Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft


Bedeutung der Kreislaufwirtschaft steigt / Doch End-of-pipe-Technologien dominieren noch / Fraunhofer-Umfrage unter 1442 Betriebe der Investitionsgüterindustrie

Glaubt man den Führungskräften der deutschen Investitionsgüterindustrie, steigt die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft. Aber noch spiegelt sich das nicht in der betrieblichen Umsetzung wider: Rationalisierungspotenziale des produktionsintegrierten Umweltschutzes bleiben weitgehend ungenutzt. Das zeigt die jüngste Erhebung Innovationen in der Produktion des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe.

Immerhin 10 Prozent der befragten rund 1400 Firmen halten geschlossene Produktkreisläufe für unverzichtbar, nahezu die Hälfte beurteilen den Ansatz „eher positiv“. Nur ein 1 Prozent der Betriebe betrachten die Kreislaufwirtschaft als Fehlinvestition. Auffällig ist: Große Betriebe messen der Nachhaltigkeit größere Bedeutung zu. Beinahe jede fünfte Führungskraft von Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten hält die Kreislaufwirtschaft für unverzichtbar.

Mehr als die Hälfte der befragten Betriebe investierten in den letzten zwei Jahren in den Umweltschutz. Die Fahrzeugindustrie ist mit 65 Prozent die aktivste Branche. Gesetzliche Auflagen sind dabei nicht der Hauptauslöser für die Einführung von Umweltschutzmaßnahmen. 54 Prozent der Betriebe geben an, auf eigene Initiative tätig zu sein. Doch ist die grundlegende Neuausrichtung der Unternehmensstrategie noch die Ausnahme.

Sowohl die qualitativen als auch die quantitativen Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen oft nur mit Nischenstrategien in die Kreislaufwirtschaft einsteigen. Noch immer dominieren bei den Umweltschutzinvestitionen so genannte End-of-pipe-Technologien, die erst nach dem Produktionsprozess den Ausstoß von Schadstoffen verringern. Fast jeder zweite Betrieb gibt an, ausschließlich in diese Technologien zu investieren; weniger als 10 Prozent der Betriebe setzen hingegen vorrangig auf den produktionsintegrierten Umweltschutz. Doch mindert dieser die Umweltbelastungen bereits im Produktionsprozess und ist oft nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll.

Neben den klassischen Umweltschutzinvestitionen gilt die Schließung von Stoff- und Nutzungskreisläufen als zentraler Ansatzpunkt nachhaltigen Wirtschaftens. Allerdings bieten nur 15 Prozent der befragten Betriebe den Kunden die Rücknahme ihrer Produkte an, und lediglich 5 Prozent des Produktionsvolumens werden von den Herstellern zurückgenommen. Überdurchschnittlich häufige Rücknahmeangebote kommen von Betrieben, die neue Technologien als ihren wichtigsten Wettbewerbsfaktor sehen. Geschlossene Produktkreisläufe stellen folglich kein Hindernis für Innovationen dar.

Die Fraunhofer-Untersuchung zeigt ferner, dass sich 12 Prozent der befragten Unternehmen einem Umweltaudit nach DIN ISO 14001 oder EMAS unterzogen haben. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Erhebung von 1997 hat sich dieser Anteil somit verdoppelt. Doch die Bewertung der betrieblichen Umweltwirkungen überwiegt bei großen Betrieben. 35 Prozent der befragten Großbetriebe führten ein Umweltaudit durch, während der Anteil kleiner Firmen mit 6 Prozent deutlich geringer ausfällt.

Das Fraunhofer ISI kommt ferner zu dem Ergebnis, dass Betriebe mit Umweltschutzaktivitäten eine höhere Produktivität und Umsatzrendite haben als weniger aktive. Jedes zweite Unternehmen, das Umweltaudits durchführt, erzielt eine Wertschöpfung von 150 000 DM und mehr pro Mitarbeiter und 6 Prozent Umsatzrendite. Im Umweltschutz passive Unternehmen kommen dagegen nur auf einen vergleichbaren Wert von 110 000 DM und 4,2 Prozent Umsatzrendite.

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotenziale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationspolitik.

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Dipl.-Phys. Gerhard Samulat idw

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