HWP-Absolventen haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Absolventenbefragung der HWP wurde vorgestellt
Die Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) befragt bereits seit 1951 ihre Absolventinnen und Absolventen zu ihrem Einstieg in das Berufsleben. Die neueste, bisher umfangreichste Untersuchung „Studien- und Berufserfolg im ersten Studienabschnitt des Sozialökonomischen Studienganges der Hochschule für Wirtschaft und Politik“ beinhaltet neben der Befragung der Absolventen erstmals auch eine Befragung der Studienabbrecher an der HWP und die Auswertung des statistischen Materials der Prüfungs- und Studierendenverwaltung. Aus den Daten und Befragungen der Absolventenjahrgängen zwischen 1994 und 1999 können Aussagen über die Qualität des Studiums an der HWP, aber auch über Schwachstellen und notwendige Verbesserungen abgeleitet werden.
Auf der heutigen Pressekonferenz zeigte sich Autor Dr. Dieter Koch, Referent für Lehre, Studium und Prüfung, mit den Ergebnisse der Untersuchung zufrieden: „Die Analyse von Studienerfolg, Studienabbruch und Verbleib der Absolventinnen und Absolventen des sechssemestrigen Studienabschnittes erbrachten positive Ergebnisse. Die Absolventen haben gute Berufschancen und können sich hinsichtlich Berufsposition und Einkommen mit denen universitärer Langzeitstudiengänge messen. Die Gründe für einen Studienabbruch liegen sehr viel häufiger außerhalb der Hochschule als an dem Studienangebot, und die Bewertung des Studiums durch die Absolventen fällt insgesamt gut aus.“
Die festgestellten Defizite sind bereits oder werden in den kommenden Monaten Gegenstand der Studienreform. Für das kommende Wintersemester kündigte Prof. Dr. Karl-Jürgen Bieback, Vizepräsident und Zuständiger für den Bereich Lehre, Studium und Prüfung, eine umfangreiche Studienreform an: „Aufgrund der guten Berufschancen der Absolventen des ersten Studienabschnittes wechseln immer weniger Studierende in den zweiten Studienabschnitt der HWP. Ziel der anstehenden Reform wird es sein, für den zweiten Studienabschnitt attraktive Angebote und Abschlüsse für Studierende der HWP und anderer Hochschulen zu profilieren, in denen unsere bisherigen Stärken weiterhin zum Tragen kommen.“
Das Studium an der HWP gliedert sich in zwei Abschnitte. Nach dem ersten sechssemestrigen Studiengang erwerben die Studierenden je nach Wahl des Schwerpunktfaches den Abschluss „Diplom-Betriebswirt/in“, „Diplom-Sozialwirt/in“, „Diplom-Volkswirt/in“ oder das „Diplom in Wirtschafts- und Arbeitsrecht“. Im Mittelpunkt des dreisemestrigen zweiten Studienabschnittes steht ein interdisziplinäres, praxisorientiertes Studienprojekt, das durch fachtheoretische Kurse ergänzt wird. Der zweite Studienabschnitt schließt mit dem Universitätsgrad „Diplom-Sozialökonom/in“ ab. Alternativ zum zweiten Studienabschnitt können die Studierenden im Master-Programm „Europäische und Internationale Wirtschaft“ den „Master für Europäische bzw. Internationale Unternehmensführung“ erwerben.
Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung im Einzelnen:
Wer studiert was an der HWP?
Die HWP richtet sich mit ihrem Studienangebot in erster Linie an Berufserfahrene: Entsprechend haben über 90 Prozent der Studierenden bereits vor Studienbeginn eine Berufsausbildung absolviert oder Berufserfahrung gesammelt. Das Durchschnittsalter der Studienanfänger in den Jahren 1998 und 1999 lag bei 28,9 Jahren.
Ein Drittel der Studierenden an Hamburgs kleinster Universität weisen ihre Studierfähigkeit in der Aufnahmeprüfung für Bewerber ohne Abitur oder Fachhochschulreife nach. Die Zahl der Studienanfänger mit allgemeiner Hochschulreife ist in den letzten Jahren angestiegen und nähert sich der 40 Prozent-Marke. „Auch die Bewerber mit Hochschulreife, die sich ebenso gut an anderen Universitäten bewerben könnten, entscheiden sich bewusst für die HWP,“ so Dr. Koch. Für die Abiturienten mit Berufserfahrung ist es sehr attraktiv, bereits nach sechs Semestern einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss erwerben zu können.
Rund 60 Prozent der HWP-Absolventen schließen ihr Studium als Diplom-Betriebswirt/in ab. Die Zahl der Inhaber eines Diploms in Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Wirtschafts- und Arbeitsrecht liegt zwischen 10 und 15 Prozent.
Die Heterogenität der Studierenden hinsichtlich Alter, Lebens- und Berufserfahrungen sowie der Zugangswege ist eine Herausforderung für die HWP. Dass es spätestens beim Übergang in den Beruf kaum mehr Unterschiede in den Studienleistungen gibt, bestätigt das Konzept der HWP mit begleitenden Prüfungen und einer intensiven Betreuung.
