Innovative Forschung für den Schutz von Verkehrsinfrastrukturen

Bahnhöfe, Flughäfen, U-Bahnen und Straßen werden von Millionen von Menschen täglich genutzt. Die dichten, hoch vernetzten Verkehrssysteme sind Lebensadern unserer Gesellschaft, die durch Terrorismus, Wetterextreme oder Großunfälle empfindlich gestört werden können.

Diese Bedrohungen – egal ob durch Unfälle, Anschläge oder Naturkatastrophen – bedeuten für uns alle ein Risiko. Damit dieses Risiko gering bleibt, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ neun Verbundprojekte für die künftige Sicherheit kritischer Verkehrsinfrastrukturen. Hierfür werden rund 35 Millionen Euro Fördergelder bereitgestellt. Die Industriepartner beteiligen sich an den Forschungsprojekten ebenfalls mit Investitionen in Höhe von rund 14 Millionen Euro.

„Wir investieren in den nachhaltigen Risikoschutz von Gesellschaft und Wirtschaft. Für den Schutz von Verkehrsinfrastrukturen brauchen wir hoch entwickelte Sicherheitslösungen, die mehr Schutz bieten und zugleich kundenfreundlich sind“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel am Mittwoch in Berlin. Ein Beispiel sind Flughäfen. Die Anforderungen an die Sicherheit und die Kontrollen für Passagiere sind in den letzten Jahren erheblich verschärft worden. Dies bedeutet meist lange Warteschlangen und unbequeme Prozeduren beim Check-in. „Mit Hightech-Lösungen und optimierten Prozessen können solche Kontrollen effizienter, barrierefreier und kostengünstiger gestaltet werden.
Dabei geht es um umfassende Lösungskonzepte, um Sicherheit, Kundennutzen und darum, die Wirtschaftlichkeit zugleich zu verbessern“, so Rachel.

Universitäten, Institute und Industrieunternehmen, Ingenieure und Sozialwissenschaftler forschen in Projekten gemeinsam mit Sicherheits- und Rettungskräften, Behörden und Endnutzern wie zum Beispiel Flughafenbetreibern oder ÖPNV-Verbünden. Insgesamt sind 75 Partner beteiligt. Um eine umfassende Perspektive über den neuen Forschungsbereich und einen kontinuierlichen Dialog der Beteiligten zur Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis zu ermöglichen, startet das BMBF die Innovationsplattform „Schutz der Verkehrsinfrastrukturen“ mit einer Auftaktveranstaltung am heutigen Mittwoch in Düsseldorf.

Die Forschungsprojekte zusammen mit der neuen Innovationsplattform beteiligen alle relevanten Akteure, um einen wirksamen Innovationsprozess zur Verbesserung der Sicherheit von Verkehrsinfrastrukturen voran zu treiben.

Eine Übersicht über die neuen Projekte finden sich in der aktuellen BMBF-Broschüre unter

http://www.bmbf.de/pub/BMBF_Verkehrssicherheit.pdf

Geförderte Projekte:

Critical Parts – Optimierung der Sicherheitsprozesse beim Zugang zu sicherheitsempfindlichen Bereichen auf Verkehrsflughäfen

Es soll eine integrierte systemische Prozess- und Technologielösung geschaffen werden, die die Zusammenarbeit zwischen Flughafen- und Sicherheitspersonal sowie die Akzeptanz der Sicherheitsmaßnahmen bei Passagieren wie auch Personal fördert. Ziel ist eine schnellere und zuverlässigere Abwicklung der notwendigen Sicherheitskontrollen.

