Der Boden bietet Schutz vor Schmutz

Böden sind für die Qualität unserer Grundwasservorräte besonders wichtig, weil sie als Filter, Speicher und Vermittler von Stoffumwandlungen wirken. Diese Umweltfunktionen wurden mit dem Bodenschutzgesetz und mit der Bodenschutz- und Altlastenverordnung – 30 Jahre nach den Medien „Luft“ und „Wasser“ – unter den Schutz der deutschen Gesetzgebung gestellt. Vordergründiges Motiv war, angesichts der enormen Kostenerwartungen die Sanierung von Altdeponien und Industriealtlasten bundeseinheitlich zu regeln und darauf zu achten, dass „aus volkswirtschaftlicher Sicht nur die tatsächlich erforderlichen Maßnahmen durchgeführt werden“, so Professor Dr. Ulrich Förstner, TU Hamburg-Harburg, auf der Jahrestagung 2001 der Wasserchemischen Gesellschaft in Bad Wildungen.

Die aktuelle Entwicklung im landwirtschaftlichen Bereich hat gezeigt, dass die Massentierhaltung und die mit ihr verbundene Gülleentsorgung zu einem Gefährdungspotential für das Grundwasser durch Veterinärpharmaka geworden ist. Das Ausmaß lässt sich z. Z. noch nicht annähernd beziffern. Inzwischen wird immer deutlicher, dass in der Mehrzahl der schwerwiegenden Kontaminationen der Wirkungspfad Boden-Grundwasser ausschlaggebend für den finanziellen Aufwand von Sanierungen ist, d. h. der Boden spielt eine zentrale Rolle. Daraus folgt zunächst, dass nur ein vertieftes Verständnis der chemischen Prozesse an der Grenzfläche Feststoff-Wasser zu gesicherten Bewertungen führen kann. Dafür hat u. a. das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Verbundprojekt „Prognose des Schadstoff-Eintrags in das Grundwasser mit dem Sickerwasser“ ins Leben gerufen, an dem Mitglieder der Wasserchemischen Gesellschaft maßgeblich beteiligt sind. Die hieraus zu erwartenden Erkenntnisse können auch die Grundlage für kostengünstige, naturnahe Sanierungsverfahren bilden, wie bereits an Beispielen in den USA, in Kanada und in den Niederlanden gezeigt wurde.

Auch in Deutschland werden für die Sanierung von Grundwasserverschmutzungen immer mehr „passive in situ-Methoden“ in Betracht gezogen – Behandlungsverfahren direkt im Untergrund ohne Energieeintrag und mit relativ niedrigen Betriebskosten. Durchströmte Reinigungs- oder Reaktionswände dienen der Adsorption, der Rückhaltung, der chemischen Umwandlung oder dem mikrobiologischen Abbau von Schadstoffen im Grundwasser; es handelt sich um ein volltaugliches Sanierungsverfahren mit Langzeitwirkung, ohne das ursprüngliche Grundwasserregime wesentlich zu beeinflussen. Das Verständnis der Wirkungsweise solcher Barrieresysteme zur langfristigen Stabilisierung kontaminierter Feststoffe spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung und Ablagerung von Restmüll, Bergbaualtlasten und Baggergut. Das neue Wissen um solche Prozesse kommt auch der Weiterentwicklung des Konzepts des kontrollierten natürlichen Abbaus und Rückhalts von Schadstoffen zugute. Es kann bei der Beantwortung der Frage helfen, ob und inwieweit Beurteilungen der Boden- und Sedimentqualität auf Basis von Grenzwerten für das Wasser dazu führen, Risiken zu überschätzen und den Sanierungsaufwand zu aufwendig zu gestalten.

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