Siemens steigt in den amerikanischen Markt für Fernverkehr ein

Der amerikanische Bahnbetreiber Amtrak hat mit Siemens einen Vertrag über die Lieferung von 70 elektrischen Lokomotiven vom Typ „Amtrak Cities Sprinter“ im Wert von rund 338 Millionen Euro (466 Millionen US-Dollar) geschlossen. Damit verkauft Siemens erstmals Lokomotiven auf dem wichtigen amerikanischen Markt, der zuletzt ein durchschnittliches Auftragsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro jährlich aufwies. Die ersten Fahrzeuge sollen 2013 geliefert werden.

Die Cities Sprinter sind Teil einer umfangreichen Flotten-Erneuerung in den kommenden 14 Jahren, die Amtrak im Personenverkehr auf dem sogenannten Northeast Corridor startet. Dieser Korridor zwischen Boston und Washington ist mit 2600 Verbindungen täglich die verkehrsreichste Fernverkehrslinie der USA. Insgesamt sollen in die Modernisierung 11 Milliarden US-Dollar investiert werden.

„Der Schienenverkehr ist in den letzten Monaten in den Fokus der Infrastrukturentwicklung der USA gerückt und erfährt eine starke Unterstützung durch die amerikanische Regierung. Mit dem Cities Sprinter liefern wir das erste Mal eine Siemens-Lok für den amerikanischen Markt, den zweitgrößten Lokomotivenmarkt weltweit“, sagt Hans-Jörg Grundmann, CEO der Siemens-Division Mobility. „Der Auftrag zeigt, dass wir die passenden Lösungen im Regional- und Fernverkehr für die USA anbieten können“, so Grundmann weiter.

„Amtrak ist ein sehr bedeutender Verkehrsbetrieb im Nordosten der USA. Moderne Lokomotiven sind entscheidend dafür, den hohen Ansprüchen unserer Passagiere in puncto Verlässlichkeit entsprechen zu können und der wachsende Nachfrage in den kommenden Jahren gerecht zu werden”, sagte Joseph Boardman, CEO und Vorstandsvorsitzender von Amtrak.

Die Amtrak Cities Sprinter basieren auf den Eurosprinter- und Vectron-Produktlinien von Siemens. Sie sind für die drei Fahrspannungen 25 kV, 12,5 kV und 12 kV ausgerüstet und erreichen eine Leistung von bis zu 6,4 MW. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen erreichen sie damit eine wesentlich höhere Leistung. Im Betrieb mit bis zu 18 Wagen pro Zug und einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ist so eine schnellere Taktung möglich. Amtrak kann damit deutlich mehr Passagiere auf der gleichen Strecke befördern.

Einzelne Komponenten wurden neu entwickelt, um die US-Normen und die Spezifikationen von Amtrak zu erfüllen. Die Cities Sprinter erfüllen die neuesten Sicherheitsanforderungen und Crash-Normen der Federal Railroad Administration (FRA). So hat der verstärkte Wagenkasten eine spezielle Knautschzone und erlaubt eine kontrollierte Deformation bei einem Zusammenstoß.

Eine weitere neue Vorschrift ist ein Sicherheitskäfig um die Fahrerkabine, der den Lokführer im Kollisionsfall schützt. Zudem wurde ein Aufkletterschutz integriert. Neben der Sicherheit wurde besonders auf die Wartungsfreundlichkeit großer Wert gelegt. Antriebsmotor und Radsätze können jeweils einzeln entfernt werden, ohne das Drehgestell absenken zu müssen. Bei einem Tausch dieser Komponenten kann dadurch viel Zeit gespart werden. Auch alle anderen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten wurden vereinfacht, da die Komponenten im Maschinenraum jetzt leichter zugänglich sind.

Die neuen Lokomotiven werden überwiegend im Siemens-Werk in Sacramento, Kalifornien, gefertigt, das erst im vergangenen Jahr für 26 Millionen US-Dollar erheblich erweitert wurde. Bereits heute ist Siemens im amerikanischen Nahverkehrsmarkt erfolgreich: Jede dritte Stadtbahn in den USA ist ein Produkt von Siemens.

Laut Bahnindustrieverband UNIFE hat Nordamerika das weltweit größte Streckennetz im Fernverkehr. Der Lokomotivmarkt gilt als der derzeit zweitgrößte nach Asien und verfügte in vergangenen Jahren über ein durchschnittliches Auftragsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro. Amtrak ist der größte Betreiber für Personenverkehr in Nordamerika und der einzige Betreiber einer Hochgeschwindigkeitslinie dort.

Der Siemens-Sektor Industry (Erlangen) ist der weltweit führende Anbieter von umweltfreundlicher Produktions-, Transport-, Gebäude- und Lichttechnik. Mit durchgängigen Automatisierungstechnologien und umfassenden Branchenlösungen steigert Siemens die Produktivität, Effizienz und Flexibilität seiner Kunden aus Industrie und Infrastruktur. Der Sektor besteht aus den sechs Divisionen Building Technologies, Drive Technologies, Industry Automation, Industry Solutions, Mobility und Osram. Mit weltweit rund 207.000 Mitarbeitern erzielte Siemens Industry im Geschäftjahr 2009 einen Umsatz von rund 35 Milliarden Euro. www.siemens.com/industry

Die Siemens-Division Mobility (Berlin) ist der international führende Anbieter von Transport- und Logistik-Lösungen. Mit „Complete mobility“ verfolgt die Division das Ziel, unterschiedliche Verkehrssysteme miteinander zu vernetzen, um Menschen und Güter effizient und umweltfreundlich zu transportieren. „Complete mobility“ ist orientiert am Ziel der Nachhaltigkeit und vereint Kompetenzen bei Betriebsführungssystemen für Bahn- und Straßenverkehr, Lösungen für Flughafen- und Post-Logistik, Bahnelektrifizierung, Schienenfahrzeugen im Nah-, Regional- und Fernverkehr, schlüsselfertigen Systemen und zukunftsorientierten Servicekonzepten. Mit weltweit rund 25.000 Mitarbeitern erreichte Siemens Mobility im Geschäftsjahr 2009 (30.9.) einen Umsatz von 6,4 Milliarden Euro. www.siemens.com/mobility

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