Aktienmarkt: Zwischen Hoffen und Bangen
Von den scharfen Kurseinbrüchen nach den Terroranschlägen in den USA haben sich die internationalen Aktienmärkte schon wieder in beeindruckender Weise erholt. Unterstützt wurde die kräftige und schnelle technische Gegenreaktion durch eine weitere US-Leitzinsreduktion um 50 Basispunkte sowie das von Präsident Bush in Aussicht gestellte zusätzliche Konjunkturförderprogramm in Höhe von bis zu 75 Milliarden Dollar. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit der gegenwärtigen Aufwärtstendenz sind allerdings Zweifel angebracht. Neuerliche Baisseattacken müssen angesichts der massiven Verschlechterung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen einkalkuliert werden; die meisten DAX-Titel dürften dabei die in der ersten Handelswoche nach den Anschlägen erreichten Tiefstände aber nicht mehr unterschreiten.
Ein dauerhaft verbessertes und verlässlicheres Anlageklima wird sich an den Börsen erst dann einstellen, wenn sich das Ende der globalen konjunkturellen Schwächephase abzuzeichnen beginnt. Von zentraler Bedeutung ist, wie rasch es in Amerika gelingt, die negativen Konsequenzen der schrecklichen Ereignisse vom 11. September für das Vertrauen der Verbraucher und Investoren zu überwinden. Erschwert werden Prognosen derzeit durch die Tatsache, dass die aktuell veröffentlichten makroökonomischen Daten wenig hilfreich sind, da sie überwiegend vor Mitte September erhoben wurden. Die massiven Lockerungsschritte der Fed, die ihre Möglichkeiten nun weitgehend ausgeschöpft haben dürfte, und die gigantischen Ankurbelungspakete der Bush-Administration offenbaren jedenfalls tiefe Besorgnis. Mit einer spürbaren wirtschaftlichen Wiederbelebung ist wohl erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres zu rechnen. Die Marktteilnehmer haben sich daher auch in den kommenden Monaten auf einen anhaltenden Fluss transatlantischer Hiobsbotschaften von der Konjunkturfront und aus dem Unternehmenssektor einzustellen.
Die europäischen Börsen bleiben im Schatten der vorerst wenig inspirierenden Wall Street gefangen. Auch hier hat das künftige Konjunkturprofil nur unscharfe Konturen. Nach Einschätzung der Europäischen Kommission bewegt sich Europa am Rande der Rezession. Die diesjährige durchschnittliche Wachstumserwartung für die EU-Länder wurde von der Behörde jüngst von zuvor 2,5 auf „deutlich unter 2 Prozent“ zurückgeschraubt. Deutschland erweist sich als Schlusslicht unter den EU-Staaten zunehmend als Wachstumsbremse. Wegen der stärkeren Exportabhängigkeit ist hierzulande im laufenden Jahr nur noch mit einer Expansionsrate von unter 1 Prozent zu rechnen, für 2002 zeichnet sich vorerst keine nennenswerte Beschleunigung ab.
Vor dem Hintergrund des äußerst gedämpften gesamtwirtschaftlichen Szenarios bleiben die Chancen am deutschen Aktienmarkt zunächst eng begrenzt. Auf Sicht der kommenden Wochen dürfte der DAX zwischen 4000 und 4800 Indexpunkten schwanken.
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