universität Dortmund eingerichtet, um analytische Methoden und Technologien zur anforderungsgerechten Gestaltung und Organisation intralogistischer Systeme zu entwickeln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat für die ersten vier Jahre des auf insgesamt zwölf Jahre ausgelegten Sonderforschungsbereichs zusätzlich zu den universitären Eigenanteilen ein Budget von 5,5 Mio. Euro bewilligt. In fünfzehn Teilprojekten, von denen eines an der Universität Wuppertal durchgeführt wird, geht es darum, die heutigen und zukünftigen Anforderungen der Anwender, darunter auch den produktbegleitenden Service, stärker in den Mittelpunkt der Produktentwicklung intralogistischer Systeme zu rücken. Vision ist es, die methodische und technische Basis zu schaffen für flexible, auf Veränderungen automatisch reagierende, sich selbst kontrollierende und reparierende zuverlässige Intralogistiksysteme.
Drei Teilprojekte (A1, A3, D) widmen sich der Schaffung von Grundlagen zur Erfassung, Gewichtung und datentechnischen Umsetzung der teilweise gegenläufigen Anforderungen von Herstellern, Instandhaltern und Anwendern an intralogistische Systeme. Die Teilprojekte werden geleitet von Prof. Dr.-Ing. Horst-Artur Crostack, Sprecher des Sonderforschungsbereichs, Lehrstuhl für Qualitätswesen, und Dr.-Ing. Robert Refflinghaus, Geschäftsführer des Sonderforschungsbereichs und Mitglied des gleichen Lehrstuhls an der Fakultät Maschinenbau (A1, D) sowie Prof. Dr. Hartmut H. Holzmüller, Lehrstuhl für Marketing, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (A3).
Fünf Teilprojekte (B1 – B6) entwickeln Methoden für die Umsetzung der systematisierten und ermittelten Anforderungen in das Design und die Auslegung intralogistischer Anlagen. Prof. Dr.-Ing. Bernd Künne, Fachgebiet Maschinenelemente der Fakultät Maschinenbau, wird für ein instandhaltungsgerechtes Anlagendesign sorgen (B1) und gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. Stefan Kulig, Lehrstuhl für Elektrische Antriebe und Mechatronik der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, die Antriebskonzepte intralogistischer Anlagen optimieren (B2). Prof. Kulig zeichnet darüber hinaus auch gemeinsam mit der Wuppertaler Professorin Dr.-Ing. Petra Winzer, Fachbereich Produktionssicherheit und Qualitätswesen, für das anforderungsgerechte Design von mechatronischen Bauteilen und Systemen, beispielsweise Lichtschranken, Scannern und Elektronikkomponenten, verantwortlich (B3).
Dr. Ing. Reiner Zielke und Dr. Gottfried Fischer, vom Lehrstuhl Prof. Crostack, werden zudem zerstörungsfreie Prüfmethoden entwickeln, mit denen der Zustand von Materialflusssystemen im laufenden Betrieb überwacht werden kann (B4). Konzepte für die automatisierte Instandhaltung von Materialflusssystemen wird Dr.-Ing. Bernd Kuhlenkötter vom Institut für Roboterforschung, Industrielle Robotik und Handhabungssysteme entwickeln (B5).
Prof. Dr. Michael ten Hompel, Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen der Fakultät Maschinenbau und stellvertretender Sprecher des Sonderforschungsbereichs 696, betreut zwei Projekte der vier Teilprojekte für die Entwicklung von Konzepten für den Anlagenbetrieb und die Instandhaltung (C1-C5) federführend, und zwar die Entwicklung analytischer Methoden zur Berechnung der Dynamik komplexer Materialflusssysteme (C1) sowie die Entwicklung echtzeitfähiger Logistiksysteme (C5). Zwei weitere Projekte – die Entwicklung von Werkzeugen für ein nutzungsabhängiges Instandhaltungsmanagement (C3) sowie die nutzungsabhängige Simulation zur antizipativen Veränderungsplanung logistischer Systeme (C4) – werden unter Federführung von Prof. Dr.-Ing. Axel Kuhn, Lehrstuhl für Fabrikorganisation der Fakultät Maschinenbau, sowie von Dr.-Ing. Gerhard Bandow, Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik, gemeinsam betreut.
Über eine zentrale Integrationsplattform, welche im Projektbereich D aufgebaut wird, werden die Anforderungen der einzelnen Stakeholder analysiert, den Lösungsmöglichkeiten gegenübergestellt und dann entsprechend ausgetauscht. Dieser Projektbereich (D) wird von Prof. Dr.-Ing. Horst-Artur Crostack geleitet, steht in extrem enger Verbindung mit allen anderen Teilprojekten des SFB und lebt von einem intensiven Datenaustausch.
Die zentrale Koordination und Verwaltung des Sonderforschungsbereichs (Z) übernimmt Dr. Refflinghaus, der als Geschäftsführer des SFB gemeinsam mit den Professoren Crostack, Holzmüller, Künne und ten Hompel den Vorstand des Sonderforschungsbereichs bildet.
Weitere Informationen: Dr. Robert Refflinghaus, Telefon (0231) 9700-117, Telefax (0231) 9700-460, Internet: http://www.sfb-696.de, E-Mail: robert.refflinghaus@lqw.mb.uni-dortmund.de
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