Zeitschrift ARBEIT: Schwerpunktheft Arbeitszeit


Die positiven Erwartungen, die an die Lockerung des Ladenschlussgesetzes geknüpft waren – mehr Umsatz, mehr Beschäftigung -, haben sich nicht erfüllt. Beschäftigung wurde abgebaut und flexible, teilweise wenig sozialverträgliche Arbeitszeitregelungen haben zugenommen. Diesen Befund und weitere aktuelle Ergebnisse der Arbeits- und Betriebszeitforschung präsentiert Heft 3/2000 der Vierteljahreszeitschrift ARBEIT – Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik.

Das 1996 geänderte Ladenschlussgesetz läßt eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten zu. Welche beschäftigungs- und arbeitspolitischen Effekte mit einer solchen „Lockerung“ verbunden sind, analysieren Ellen Hilf und Heike Jacobsen in ihrem Beitrag „Deregulierung der Öffnungszeiten und Flexibilisierung der Beschäftigung im Einzelhandel“. Im Streit um die Ladenöffnungszeiten geht es um die schwierige Balancierung von Konsumenteninteressen an möglichst langen Ladenöffnungszeiten auf der einen und von Beschäftigteninteressen an sozialverträglichen und möglichst wenig belastenden Arbeitsbedingungen auf der anderen Seite.

Die beiden ersten Beiträge des Heftes machen auf den wenig beachteten Zusammenhang von Arbeitszeit, Arbeitsorganisation und Profession aufmerksam: Gerhard Bosch thematisiert ihn in einer international vergleichenden Perspektive in seinem Aufsatz „Arbeitszeit und Arbeitsorganisation“. Frank Bauer erörtert „Probleme der Arbeitszeitgestaltung im Krankenhaus“, insbesondere vor dem Hintergrund eines traditionell gegen Arbeitszeitstandardisierungen eingestellten Professionsverständnisses von Ärzten und Ärztinnen.

In allen Wirtschaftsbereichen ist seit einiger Zeit eine massive Verbreitung von Arbeitszeitkonten feststellbar. Ihre Struktur, ihre Akzeptanz bei den Beschäftigten und ihre möglichen Effekte auf die tatsächliche Arbeitszeit und die Leistung arbeiten Hermann Groß, Eva Munz und Hartmut Seifert im Beitrag „Verbreitung und Struktur von Arbeitszeitkonten“ heraus. Ein betriebsspezifisches Beispiel von Arbeitszeitkonten stellen Klaus Höfer und Cordula Sczesny in „Flexible Standardarbeitszeit und Vertrauensgleitzeit“ dar.

In dem (auf die Schweiz bezogenen) Beitrag „Zeitautonom Teilzeit versus Vollzeit arbeitende Männer: ein empirischer Vergleich“ (Simon Grossenbacher und Ivars Udris) wird ein kaum erforschtes Thema aufgegriffen und nach den Motiven gefragt, die Männer zur Aufnahme einer Teilzeitbeschäftigung bewegen. Birgit Helfmann untersucht in ihrem Beitrag „Verkürzte Erwerbsarbeit – familienfreundliche und gesundheitsförderliche Alternative?“ insbesondere die Belastungssituation von voll- und teilzeitbeschäftigten Frauen. Die Rezensionen stellen neue, interessante Bücher über Arbeitszeit vor.


Das Heft ARBEIT 3/2000 kann zum Preis von DM 34,- beim Buchhandel oder beim Verlag Lucius & Lucius (Gerokstr. 51, 70184 Stuttgart, Fax 0711/24 20 88) bezogen werden (Jahresabonnement DM 108,-).

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Renate Schneider

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