Börsen-Bericht – Zinssenkungen beflügeln Aktienmärkte
Alan Greenspan überraschte am Dienstag nur wenige Anleger mit der erneuten Senkung des amerikanischen Leitzinses um 50 Basispunkte. Seit den Terrorattentaten ist jedem Börsianer klar, dass die amerikanische Regierung und die Notenbank alles tun werden, um die Konjunktur anzukurbeln. Die nunmehr zehnte Zinssenkung dieses Jahres führt aber zu der Frage, ob damit die Probleme der amerikanischen Wirtschaft gelöst oder neue geschaffen werden. Denn dass der amerikanische Leitzins jetzt so niedrig ist wie seit 40 Jahren nicht mehr, stimmt viele Volkswirte nachdenklich. Stimuliert die expansive Zinspolitik die Konjunktur oder führt sie letztlich zu einer Krise wie in Japan?
Trotz Gewinnmitnahmen im Technologiesektor im Vorfeld der Notenbanksitzung verbesserte sich der Nasdaq Composite im Wochenverlauf deutlich. Positiv stimmt vor allem, dass dieser Aufwärtstrend von mehreren Branchen getragen wird. Auch in Deutschland setzte sich die breite Kurserholung fort. Dabei handelt es sich um überlegte Käufe, die eine weiterhin gesunde Markterholung erwarten lassen. Sollte sich die Kombination aus niedrigen Zinsen und sich bessernden Unternehmenszahlen fortsetzen, sind weitere Kurssteigerungen möglich. Dies bietet insbesondere dem mittelfristig orientierten Investor gute Chancen zum Stockpicking. Die Commerzbank rät weiterhin zum Aufbau von Positionen im Technologiebereich. Interessant erscheinen vor allem AOL-TimeWarner und Microsoft. Für defensive Anleger bietet sich die DaimlerChrysler-Aktie an.
Die Europäische Zentralbank senkte diese Woche die Leitzinsen zum vierten Mal auf jetzt 3,25 Prozent. Der Rentenmarkt erreichte, getrieben von der Zinssenkung und der anhaltenden Verunsicherung über die konjunkturelle Entwicklung, neue Höchststände. Sowohl sinkende Auftragseingänge als auch eine rückläufige Industrieproduktion und ein verschlechtertes Geschäftsklima verstärkten die Aufwärtsbewegung der Kurse. Die Rentenmärkte spielen im Moment, beeinflusst von der Stimmungsverschlechterung bei Unternehmen und Verbrauchern, ein ausgesprochenes Rezessionsszenario. Dies scheint deutlich übertrieben. Die Commerzbank rät privaten Anlegern deshalb, das hohe Kursniveau für Gewinnmitnahmen zu nutzen und empfiehlt die Wiederanlage im Laufzeitenbereich bis vier Jahre, wobei Pfandbriefen und ausgewählten Unternehmensanleihen der Vorzug gegeben werden sollte.
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