Vom Käse zum Welterfolg


Bayer ist größter Polyurethan-Rohstoffproduzent

"Allenfalls brauchbar zur Herstellung von Emmentaler-Käse-Imitationen" lautete das skeptische Urteil eines Chemikers noch im Jahr 1941. Gemeint war der Kunststoff Polyurethan (PUR) – eine damals zähe, von Glasbläschen durchsetzte Masse, die wenige Jahre zuvor von Otto Bayer eher zufällig entdeckt worden war. Doch schon Anfang der 50er Jahre – mit den ersten Schaumstoffblöcken – begann der weltweite Siegeszug der Polyurethane. Heute ist PUR aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob Schuhsohle, Sitzpolster, Autoteile, Dämmstoff oder Rollen für Inline-Skates: zu all diesen Produkten wird der Allround-Werkstoff verarbeitet.

Das Besondere, die Chemie, findet beim Gießen statt. Bayer liefert die Bestandteile des Kunststoffes in Tankwagen oder Fässern an seine Kunden. Dort werden die Flüssigkeiten, je nach Anwendung, in einem bestimmten Verhältnis gemischt und in Formen gegossen. Durch eine chemische Reaktion härtet das Material aus, Polyurethan ist entstanden. Auf diese Weise lassen sich selbst filigrane Teile, wie Verzierungen für Möbel, herstellen.

Den Kunststoff gibt es in den verschiedensten Sorten. Als weichen Schaumstoff in Matratzen oder auch aus hartem Material, wie bei Computer-Gehäusen. Ohne Bläschen, also ohne Treibmittel, werden massive Werkstoffe hergestellt. Aus diesen werden hochbeanspruchte Rollen, zum Beispiel für Inline-Skates oder Achterbahnen gegossen.

Polyurethane gehören zum Kerngeschäft der Bayer AG. Die Rohstoffe werden weltweit an 26 Standorten, in Europa, Asien, Afrika, Nord- sowie Südamerika hergestellt. Fast 5.500 Mitarbeiter sind heute im Geschäftsbereich Polyurethane tätig. Der Absatz lag im vergangenen Jahr bei rund zwei Millionen Tonnen. Damit ist Bayer der weltweit größte Produzent auf diesem Gebiet. Der Umsatz betrug über 3 Milliarden Euro. Dies machte über ein Viertel des Gesamtumsatzes des Bayer-Arbeitsgebietes Polymere im Jahr 2000 aus.

Der Chemiker Otto Bayer hatte Polyurethan 1937 entdeckt. Eigentlich war der mit der Gründerfamilie des Konzerns nicht verwandte Angestellte auf der Suche nach einem Verfahren, um Kunstfasern herzustellen. Wie bei vielen erfolgreichen Entdeckungen, spielte auch hier der Zufall eine Rolle. PUR galt ursprünglich als eher massives Material. Dann passierte die Sache mit dem "Emmentaler-Käse": kleine Mengen von Säure waren in den Stoff gelangt, die Kunststoff-Masse schäumte auf. Von dieser Panne angeregt, forschte das Team um Otto Bayer weiter. Sie fügten dem Reaktionsgemisch gezielt einen kleinen Anteil Wasser zu. Kohlendioxyd spaltete sich ab. Es bildeten sich Bläschen. Der erste PUR-Schaumstoff war entstanden. Es sollte aber noch über zehn Jahre dauern, bis aus Bayer-Rohstoffen Schaumstoffe für jeden Verwendungszweck hergestellt werden konnten.

Mit dem Schaumstoff kam der endgültige Durchbruch der Polyurethane. Die ersten Weichschaumblöcke kamen 1951 aus der Maschine. Bereits 1960 wurden weltweit über 300.000 Tonnen Pur-Rohstoffe verbraucht. Zehn Jahre später waren es schon über eine Million. Heute sind rund 9 Millionen Tonnen weltweit.

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