FluSs – Flughafen-Sicherungs-System
Im Mittelpunkt steht ein umfassendes Sicherheitssystemkonzept für einen modernen Großflughafen, in dem je nach Bedrohungseinstufung unterschiedliche Aufklärungs-, Kontroll- und Sicherheitsmaßnahmen in aufeinander abgestimmten und aufbauenden Sicherheitsstufen implementiert sind. Ziel ist der Aufbau einer Systemarchitektur nach dem Zwiebelschalenprinzip, die eine Verdichtung von Sicherheitsmaßnahmen von außen (Flughafenumfeld) nach innen (Flughafenkernbereich) beinhaltet und auch die Früherkennung von Gefahren ermöglicht.
SiVe – Verbesserung der Sicherheit von Verkehrsinfrastrukturen
Es soll ein Expertensystem für ein umfassendes Risikomanagement zunehmend komplexerer Sicherheitssysteme im Flughafen entwickelt werden, das sowohl betriebswirtschaftliche Maßstäbe als auch ethische und kulturelle Werte berücksichtigt. In dem System können Bedrohungsszenarien durchsimuliert und analysiert werden, um eine Reaktion im Krisenfall zu optimieren und entsprechende Handlungsvorschriften abzuleiten.
SinoVe – Sicherheit in offenen Verkehrssystemen / Eisenbahn
Personen- und Wartentransporte können unabhängig vom Verkehrsträger Störfällen wie Gewaltdelikten, Bränden oder terroristischen Anschlägen ausgesetzt sein. Um den Schutz von Menschen und Gütern sicherzustellen, soll eine moderne, umfassende Systemlösung geschaffen werden. Sie unterstützt auf Basis von verkehrsgebundenen Prozess-Leitinformationen (u.a. Umgebungsbeschreibung, Zugführung, Flugabfertigung) und dem Erfassen von Personenströmen ein effizientes, umsichtiges Sicherheitsmanagement für die Bewältigung unterschiedlicher Gefahrenszenarien.
ORGAMIR – Organisationsübergreifende Gefahrenabwehr zum Schutz von Menschen und kritischen Infrastrukturen durch optimierte Prävention und Reaktion

Ziel ist eine ganzheitliche Lösung zur Verbesserung der Rettungs- und Schutzmaßnahmen nach einer Gefahrstofffreisetzung in U-Bahnen, beispielsweise bei Unfällen oder Bränden. Es wird ein System entwickelt, das den Einsatzkräften im Krisenfall die Beurteilung der vorherrschenden und der voraussichtlichen Kontamination des U-Bahn-Systems ermöglicht und so ein zielgerichtetes Ableiten von Anweisungen und Hinweise an alle Beteiligten erlaubt.

VeRSiert – Vernetzung von Veranstaltern, Nahverkehrsgesellschaften und Fahrgästen für Sicherheit im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bei Großveranstaltungen

Großveranstaltungen wie Konzerte oder öffentliche Übertragungen von Sportveranstaltungen sind Szenarien, die aufgrund der Logistik und vor allem im Hinblick auf die Gewährleistung der Sicherheit im öffentlichen Verkehr eine Herausforderung darstellen. Um den Schutz von Besuchern auf Großveranstaltungen zu erhöhen und einen optimalen Organisationsablauf zu erreichen, verfolgt das Vorhaben einen interdisziplinären Ansatz, bestehend aus Prozessen, Schulungskonzepten und informationstechnischen Bausteinen.

SKRIBT – Schutz kritischer Brücken und Tunnel im Zuge von Straßen
Ausgangspunkt ist hier die sicherheitskritische Bedeutung von Brücken und Tunneln im Straßennetz, deren Beschädigung oder Zerstörung weitreichende Folgen für umliegende Straßen und einzelne Verkehrsteilnehmer hat sowie erhebliche volkswirtschaftliche Kosten verursachen kann. Ziele sind, vielfältig mögliche Gefährdungen solcher Bauwerke unter Berücksichtigung der aktuellen und der künftigen Bedrohungslage festzustellen, die wirksamsten Schutzmaßnahmen zu erarbeiten und damit die Verletzbarkeit deutlich zu verringern.
AISIS – Automatisierte Informationsgewinnung und Schutz kritischer Infrastrukturen im Katastrophenfall

Das hier zugrunde liegende Szenario geht von einer massiven Schädigung kritischer Verkehrsinfrastrukturen, speziell Tunnel und Gebäude, durch Explosionen aus. Um Angaben zum Schadensausmaß zu erhalten und die Resttragfähigkeit solcher Bauwerke abschätzen zu können, wird ein Lagebewertungssystem entwickelt. Es ermöglicht im Krisenfall ohne Zeitverzug die umfassende Übermittlung von Informationen zum Zustand eines Unglücksortes.

VESPER -Verbesserung der Sicherheit in der Personenschifffahrt und im Fährverkehr

Im Vordergrund des Projektes stehen Problemstellungen der maritimen Sicherheit. Neben dem Personenschiffverkehr werden in dem Projekt umfassend Sicherheitsfragen des PKW- und LKW-Transportes auf Fährschiffen betrachtet: Das betrifft vor allem den Zugang zu Schiffen und damit verbundenen Gefährdungslagen wie dem möglichen Mitführen von Waffen oder Gefahrstoffen oder dem Einschleusen verdächtiger Personen. Ziel ist es, Lösungen zur Verbesserung der Präventivmaßnahmen an Bord bzw. im Hafenbereich und zur Verbesserung der im Krisenfall getroffenen Maßnahmen zu entwerfen.

Media Contact

Silvia von Einsiedel idw

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