Auf eine Diskrepanz sei an dieser Stelle jedoch hingewiesen: Frauen sind in allen Bereichen durchgängig besser. Sie haben die kürzeren Studienzeiten, die besseren Prüfungsergebnisse und brechen das Studium seltener ab als Männer.
Diese Erfolgsbilanz endet allerdings beim Einstieg in das Berufsleben. Trotz der guten Studienergebnisse der Frauen ist die Arbeitslosenquote unter den HWP-Absolventinnen die Arbeitslosenquote mit 9,2 Prozent wesentlich höher als bei den Männern (6,3 %), der durchschnittliche Verdienst fällt um DM 800,- niedriger aus. Außerdem sind es ausschließlich Frauen, die nach Studienabschluss eine Tätigkeit im familiären Bereich übernehmen.
Die Befragung zum Verbleib der Absolventen
Die Absolventen, die in den Jahren 1994 und 1995 ihr erstes Diplom an der HWP erworben haben, wurden zwei Jahre nach ihrem Studienabschluss befragt, nach denen der Übergang in das Berufsleben besser beurteilt werden kann als unmittelbar nach dem Studienabschluss.
30 Prozent der Befragten setzten ihr Studium an der HWP fort und erwarben das Diplom II. Von denjenigen, die die HWP verlassen haben, wechselten 75,1 Prozent in den Beruf, 10,6 Prozent studierten an einer anderen Hochschule weiter. 6,6 Prozent waren im familiären Bereich tätig, 7,7 Prozent waren zum Zeitpunkt der Befragung arbeitslos oder arbeitssuchend.
Die Berufstätigen sind in den den folgenden Tätigkeitsfeldern beschäftigt:
Private Unternehmen 67,3 %
Selbstständigkeit/freiberuflich 13,3 %
Organisationen ohne Erwerbscharakter 8,1 %
Gemeinwirtschaftlich, kommunal 6,6 %
Öffentliche Verwaltung 4,7 %
Während die BetriebswirtInnen zu über 80 Prozent einen Job in privaten Unternehmen finden, arbeiten die Volkswirte und Soziologen häufiger in Verbänden, Parteien oder Organisationen ohne Erwerbscharakter. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen hebt Dr. Koch die positive Entwicklung bei den Soziologen hervor: „Von den AbsolventInnen mit dem Schwerpunktfach Soziologie, die die HWP nach dem ersten Diplom verlassen haben, sind gegenüber früheren Befragungen mehr direkt in das Berufsleben eingestiegen. Interessant ist der relativ hohe Anteil der Selbständigen und freiberuflich Tätigen. Jeder dritte Berufstätige gehört zu dieser Gruppe. Die erzielten Einkommen zeigen, dass es sich nicht um Randexistenzen handelt."
Gefragt nach der Hierarchie ordneten sich fast ein Drittel der Befragten auf die Leitungsebene ein, 14 Prozent übten eine Assistententätigkeit, z.B. bei der Geschäftsführung, aus, weitere 30 Prozent waren als Fachkraft auf der mittleren Ebene oder im gehobenen Dienst tätig. Das jährliche Durchschnittseinkommen lag bei rund DM 68.000,-, viele Spitzeneinkommen liegen weit darüber.
Die Ergebnisse der Befragung zum Verbleib zeigen, dass sich die Absolventen des sechssemestrigen Studienganges an der HWP mit denen universitärer Langzeitstudiengänge messen lassen können. Positiv zu Buche schlägt, so geben die Absolventen an, das Diplom in Verbindung mit ihrer Berufserfahrung, die sie bereits vor dem Studium erworben haben.
Bewertung des HWP-Studiums durch die Absolventen
Die Zufriedenheit der Absolventen mit dem HWP-Studium wurde anhand der Frage, ob sie das Studium auch Freunden empfehlen würden, geprüft. Mit positivem Ergebnis: 28,8 Prozent würden das Studium nachdrücklich empfehlen, 42,3 Prozent würden es wahrscheinlich empfehlen, nur 2,2 Prozent würde wahrscheinlich abraten und nur ein Befragter würde auf jeden Fall abraten.
Besonders gut würden nach Aussage der Absolventen die Qualifikationen „Zusammenhänge erkennen, herstellen“, „über Fachgrenzen hinausdenken“, „Fachwissen“, das „schriftliche Darstellungsvermögen“ und „gesellschaftliche Verantwortung erkennen“ gelehrt. In Bezug auf die im Beruf benötigten Qualifikationen wurde dagegen die Vermittlung von „mündlichem Darstellungsvermögen“, „Organisieren, Planen, Verwalten“ und „computergestütztes Arbeiten“ vermisst.
