Bildung als Indikator für nationalen Wohlstand
Weshalb sind einige Länder reich und andere arm? Welche Rolle spielen dafür Bildung, Globalisierung, stabile Institutionen und andere Faktoren? Diese Zusammenhänge wurden von Professor Jörg Baten, Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Tübingen, und Jan Luiten van Zanden, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Utrecht und Mitglied des internationalen Institutes für Sozialgeschichte in Amsterdam (IISG), in einer Studie erforscht.
Die Forschungsergebnisse, die kürzlich im renommierten Journal of Economic Growth erschienen, zeigen. dass es seit etwa 1900 nur noch relativ wenig Bewegung im internationalen Ranking der einkommensstarken und einkommensschwachen Nationen gab, sieht man von den asiatischen Tigerstaaten ab. Baten und van Zanden entwickelten einen neuen Indikator für fortgeschrittene Bildung, der auf der Zahl der Buchauflagen pro Kopf der Bevölkerung beruht. Sie berechneten diesen Indikator für eine größere Zahl europäischer Länder seit dem Mittelalter, sowie für Indien, China, Indonesien, Japan, die USA und Osteuropa in den letzten 250 Jahren.
Sie konnten erstmalig für diese frühe Zeit zeigen, dass Bildung eine messbare Bedeutung für wirtschaftliches Wachstum hatte, selbst wenn etwa ein Dutzend andere potentielle Einflussfaktoren berücksichtigt wurden. Fortgeschrittene Bildung wird wiederum von religiöser Pluralität und dem Umfang der Schulpflicht beeinflusst. Daneben sind stabile Rahmenbedingungen und Institutionen, die vor willkürlicher Enteignung schützen, entscheidend. Hingegen konnten die Kolonialmächte offenbar recht wenig vom Interkontinentalhandel profitieren, einer frühen Form der "Globalisierung".
Beispielsweise konnte nicht nur England im frühen 17. Jahrhundert starke Wachstumsimpulse erzeugen, sondern auch Schweden. Beide zeichneten sich durch sehr hohe Bildung aus, aber Schweden hatte kaum Interkontinentalhandel. In der Studie werden 69 solcher Fälle untersucht.
Derzeit wird an der Universität Tübingen die weltweit größte Datenbasis zur Bildungsgeschichte aufgebaut; sie wird unter anderem auch die langfristige Bildungsentwicklung der islamischen Welt, Lateinamerikas und Afrikas umfassen. Das Projekt wird unterstützt vom GlobalEuroNet Netzwerk der European Science Foundation.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jörg Baten
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte
Mohlstraße 36, 72074 Tübingen
Tel: (07071) 29-72985
E-Mail: joerg.baten@uni-tuebingen.de; www.uni-tuebingen.de/uni/wwl
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-tuebingen.de/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen
Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.
Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…