Über Firmengrenzen hinweg – Schritte zum virtuellen Gesamtunternehmen
Mit neuartigen Formen der Kooperation experimentierten fünf mittelständische Firmen, die in eine Wertschöpfungskette der Elektronikbranche eingebunden sind, im nun erfolgreich abgeschlossenen Projekt PERFLEX (Überbetriebliche Personalflexibilisierung). Im Zentrum stand der regelmäßige Austausch von Mitarbeitern zwischen den beteiligten Unternehmen, sowohl „physisch“ als auch „virtuell“ (d.h. via elektronische Vernetzung), sowie der erweiterte Austausch von Informationen, insbesondere über die Entwicklung einer gemeinsamen Datenbank.
Wissenschaftlich begleitet wurde das Vorhaben vom ISF München, öffentlich gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das Projekt legt nun ein Handbuch vor, das der Verbreitung dieser zukunftsträchtigen Idee dient. Es enthält eine ausführliche Dokumentation und Bewertung des Projekts, Überlegungen zu seiner Übertragbarkeit, Checklisten, Rahmenverträge und eine juristische Expertise.
Die Firmen Introbest, Intronic, W. Gessmann, PR-Tronik und Lippok & Wolf sind in der Entwicklung, Distribution, Herstellung, Bestückung und Nutzung elektronischer Baugruppen engagiert. Die Auftragslage und damit auch das Arbeitsvolumen in diesem Markt schwankt stark und sehr kurzfristig, ein Problem, das besonders für kleinere Unternehmen schwer wiegt. Dieser Herausforderung begegneten die Firmen mit einem innovativen Ansatz: durch eine erweiterte Kooperation in der Wertschöpfungskette, die unter anderem zum Aufbau einer gemeinsamen Produkt- und Bauteiledatenbank und zum physischen und virtuellen Mitarbeiteraustausch führte. Es eröffneten sich Möglichkeiten zu einer Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette über die Firmengrenzen hinweg, sodass beispielsweise schon bei der Entwicklung und beim Layout Gesichtspunkte der Fertigung eine Rolle spielen können. Damit wurde ein wichtiger Schritt zu einem „virtuellen Gesamtunternehmen“ getan. Dies setzte eine erhebliche Bereitschaft bei den Firmen und ihren Mitarbeitern voraus: Immerhin handelt es sich um kleinere selbstständige Unternehmen, die den anderen u.a. Teile ihrer Kalkulation offen legen mussten.
Die wissenschaftliche Begleitung durch das ISF München zielte u.a. darauf, die Bedingungen und Erfolgschancen eines solchen Vorhabens zu reflektieren und möglichst konkret zu fassen; dafür wurden u.a. Mitarbeiterbefragungen auf verschiedenen Ebenen der Unternehmen durchgeführt. Eine wichtige Fragestellung war hier: Was bedeuten schöne Worte wie „Vertrauen“, „Motivation“, „Begeisterungsfähigkeit“, „gleiche Augenhöhe“, die immer wieder als Bedingungen einer erfolgreichen Zusammenarbeit genannt werden, im alltäglichen Arbeitsprozess? Wie kann man diese „weichen“ Faktoren fördern? Wie können die Resultate anderen Firmen in ähnlicher Lage nutzbar gemacht werden? Zudem erarbeitete das Institut eine Expertise zu den juristischen Möglichkeiten des überbetrieblichen Personalaustauschs – insbesondere was die Normen des Arbeitnehmer-Überlassungsgesetzes angeht.
Das Handbuch des Projekts, „Über Firmengrenzen hinweg – Neue Formen der Zusammenarbeit im Mittelstand“, enthält grafisch aufbereitet eine Fülle von Informationen und Ideen sowie Checklisten und Vertragsmuster.
Gefördert wurde das Projekt vom BMBF über die Projektträgerschaft Produktion und Fertigungstechnologien in Karlsruhe im Rahmenprogramm „Forschung für die Produktion von morgen“.
Rück- und Nachfragen an: Frank Seiß, ISF München, 089-272921-78, frank.seiss@isf-muenchen.de
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