Hier hat sich laut Koch in den letzten Jahren einiges getan: “ Wir haben in unserem studienbegleitenden Prüfungssystem bereits Referate und Prüfungsgespräche eingeführt, in denen die mündliche Darstellung geübt wird. Gleiches gilt für die EDV-gestützen Kurse, die seit der Studienzeit der Befragten wesentlich ausgebaut und von den Studierenden auch in Anspruch genommen wurden.“
Die Befragung der Studienabbrecher
In den Jahren 1995 und 1996 betrug die Studienabbruchquote 28 Prozent, in den beiden Folgejahren stieg sie geringfügig auf 30 Prozent. 17 Prozent der befragten Studienabbrecher studierten an einer anderen Hochschule weiter, 62 Prozent gingen in den Beruf und 12 Prozent waren auf Arbeitssuche.
Die Befragung der Abbrecher zeigt, dass ein Studienabbruch selten monokausal zu begründen ist, sondern zumeist aus einer Vielzahl von Motiven resultiert. Die befragten Studienabbrecher nannten als wichtigste Gründe im persönlich individuellen Bereich (Mehrfachnennungen): „Das Studium konnte nicht mehr finanziert werden.“ (42 %), „vermehrte familiäre Belastung“ (30 %) und „Mir wurde eine attraktive berufliche Position angeboten (29 %).
Weniger häufig wurden Gründe genannt, die mit dem Studium zu tun haben: „Das Lehrangebot entsprach inhaltlich nicht meinen Vorstellungen.“ (26 %), „Probleme mit Kursen des Grundstudiums“ (20 %), „Es hätte mehr Hilfestellung speziell für die langjährig Berufstätigen geben müssen“ (20 %).
Dazu äußert Dr. Koch: „Die Beratungsintensität an der HWP ist bereits sehr hoch. Auch viele Abbrecher heben neben dem guten Betriebsklima unter den Studierenden die gute Betreuung durch den Lehrkörper und die Verwaltung hervor. Trotzdem werden wir versuchen, in der Studienberatung die genannten Gründe für einen Studienabbruch zu berücksichtigen und gegebenenfalls besondere Sprechstunden für Studierende einrichten, die über einen Studienabbruch nachdenken.“
Da die Erwerbstätigkeit neben dem Studium und die finanziellen Probleme die häufigsten Ursachen für einen Studienabbruch sind, hat die HWP 1996 im ersten Studienabschnitt das Teilzeitstudium für Berufstätige mit der Hälfte der regelmäßigen Arbeitszeit eingerichtet. Die Regelstudienzeit beträgt für die Teilzeitstudierenden statt sechs zehn Semester, die Fristen für die einzelnen Prüfungsphasen sind verlängert worden.
Studienreform-Pläne der HWP
Die guten Chancen der Absolventinnen und Absolventen des ersten Studienabschnittes auf dem Arbeitsmarkt sind einer der Gründe dafür, dass die Motivation der Studierenden, ihr Studium im zweiten Abschnitt fortzusetzen, sinkt. Außerdem haben viele Studierende mit längerer Berufspraxis von vornherein nicht die Absicht weiter zu studieren. Sie wollen nach dem Erwerb des ersten Diploms möglichst schnell wieder arbeiten. Entsprechend nimmt die Zahl derjenigen, die ihr Studium nach neun Semestern als „Diplom-SozialökonomIn“ beenden, seit einigen Jahren kontinuierlich ab.
Für das kommende Wintersemester hat sich die Hochschule deshalb eine grundlegende Diskussion zur Reform des zweiten Studienabschnittes vorgenommen. Im Januar soll ein umfassendes Konzept vorliegen. Als Ziel der Reform nennt Prof. Dr. Karl-Jürgen Bieback, Vizepräsident der HWP: „Wir wollen Studienangebote mit einem eindeutigen Profil entwickeln, aus denen klar hervorgeht, für welche Berufsfelder und in welchen Themenbereichen sich die Studierenden weiter qualifizieren können.“ Anknüpfungspunkte seien hier der bereits 1992 eingeführte, erfolgreiche Master-Studiengang „Europäische und Internationale Wirtschaft“, der geplante hochschulübergreifende Studiengang „Gender-Studies“ sowie die Pläne für einen Master für Public Management und für Gesundheitswissenschaften, die bereits im letzten Jahr entwickelt wurden. „Diese Ansätze lassen sich für andere Berufsfelder oder Themenschwerpunkte aus den vier Fachgebieten der HWP weiterdenken.“
Die Stärken des jetzigen zweiten Studienabschnittes – das forschende Lernen im Projekt, die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen und das interdisziplinäre Lehrkonzept – werden ebenfalls in die Reformpläne einfließen.
Adressaten der neuen weiterführenden Studienangebote werden neben den Absolventen des ersten Studienabschnittes an der HWP auch Absolventen anderer Hochschulen oder Menschen sein, die nach einer Zeit der Berufstätigkeit ihre universitäre Ausbildung forsetzen wollen.
Der Bedarf nach solchen weiterqualifizierenden Abschlüssen ist laut Prof. Bieback groß: „Die HWP hat den Vorteil, aufgrund der gestuften Studienstruktur und des studiengeleitenden Prüfungssystems schneller und ohne grundlegende Probleme auf diese Nachfrage reagieren zu können.“
Verantwortlich: Anne Ernst, Abteilung Kommunikation, Von-Melle-Park 9, 20146 Hamburg
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