Bosch und Fraunhofer lassen das Internet der Dinge Wirklichkeit werden
Die Selbstorganisation in der Logistik kommt. Cyberphysische Systeme in Form intelligenter Container und Behälter sowie ihre Vernetzung auf Basis des »Industrial Data Space« sind auf der CeBIT erstmals im Zusammenspiel zu sehen. Die Entwicklungen, mit denen sich Produktion und Logistik in Zukunft selbst organisieren, erfolgten in einer Kooperation der Robert Bosch GmbH, Stuttgart, und des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML, Dortmund.
»Die Hochzeit cyberphysischer Systeme mit dem ‚Industrial Data Space‘ lassen das Internet der Dinge nicht nur in der Theorie Wirklichkeit werden. Sie öffnen das Tor zur selbstorganisierenden Logistik«, ist sich Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, sicher. Erstmals wurde nun in der Kooperation zwischen Bosch und dem Fraunhofer IML zielgerichtet Hardware direkt mit Blick auf den derzeit entstehenden sicheren Datenraum »Industrial Data Space« entwickelt. Diese stellt die erforderliche Datensicherheit auch mit der Datenübergabe an den »Industrial Data Space« sicher – sowohl im Austausch zwischen cyberphysischen Systemen als auch vom einzelnen Behälter in den »Industrial Data Space«.
Das Internet der Dinge wird Wirklichkeit
»Gemeinsam mit Unternehmen wie Sick und Bosch sind wir auf der Hardware-Seite auf gutem Wege, De-facto-Standards für Industrie 4.0 und Logistik 4.0 zu setzen. Das ist eine wichtige Initialzündung für das Internet der Dinge«, urteilt ten Hompel. Dem Prinzip seien keine Grenzen gesetzt. Jeder Ladungsträger, jedes Transportmittel, jedes Ding in der Logistik könne mit dieser Technologie ausgerüstet zum cyberphysischen System werden. Doch ten Hompel denkt dabei schon einen Schritt weiter: »Heute organisieren sich die Behälter selbst, auf der nächsten CeBIT werden wir selbstorganisierende Läger sehen.« Ähnliches prognostiziert auch Andreas Reutter, Executive Vice President Logistics bei der Robert Bosch GmbH: »Grundlage für die von uns angestrebte ‚Connected Supply Chain‘ ist die Digitalisierung logistischer Objekte. Ihre Vernetzung schafft neue Vorraussetzungen für die Weiterentwicklung der Logistik.« Gemeinsam gehen die Kooperationspartner daher rasch voran: »Unsere Arbeit an der ‚Conected Supply Chain‘ und die des Fraunhofer IML am Internet der Dinge ergänzen sich sowohl in der Vision als auch in den technologischen Ansätzen hervorragend«, ergänzt Reutter.
Marktreife Hardware für die Logistik 4.0
Als erstes Produkt will Bosch in 2017 den intelligenten Behälter »TraQ« auf den Markt bringen. Er verfügt über Sensoren und ist in der Lage, sich sicher über das Internet mit anderen cyberphysischen Systemen auszutauschen. Die Sensorplattform speichert und analysiert Umgebungsvariablen.
Als Fraunhofer-Entwicklung auf gleicher technischer Basis ist der in Dortmund entstandene autonome Luftfrachtcontainer »iCon« zu sehen. Er versorgt sich über Solarzellen mit Strom und verfügt über ein integriertes, hochauflösendes ePaper-Display.
GPS zum weltweiten Tracking ist ebenso an Bord wie eine 4G-Datenübertragung ohne SIM-Karte und Sensoren für die Erfassung von Temperatur und Beschleunigung, zum Beispiel zur Unfallerkennung, aber auch zur Analyse des Flug- und Bodentransports.
Damit ist er in der Lage, jederzeit Daten über seinen Zustand an andere cyberphysische Systeme zu kommunizieren und ermöglicht entlang der Supply Chain entsprechende Reaktionen auf Verpätungen, Temperaturerhöhungen etc.
Interessant ist die Technologie unter anderem für Logistikdienstleister: »iCon« kann Transportdokumente speichern und über das integrierte ePaper-Display anzeigen. Damit werden beispielsweise Papierdokumente, die heute noch tonnenweise um den Erdball geflogen werden, künftig überflüssig.
Der Luftfrachtcontainer »iCon« und der Behälter »TraQ« sind noch bis zum 18. März 2016 live zu sehen auf dem CeBIT-Stand der Fraunhofer-Gesellschaft in Halle 6, Stand B36.
Über den »Industrial Data Space«:
Die Digitalisierung ist gleichzeitig Treiber und Befähiger innovativer Geschäftsmodelle. Voraussetzung für smarte Services, innovative Leistungsangebote und automatisierte Geschäftsprozesse sind der sichere Austausch und die einfache Kombination von Daten in Wertschöpfungsnetzwerken – ohne dabei die Souveränität über die eigenen Daten zu verlieren. Die Initiative »Industrial Data Space« der Fraunhofer-Gesellschaft zielt darauf ab, einen sicheren Datenraum zu schaffen, der Unternehmen die souveräne Bewirtschaftung ihrer Datengüter ermöglicht. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF, erarbeiten 12 Fraunhofer-Institute gemeinsam mit Vertretern namhafter Unternehmen unterschiedlichster Branchen und Größen ein Konzept für eine umfassende, branchenübergreifende Vernetzung in einem offenen Datenraum. Die Koordination des Forschungsprojekts »Industrial Data Space« liegt beim Fraunhofer IML.
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