Auch Zeit zu schaffen erzeugt Innovation
Grenzüberschreitendes Projekt IBIS hilft kleinen und mittleren Betrieben/ Forschungsoffensive wird vom Land NRW, den Niederlanden, der Hochschule Niederrhein und der EU-Initiative Interreg III A mit 1,2 Millionen Euro unterstützt
Jeder erfolgreichen Innovation liegt eine gute Idee zugrunde. Meistens wird mit dem Begriff „Innovation“ jedoch die Entwicklung neuer Produkte verbunden. Doch auch Innovationen im Rahmen der Arbeitsorganisation, des Personalmanagements oder der Dienstleistungen können den Erfolg des Unternehmens positiv beeinflussen. Das deutsch-niederländische Projekt IBIS (Innovative Business culture Implementation in Small and medium enterprises) will für und mit kleinen und mittelständischen Unternehmen der euregio rhein-maas-nord neue prozessorientierte Innovationswege entwickeln und gehen. Das grenzüberschreitende Projekt, bei dem im ersten Schritt 40 Unternehmen mitmachen können, wird mit 1,2 Millionen Euro kofinanziert durch das EU-Programm Interreg III A der euregio rhein-maas-nord sowie durch das Land Nordrhein-Westfalen, das Wirtschaftsministerium der Niederlande, die Hochschule Niederrhein, das niederländischen Netzwerk Syntens und die niederländischen Provinz Limburg.
„Besonders kleine und mittlere Unternehmen können mit einfachen Mitteln die „Kerze der Innovation“ selbst entzünden. Aber es sind nicht immer neue Produkte, sondern häufig innovative Veränderungen innerhalb des Unternehmens, die den Erfolg ankurbeln“, ist sich Projektleiterin Barbara Herzog sicher. Als Beispiel nennt ihr zehnköpfiges Team die 15-Prozent-Regel des Neusser Unternehmens 3M: Sie ermöglicht es den Mitarbeitern, 15 Prozent ihrer Arbeitszeit für eigene Projekte und Ideen zu verwenden. Daraus entstanden zum Beispiel die Post-it Haftnotizen. Ein Sanitär-Installateur, der beim Bad-Einbau dem Kunden Auskunft geben kann über die Preise der Produkte seiner Firma, ist ein lebender Beweis für gutes Marketing, fügt Prof. Dr. Lutz Packebusch von der Hochschule Niederrhein an. Ausgedacht haben sich das übrigens die Mitarbeiter dieser Firma, weil ihr Chef ihnen regelmäßig Zeit für kreatives Nachdenken gibt. Der einsame Tüftler, so Prof. Dr. Packebusch, sei in den seltensten Fällen für Innovationen verantwortlich.
Die ersten Vorbereitungen für IBIS sind gerade abgeschlossen. Durchgeführt wird das Projekt vom Institut für Arbeitssystemgestaltung und Personal-Management (IAP) an der Hochschule Niederrhein, dem Innovationsnetzwerk Syntens in Roermond und dem Institut für effizienten Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitsschutz der Hochschule Niederrhein (AUGE-Institut). Ziel ist es, nicht nur die Arbeitsprozesse in den beteiligten Unternehmen zu analysieren, sondern auch eine Verbesserung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Betriebe und eine Stärkung euregionaler, grenzüberschreitender Netzwerke anzustreben.
Wie läuft IBIS ab? Die Vorgehensweise ist einfach: Zunächst finden in Mönchengladbach und Venlo am 13. und 20. September dieses Jahres zwei kostenlose und unverbindliche Workshops statt. Darin werden interessierte niederländische und deutsche
Unternehmen der Elektrobranche, des Zwischen- und Großhandels über das Thema Innovation informiert und mit ihnen gemeinsam das in ihrem Unternehmen vorhandene Innovationspotenzial ermittelt. Diese Branchen wurden ausgewählt, weil sie exemplarisch die Struktur der Betriebe in der euregio abbilden. Darauf aufbauend begleiten IBIS-Coachs die Unternehmen über mehrere Monate, decken weitere Innovationsmöglichkeiten auf und helfen bei der Umsetzung der Ideen. Dort, wo es möglich ist, werden Methoden aus beiden Ländern kombiniert, so dass in der euregio rhein-maas-nord ein Instrumentarium entsteht, um die Innovationsfähigkeit zu messen und zu verbessern. Gleichzeitig findet ein interkultureller Austausch zwischen deutschen und niederländischen Unternehmen statt. Das Projekt läuft bis Juni 2008. Die Teilnehmer für die Workshops werden ab jetzt gesucht.
Auf deutscher Seite steht das IAP, als An-Institut der Hochschule Niederrhein, Unternehmen bei Veränderungsprozessen beratend zur Seite. Die Schwerpunkte der Beratungsaktivitäten und angewandten Forschungsarbeiten des IAP liegen in den Bereichen Personal, Arbeitsorganisation und Technikgestaltung. Unterstützt wird das IAP durch das AUGE-Institut der Hochschule Niederrhein, welche das Know-How der Fachleute aus den Fachbereichen Chemie, Wirtschaftsingenieurwesen und Gesundheitswesen bündelt, um sich noch enger an aktuellen technischen und betriebsinternen Herausforderungen zu orientieren.
Auf niederländischer Seite ist das Innovationsnetzwerk Syntens der Partner für die dortigen Unternehmen. Syntens regt Innovationen in Betrieben an, wobei es sich um die Erneuerung von Produkten, Prozessen oder Organisationen handeln kann. Das geschieht durch Beratung, Information und Nutzung eines Netzwerks von Experten und Forschungsinstituten. „Verbessern macht jeder, aber erneuern sorgt dafür, dass man gewinnt“, bringt es Ton Goerts auf den Punkt. „Auch den Willen muss man erneuern, und das Innovationsmanagement muss einen Platz bekommen in der Unternehmenskultur“. Die ist in deutschen und niederländischen Unternehmen durchaus verschieden, und auch hier lohnt es sich, voneinander zu lernen.
Finanziert werden die Leistungen aus Fördermitteln. Je nach Unternehmensgröße ist ein überschaubarer Eigenanteil zwischen 1.000 und 3.000 Euro zu erbringen, gemessen an den Gesamt-Beratungskosten, die eigentlich anfallen (ca. 15.000 €), ist das minimal. „Die am Projekt teilnehmenden Unternehmen erhalten eine individuelle Beratung und Begleitung durch unsere Coachs und werden spätestens ab Sommer 2008 mit innovativen Prozessen auf dem Markt sein“, sagt Barbara Herzog.
Kontakt:
Interessierte Unternehmen wenden sich bitte für weitere Informationen an:
IAP, Barbara Herzog, Tel.: 02161/186-6627, Mail: barbara.herzog@iap-institut.de
Syntens, Ton Geurts, Tel.: 0031/475/420 507, Mail: age@syntens.nl
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