RUB-Studie: Den Verkehrsfluss an Einmündungen sicher vorhersagen

Beschilderung und Ausbau eines Knotens beeinflussen seine Kapazität

Verkehrsfluss sicher vorhersagen
RUB-Forscherin ermittelt Kapazitäten von Einmündungen
Ob Stoppschild, Ampel oder Kreisverkehr nutzen

Sichere Vorhersagen über die Kapazität von Kreuzungen und Einmündungen ermöglichen die Ergebnisse der Dissertation „Grenz- und Folgezeitlücken an Knotenpunkten ohne Lichtsignalanlagen“ von Dr.-Ing. Antje Weinert (Lehrstuhl für Verkehrswesen, Prof. Dr.-Ing. Werner Brilon). Sie untersuchte 35 solcher Knotenpunkte in ganz Deutschland und ermittelte durchschnittliche Wartezeiten und Rückstaus. Sie fand eine Abhängigkeit von bestimmten Faktoren, die schon bei der Planung einer Einmündung berücksichtigt werden können. Aus ihrer Arbeit entstand ein leicht zu handhabendes, übersichtliches Regelwerk.

Damit sich der Verkehr nicht staut

Wenn sich der Verkehr an der Einmündung auf eine viel befahrene Landstraße täglich staut und die Autofahrer beim langen Warten allmählich aggressiv werden, dann ist das Kind in den Brunnen gefallen: Der Knotenpunkt ist nicht in der Lage, das Verkehrsaufkommen abzuwickeln. Um solche Situationen gar nicht erst aufkommen zu lassen, versuchen Verkehrsplaner, die Kapazitäten von Kreuzungen und Einmündungen schon vor deren Bau zu ermitteln. Antje Weinert hat dazu ein übersichtliches Regelwerk erarbeitet, das auf der Kenntnis von so genannten Grenz- und Folgezeitlücken basiert.

In die Lücke einfädeln

Als Grenzzeitlücke bezeichnen die Forscher die Zeitlücke zwischen passierenden Fahrzeugen auf der Vorfahrtsstraße, die ein Autofahrer mindestens braucht, um sich in den laufenden Verkehr einzufädeln. Die Folgezeitlücke ist der kurze Zeitabstand zwischen zwei Fahrzeugen, die hintereinander in dieselbe Lücke des Verkehrs auf der Vorfahrtsstraße einbiegen. Aus den Werten der Grenz- und Folgezeitlücken und der Verteilung der angebotenen Lücken zwischen den bevorrechtigten Fahrzeugen lässt sich die Kapazität des Verkehrsknotenpunkts ermitteln.

Beschilderung und Ausbau beeinflussen die Kapazität

Antje Weinert hat für ihre Arbeit den Verkehrsfluss an 35 Knotenpunkten in NRW, Hessen, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern auf Video aufgezeichnet und per Computer analysiert. Die Folgezeitlücken konnte sie direkt beobachten. Die Grenzzeitlücken ermittelte sie mit einem statistischen Schätzverfahren aus den angenommenen und abgelehnten Lücken im fließenden Verkehr. Es zeigte sich, dass die Zeitlücken von drei Einflüssen abhängen: Bedeutend sind die Lage des Knotenpunkts in ländlichem Gebiet oder im Ballungsraum, die Art der Beschilderung („Vorfahrt achten“ oder „Stop!“) und der Ausbau der Einmündung mit oder ohne Dreiecksinsel für Rechtsabbieger von der Vorfahrtsstraße.

Wenn nichts mehr geht: Ampel oder Kreisverkehr

Die Ergebnisse der Arbeit, die von der Bundesanstalt für Straßenwesen gefördert wurde, lassen sich in vorhandene Modelle zur Kapazitätsschätzung von Knotenpunkten einbauen. Resultat der Arbeit ist ein richtlinienreifes Verfahren. Mit seiner Hilfe können Verkehrsplaner im Vorhinein die Qualität des Verkehrsflusses abschätzen. Überschreiten die so ermittelten Werte vorgegebene Höchstwerte, müssen die Planer eine andere Lösung für den Knotenpunkt finden, z. B. eine Ampel oder einen Kreisverkehr.

Weitere Informationen

Dr.-Ing. Antje Weinert, Fakultät für Bauingenieurwesen der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-27571, Fax: 0234/32-14151, E-Mail: antje.weinert@ruhr-uni-bochum.de

Titelaufnahme

Weinert, Antje: Grenz- und Folgezeitlücken an Knotenpunkten ohne Lichtsignalanlagen. Schriftenreihe Lehrstuhl für Verkehrswesen der Ruhr-Universität Bochum, Heft 23, Bochum, 2001. zu bestellen bei (s.u.)

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Dr. Josef König idw

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