Mit Kreislaufwirtschaft in die Dienstleistungsgesellschaft
Kreislauforientierte Dienstleistungen schaffen Arbeitsplätze und stärken die Kundenbindung / Ausstellung "Kreislaufwirtschaft" in der EXPO-Stadt Wolfsburg / Von Pionieren lernen
Kreislaufwirtschaft beginnt vor der Herstellung eines Produktes und erst recht vor der Entsorgung. Sie beginnt bei der Überlegung, einen Nutzen zu verkaufen, nicht ein Produkt. Eine solche Kreislaufwirtschaft umfasst mehr als "Mieten" oder "Leasen".
Zukunftsträchtige Beispiele der Kreislaufwirtschaft sind derzeit in Wolfsburg zu besichtigen. Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe, stellt dort im Rahmen der dezentralen Projekte der EXPO 2000 erfolgversprechende Ergebnisse der Kreislaufwirtschaft vor. Entwickelt wurden die Konzepte im Rahmen des Projektes PROKREIS vom Fraunhofer ISI zusammen mit zahlreichen Unternehmen. PROKREIS war Teil des Programms "Produktion 2000" des Bundesforschungsministeriums.
Wer beispielsweise eine Produktflotte aufbauen will oder lebenslangen Service rund um ein Produkt anbietet, muss in Vorleistung treten. Das können sich kleine und mittelständische Betriebe aus eigener Kraft häufig nicht leisten. Doch können Banken oder Leasinggesellschaften zusammen mit den Betreiberunternehmen interessante Modelle entwickeln. Fantasie und unternehmerischer Mut sind gefragt, um die enormen wirtschaftlichen Potenziale der Dienstleistungen zu bergen. Denn der gesamte Prozess darf nicht weniger Rendite bringen als der ausschließliche Produktverkauf.
Doch wenn es dem Flottenmanager gelingt, seine Produkte möglichst lange zu nutzen, spart er nicht nur Kosten, sondern er schont zugleich die Umwelt. Hinzu kommt der strategische Beitrag der Kundenbindung; Wer seine Produkte ein Leben lang begleitet, bleibt ein Leben lang Ansprechpartner für seine Kunden. Alle Formen der Kreislaufwirtschaft lassen zudem einen generellen Trend erkennen: Sie bieten Problemlösungen. Sie erhöhen damit den Nutzen für den Kunden. Ferner kann durch Kreislaufwirtschaftskonzepte das Unternehmensimage verbessert werden, was sich positiv auf das klassische Produktgeschäft auswirkt. Unternehmen gewinnen so Marktanteile.
Konzepte zur Nutzungsintensivierung und Lebensdauerverlängerung schaffen darüber hinaus Arbeitsplätze. Es wird zwar weniger produziert, dafür aber gewartet, repariert, umgerüstet, modernisiert, wiedervermarktet etc. Diese Prozesse schaffen Arbeit.
Doch stimmt diese Formel nur im Grundsatz; es gibt Einschränkungen. Die Arbeitsplätze werden tendenziell dezentral, in Kundennähe geschaffen. Wenn eine Branche sehr exportorientiert ist, kann das zur "Ausfuhr" von Arbeitsplätzen führen. Eine systematische Analyse der Bedingungen, unter denen positive Beschäftigungseffekte zu erwarten sind, steht allerdings noch aus.
Ausgewählte Beispiele der Kreislaufwirtschaft sind bis zum 31. Oktober 2000 in der Ausstellung "Kreislaufwirtschaft" im EXPO-Pavillon in Wolfsburg zu sehen (geöffnet täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr). Am 31. August 2000 findet in Wolfsburg zudem ein vom Fraunhofer ISI organisierter Workshop statt. Unter dem Titel "Ressourcenmanagement durch Nutzungsintensivierung und Lebensdauerverlängerung von Produkten" haben Unternehmen die Möglichkeit, von "Pionieren" der Kreislaufwirtschaft zu lernen.
Alle Facetten der hochwertigen Kreislaufwirtschaft sowie Anregungen zum Nachmachen und zahlreiche Beispiele sind in dem Band "Zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft" zusammengefasst (erschienen im Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart, 128,– DM, ISBN 3-7910-1646-6). Auf 350 Seiten legen die Forscher des Fraunhofer-Instituts ISI erfolgversprechende Beispiele der Kreislaufwirtschaft verschiedener Unternehmen dar.
Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotentiale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationspolitik.
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