Ready for Take-Off: Flugsimulator an der TU Graz bietet vielseitige Forschungsmöglichkeiten
Nach mehr als vier Jahren intensiver Vorbereitungsarbeiten hat der Flugsimulator der „Forschungsplattform Flugsimulation“ ein voll funktionsfähiges Cockpit bekommen und erlaubt damit neue wissenschaftliche Projekte im Bereich der Flugsimulation.
Das Spektrum an Möglichkeiten für Lehre und Forschung reicht dabei von der mechanischen Modellierung der Flugdynamik über Untersuchungen von Piloten unter Stresseinfluss bis hin zur dreidimensionalen Sound-Simulation von Fluggeräuschen.
Es sieht aus wie ein gewöhnliches Flugzeug-Cockpit, und ist doch mehr als das: Die Pilotenkabine einer DC 10, die in einem Versuchsgebäude in der Steyrergasse steht, wird künftig Mittelpunkt für eine Vielzahl an Forschungsaktivitäten sein. „Wir freuen uns, dass der Flugsimulator der TU Graz neben einem ausgeklügelten Innenleben mit dem Cockpit nun auch ein passendes Äußeres bekommen hat und damit startbereit für Lehre und Forschung ist“, erklärt TU-Rektor Hans Sünkel.
Kein Konzept „von der Stange“
Klare Besonderheit des TU-Flugsimulators: „Er ist kein käuflicher Simulator von der Stange wie mancherorts zu finden“, betont Institutsleiter Siegfried Vössner. „Es handelt sich vielmehr um ein neuartiges, 'lebendes' System, das eigens für Forschungszwecke entwickelt wurde und ständig weiterwachsen soll“, so Vössner. Keine andere Hochschuleinrichtung in Österreich verfügt derzeit über einen ähnlich hoch entwickelten Simulator, die notwendigen Simulations-Algorithmen werden gemeinsam mit Reinhard Braunstingl vom TU-Institut für Mechanik entwickelt. Der Simulator dient dabei nicht der Pilotenausbildung, sondern ist die Basis für Grundlagenforschung genauso wie für anwendungsorientierte Projekte. Dazu zählen etwa Unfallvermeidung in der Luftfahrt, oder menschliche Stressreaktionen auf kritische Flugsituationen – auch Psychologen sind daher als Partner mit an Bord.
Mit „gläsernem Cockpit“ am Puls der Zeit
„Ein modernes integriertes Glascockpit, wie es in der professionellen Luftfahrt heutzutage Standard ist, erlaubt komplexe Flugzeugsysteme mit höchster Detailtreue nachzubilden“, erklärt Braunstingl. Das bedeutet beispielsweise die Möglichkeit der Simulation von Wetterradar und Ground-Proximity Warning Systemen, die vor Kollisionen mit dem Boden oder mit Hindernissen schützen sollen, bis hin zu weiteren Sensorsystemen eines Flugzeuges. Ein Flight Management System in Verbindung mit Flight Director – eine Art „elektronische Assistenz“ für Piloten – sowie ein Autopilot gewährleisten moderne Flugführung und wirklichkeitsgetreue Arbeitsbedingungen für die Cockpitbesatzung. Klare Besonderheit des Grazer Forschungssimulators ist, dass das Cockpitlayout verändert werden kann: Damit sind auch vergleichende Untersuchungen alternativer Cockpitsysteme möglich.
Flexibles Sichtsystem für perfekte virtuelle Realität
Ob Sonne in San Francisco oder ein Flug durch die Novemberwolken über Graz: Das flexible Sichtsystem bietet jene virtuelle Realität, die auf eine gewölbte Leinwand direkt vor das Cockpit projiziert wird und so das Fluggefühl erst „echt“ macht. Auch Uhrzeit, Sicht und Wetterbedingungen können an die jeweilige Flugsituation angepasst werden. Die weitere Verbesserung des Sichtsystems ist eines von mehreren Forschungsprojekten der TU Graz, das demnächst startet.
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