Gesundheitswirtschaft als Motor für Arbeit und Beschäftigung
Ministerin Fischer: 10 000 neue Arbeitsplätze in Emscher-Lippe – Fachtagung am Institut Arbeit und Technik zum Abschluss des Bundesforschungsprojektes „Warenwirtschaft in Krankenhäusern“
Trotz Kostendruck und Sparzwängen bleibt die Gesundheitswirtschaft ein Motor für Arbeit und Beschäftigung. Die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen sowie das Know how für eine bessere Ausschöpfung von Ressourcen bringen Innovationsimpulse, die gerade die Emscher-Lippe-Region für sich nutzen kann. „Hier ist in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine Steigerung der Beschäftigung in der Gesundheitswirtschaft um 10 000 auf über 50 000 Beschäftigte möglich“, sagte NRW-Gesundheitsministerin Birgit Fischer heute (22. Juni) auf der Abschlussveranstaltung zum Bundesforschungsprojekt „Warenwirtschaft in Krankenhäusern“ im Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen. Die Ministerin sicherte zu, dass im Masterplan Gesundheitswirtschaft des Landes NRW die Emscher-Lippe-Region ein Schwerpunkt sein werde.
PD Dr. Josef Hilbert, Leiter des IAT-Foschungsschwerpunktes Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität, hob hervor, dass das Ruhrgebiet, wenn es sich jetzt als Region der Gesundheitswirtschaft aufstellt, nicht zuletzt wegen seiner Ausstattung von der Prävention über Therapie und Pflege bis zur Rehabilitation sehr gute Karten habe. „Hier gibt es Innovationsbiss und den notwendigen Konsens der Akteure der Gesundheitswirtschaft“. Die Kompetenzen der Branche wirken inzwischen weit über die Region hinaus: Von den über 250 000 in den Krankenhäusern an Emscher und Lippe behandelten Patienten kommen 60 000 aus anderen Regionen und sorgen damit für rund 3500 zusätzliche Arbeitsplätze. Insgesamt arbeiten in der Region 42 000 Menschen in der Gesundheitswirtschaft. Den Kernbereich bilden 27 Krankenhäuser, 146 ambulante Pflegedienste und 94 stationäre Pflegestationen.
Beispiele für innovative Arbeitsgestaltung im Gesundheitswesen – und damit bessere Ressourcenausschöpfung und Kosteneinsparung – liefert das Pilotprojekt „Warenwirtschaft in Krankenhäusern“, dessen Ergebnisse auf der Tagung vorgestellt wurden. Das Sozial- und Seniorenwirtschaftszentrum (SWZ/Gelsenkirchen) hat zusammen mit deutschlandweit 12 Krankenhäusern und Kliniken Instrumente und Vorgehensweisen entwickelt, die den Häusern dabei helfen, ihre Prozesse bei gleichbleibend hoher Qualität effizient und patientenorientiert auszurichten. Die Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen macht ungefähr ein Drittel der Kosten der Krankenhäuser aus. Wie SWZ-Geschäftsführer Michael Hübner erläuterte, konnten bei allen teilnehmenden Krankenhäusern erhebliche Effizienzreserven in der Arbeitsorganisation der Warenwirtschaft erschlossen werden in Größenordungen von 15 bis 40 Prozent je Prozess. Optimiert wurden Bereiche von der internen Arzneimittellogistik über die Wäscheversorgung, Büroartikel und Formularwesen bis hin zur Versorgung der Stationen mit Verbrauchsartikeln wie Kanülen und Verbandsmaterialien. Die Ergebnisse des Bundesforschungsprojektes sind in Kürze auch im Internet verfügbar.
Prof. Dr. Franz Lehner, Präsident des Instituts Arbeit und Technik im Wissenschaftszentrum NRW, zeigte in seinem Fachvortrag auf, wie die Gesundheitswirtschaft von der Industrie lernen kann: „Wenn ein Unternehmen sich reorganisiert, darf es nicht bloß rationalisieren – im Mittelpunkt muss die Steigerung der Produktivität stehen und nicht allein eine Senkung der Kosten“. Von der Industrie lasse sich auch lernen, wie Qualitätssicherung systematisch in die Unternehmensorganisation eingebaut und Reorganisationsprozesse sinnvoll und zielführend gestaltet werden können.
Die Akteure der Gesundheitswirtschaft in der Emscher-Lippe-Region wollen die Kompetenzen in den Bereichen Wissensmanagement und Qualifizierung, integrierter Versorgungskonzepte und Organisation der logistischen Warenströme weiter ausbauen. Geplant sind der Aufbau einer Managementakademie für Führungskräfte, der Ausbau der Logistikkompetenz im Rahmen des Projektes MedEcon Ruhr und die Entwicklung integrierter Versorgungskonzepte z.B. mit dem Institut für Prävention und Telemedizin im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.
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