Neue Wege in der Technologiepolitik: Mezzanine Money macht es möglich
Gerade kleinen und mittleren Unternehmen fehlt häufig Geld für Forschung und Entwicklung. Zugleich werden öffentliche Zuschüsse in Zeiten knapper Kassen rar. In diesem Zusammenhang bietet sich Mezzanine Money als zu prüfender neuer Weg in der Technologieförderung an.
Der deutsche Mittelstand steckt in der Liquiditäts-Klemme. So sind in keinem großen Industrieland die Eigenkapitalquoten kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) so niedrig wie hierzulande. Und die Beschaffung von Fremdkapital wird offenbar zusehends schwieriger. Stichworte sind in diesem Zusammenhang ein verändertes Kreditvergabe-Verhalten der Banken, niedrige Renditen im Kreditgewerbe, Strukturwandel im Bankensektor, Basel II. Als Folge bleiben ausgerechnet die Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) oft auf der Strecke.
Es müssen nicht immer Subventionen sein
Öffentliche Technologie-Förderprogramme beschränken sich bislang meistens auf projektbezogene Zuschüsse aus Bundes- oder Landesmitteln. Problematisch ist daran, dass die Zuschüsse in aller Regel begrenzt sind und für größere F&E-Projekte nur eine bescheidene Hilfe darstellen. Außerdem sind sie besonders anfällig für so genannte Mitnahmeeffekte – d.h. die geförderten Projekte würden z.T. auch ohne staatliche Hilfe realisiert. Zudem sind die gezahlten Fördergelder unwiederbringlich „verloren“, was angesichts angespannter öffentlicher Haushalte zunehmend zum Problem wird. Versuche, die Maßnahmen so auszugestalten, dass Fördergelder „im Erfolgsfall“ – wenn das entsprechende Projekt zur Entwicklung marktfähiger Produkte geführt hat – zurückgezahlt werden müssen, haben sich in der Vergangenheit als wenig effektiv erwiesen. Viele der unterstützten Unternehmen setzten alles daran, den Beweis zu erbringen, dass die Förderung nicht ursächlich für ihren wirtschaftlichen Erfolg war.
Die Eigenkapital-Lücke schließen
Diesen Schwierigkeiten kann mit einem für Deutschland relativ neuen Finanzierungsinstrument abgeholfen werden: Mezzanine Money. Darunter werden unterschiedliche Finanzierungsformen (z.B. nachrangige Darlehen, partiarische Darlehen, Verkäuferdarlehen, stille Beteiligungen und Genussscheine) verstanden, die zwischen Kredit und Beteiligungskapital angesiedelt sind und aus Sicht der Unternehmen die Vorteile der klassischen Finanzierungsmöglichkeiten miteinander verbinden.
Die Unternehmen können durch Anwendung entsprechender Instrumente ihr bilanziell ausgewiesenes Eigenkapital aufstocken. Das erleichtert den Zugang zu Fremdkapital für F&E-Zwecke. Der Vorteil ist dabei, dass konkrete Investitionsentscheidungen im Unternehmen ohne Einmischung (und Fehlanreize) von außen fallen. Zudem belasten Mezzanine-Zuwendungen als (eventuell subventionierte) von Förderbanken ausgezahlte Darlehen die öffentlichen Haushalte weniger als z.B. Zuschüsse, weil die Mittel (wenigstens zu einem erheblichen Teil) zurückfließen.
Mezzanine-Finanzierungen haben vor allem in den angelsächsischen Ländern Tradition und finden neuerdings in Deutschland zunehmend Anklang. Eine Vorreiterrolle bei der Verbreitung solcher Instrumente spielten die öffentlichen Förderbanken und Beteiligungsgesellschaften. In jüngster Zeit haben auch die privaten Banken den Charme der Mezzanine-Finanzierungen entdeckt. Ihre Angebote enthalten freilich im Unterschied zu den Finanzierungsinstrumenten der öffentlichen Einrichtungen keine Subventionskomponente. Das Entwicklungspotenzial der Mezzanine-Finanzierungen ist in Deutschland allerdings längst nicht ausgeschöpft. Deshalb wäre im Rahmen einer Ausweitung dieses Finanzierungsinstruments zu evaluieren, inwieweit sowohl KMU als auch Banken davon profitieren und ob es in der Lage ist, zur Schließung der „Eigenkapitallücke“ bei deutschen KMU beizutragen.
(aus: RWI-Mitteilungen)
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Dr. Michael Rothgang
Tel.: (0201) 81 49-248
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