Aktienmarkt: Unsicherheit und Rezessionsängste nach Terroranschlag
Der verheerende Terroranschlag in den Vereinigten Staaten hat an den internationalen Börsen tiefe Spuren hinterlassen. Unsicherheit über die weitere ökonomische Entwicklung und Angst vor militärischen Konflikten überschatten seither die Märkte. Zwar wurde versucht, drohende Kursverluste u. a. durch großzügige Liquiditätsspritzen und konzertierte Zinssenkungsaktionen wichtiger Notenbanken, allen voran der US-Fed und der EZB mit Leitsatzreduktionen um jeweils 50 Basispunkte, abzufedern; gleichwohl sackte der Dow Jones seit Wiederaufnahme des 4 Tage ausgesetzten Handels um rund 13 Prozent ab. Führende europäische Indizes wie Euro Stoxx 50 oder DAX mussten seit den Anschlägen noch heftigere Einbußen von 17 bzw. 22 Prozent hinnehmen.
Die Folgen der Geschehnisse vom 11. September für die Weltwirtschaft sind derzeit kaum abschätzbar, zumal Art und Umfang potenzieller US-Vergeltungsschläge noch völlig ungewiss sind. Klar ist aber zumindest, dass sich die ökonomischen Eckpunkte in den USA negativ verschoben haben. Dort hatten zur letzten Monatswende einige Daten wie der leichte Anstieg der Industrieaufträge im Juli um 0,1 Prozent sowie insbesondere der Sprung des Einkaufsmanager-Index NAPM im August von 43,6 auf 47,9 Punkte Hoffnungen auf ein allmähliches Ende der konjunkturellen Schwächephase bestärkt. Zu befürchten ist nun, dass vor allem das zuvor schon angeschlagene Vertrauen der US-Verbraucher unter dem Eindruck der jüngsten schrecklichen Ereignisse, schwacher Aktienkurse und steigender Arbeitsplatzrisiken spürbar sinkt. Ein vorübergehendes Abgleiten Amerikas in die Rezession mit Minusraten beim BIP im dritten und vierten Quartal 2001 infolge rückläufiger Konsumausgaben ist inzwischen einzukalkulieren. Mit Hilfe von aufzulegenden Programmen zur Konjunkturbelebung, höheren Verteidigungsausgaben und verstärkten Investitionen in Sicherheitseinrichtungen, begleitet von weiterer Lockerung der Geldpolitik, sollte es der US-Wirtschaft 2002 aber gelingen, auf den Wachstumspfad zurückzukehren.
Das besonders Prekäre an der derzeitigen weltwirtschaftlichen Konstellation ist, dass sich alle großen Industrieländer synchron auf zyklischer Talfahrt befinden. Auch in Europa muss mit ähnlich negativen Implikationen auf die Konjunktur wie in den USA, wenn auch in abgeschwächter Form, gerechnet werden. Die Wende könnte sich um zwei Quartale nach hinten verschieben. Erst 2002 werden die Auftriebskräfte im Zuge einer globalen Stabilisierung wieder stärker Tritt fassen, sofern Preisschocks an den Ölmärkten ausbleiben. Angesichts der vielfältigen Unsicherheitsfaktoren dürfte die Risikoaversion breiter Investorenkreise zunächst hoch bleiben. Überreaktionen sind nicht auszuschließen. Solange eine Bodenbildung noch nicht ansatzweise erkennbar ist, sollte sich der Anleger mit Aktienengagements zurückhalten.
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