Mensch und Maschine gemeinsam in der Produktion
Fahrer eines innerbetrieblichen Transportsystems, wie zum Beispiel eines Gabelstaplers, können nicht rund um die Uhr arbeiten, benötigen Pausen und Urlaub oder werden gelegentlich krank. Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) fahren hingegen selbständig durch die Fabrik und bringen Materialien von A nach B – und das nach Bedarf sogar 24 Stunden am Tag. Da sie nicht auf einen Menschen angewiesen sind, der sie steuert, sind sie sowohl schneller und effizienter als auch wirtschaftlicher als herkömmliche Gabelstapler.
Das Prinzip hinter den FTF ist nicht neu und hat sich bereits in vielen großen und kleinen Unternehmen etabliert. Doch was geschieht, wenn eine Palette falsch steht oder mit übergroßem Transportgut beladen ist? Wenn Gegenstände den Weg versperren oder eine Einfahrt geschlossen ist?
Ein FTF kann auf solche Situationen nur bedingt reagieren. Für jeden Sonderfall müsste eine Ausnahmeregelung programmiert werden. Das senkt nicht nur die Effizienz, sondern oft auch den Anschaffungswillen der Unternehmen.
In problematischen oder unvorhergesehenen Situationen ist der Mensch intuitiv in der Lage, richtig zu reagieren und kleine Fehler direkt zu beheben. Darum arbeiten Forscher des Instituts für Integrierte Produktion Hannover (IPH) gGmbH an einem Systemdemonstrator, mit dem ein einziger Bediener mehrere Maschinen per Sprach- und Gestensteuerung bedienen kann, aber nur dann eingreifen muss, wenn es tatsächlich ein Problem gibt.
Ist der Fehler behoben oder das Hindernis beseitigt, entlässt der Bediener das FTF wieder in den automatisierten Betrieb. Für die Bedienung wollen die Forscher Augmented Reality Technologie einsetzen. Eine Kombination aus Gesten- und Sprachsteuerung hat sich bereits in vergangenen Projekten bewährt. „Für die Steuerung des FTF ist Gestik jedoch angenehmer und genauer“, fasst Andreas Seel, Projektingenieur und Leiter des Projekts MobiMMI, zusammen.
Ein solches System muss jedoch diverse Herausforderungen meistern, zu deren Lösung das Projekt beitragen soll. Zum einen muss es mobil sein, da sich der Bediener des FTF ständig durch die Produktionshalle bewegen muss, und zum anderen muss die Rechenleistung ausreichen, um die Sensoren, die Kameras und die Sprachsteuerung in Echtzeit zu bedienen. Hier stoßen herkömmliche Akkus mobiler Systeme schnell an ihre Grenzen. Alternativ könnten Teile des Systems ausgelagert werden; die Herstellung einer Echtzeitfähigkeit ist dann jedoch noch aufwendiger.
Hinzu kommt, dass das System möglichst genau erkennen muss, wo sich der Bediener befindet, da dessen Position als Referenz für die Transportgutposition verwendet wird. Bei der Aufzeichnung von Bildern mit einer mobilen Kamera sind die Bilddaten oft stark verrauscht, was eine Bildverarbeitung schwierig macht. Die für die Produktions- und Logistikumgebungen typischen Störgeräusche dürfen ebenfalls nicht zu Fehlern bei der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine führen. Um diese Herausforderungen zu meistern, werden Lösungsansätze entwickelt und im System implementiert.
Für das Projekt MobiMMI suchen die IPH-Forscher noch nach KMU, die bereits ein Fahrerloses Transportsystem (FTS) einsetzen oder Interesse daran haben, ein solches System einzuführen. Außerdem suchen sie nach KMU, die ihr Know-how im Bereich Indoor-Positioning einbringen möchten.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.iph-hannover.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Verkehr Logistik
Von allen Aktivitäten zur physischen Raum- und Zeitüberbrückung von Gütern und Personen, einschließlich deren Umgruppierung – beginnend beim Lieferanten, durch die betrieblichen Wertschöpfungsstufen, bis zur Auslieferung der Produkte beim Kunden, inklusive der Abfallentsorgung und des Recyclings.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Verkehrstelematik, Maut, Verkehrsmanagementsysteme, Routenplanung, Transrapid, Verkehrsinfrastruktur, Flugsicherheit, Transporttechnik, Transportlogistik, Produktionslogistik und Mobilität.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…