Aktienmarkt: Wechselhafte US-Konjunktursignale
An den internationalen Aktienmärkten sehen die Akteure dem kommenden Jahr überwiegend mit Optimismus entgegen. Genährt wird die Zuversicht vor allem durch die hohe Liquidität und die Erwartung einer baldigen Überwindung der globalen wirtschaftlichen Schwächephase. Schon in den letzten Wochen zeigten die Investoren wieder bemerkenswerten Risikohunger, indem sie insbesondere die Kurse von Titeln aus dem Hochtechnologiesektor, der derzeit von besonders schweren Ertragseinbrüchen heimgesucht wird, kräftig nach oben katapultierten. Auch wenn sich die führenden Leitindizes seit dem Septembertief nachhaltig erholen konnten, fällt die Jahresbilanz unter dem Strich enttäuschend aus. Am Neuen Markt sind bis dato drastische Einbußen von rund 59 Prozent zu verkraften, der DAX verlor immerhin 23 Prozent. Vergleichsweise glimpflich davon kamen die Dow Jones-Werte mit einem Minus von 9 Prozent.
Für die Perspektiven an den europäischen Börsen bleibt die konjunkturelle Entwicklung in den Vereinigten Staaten der alles entscheidende Faktor. Dort sind zuletzt einige positive Daten vorschnell als Signale für eine rasche Überwindung der Rezession interpretiert worden. Geradezu euphorisch aufgenommen wurde das überraschend starke Plus des Einkaufsmanager-Index für Dienstleistungen (im November 51,3 nach 40,6 Punkten). Der ungebremste Anstieg der Arbeitslosenquote (5,7 nach 5,4 Prozent) und die zuletzt um 3,7 Prozent rückläufigen Einzelhandelsumsätze versetzten den Wachstumshoffnungen aber erneut gehörige Dämpfer. Mit Blick auf die niedrigen Zinsen, die staatlichen Stützungsprogramme, den fortgeschrittenen Lagerabbau und nicht zuletzt die niedrigen Ölpreise wird die US-Wirtschaft vermutlich ab dem zweiten Quartal dennoch wieder auf Expansionskurs einschwenken, allerdings zunächst mit nur recht moderatem Tempo.
Mangels spürbarer transatlantischer Impulse dürfte in Europa, speziell in Deutschland, das Konjunkturtal länger und tiefer ausfallen als in den letzten Wochen von den Börsen unterstellt. So fiel der für die Euro-Zone im Auftrag der Europäischen Kommission ermittelte Konjunkturindex im November von 99,1 auf 98,6 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit 1997, wobei Deutschland mit einem Minus von 0,8 Punkten den deutlichsten Rückgang zeigte. Auch ist hier der Auftragseingang nach dem starken Einbruch im September (minus 4,1 Prozent gegenüber Vormonat) im Oktober nochmals um 0,9 Prozent gesunken. Vor dem schwachen fundamentalen Hintergrund müssen die Gewinnschätzungen für 2002 voraussichtlich weiter reduziert werden (derzeit noch prognostizierter Zuwachs für die DAX-Unternehmen deutlich über 20 Prozent). Per saldo ist dem deutschen Leitbarometer auf Sicht der kommenden 12 Monate zwar ein Aufwärtspotential von rund 15 Prozent einzuräumen, jedoch bleibt ein nochmaliger Rückschlag im ersten Quartal in Richtung 4500 Punkte einzukalkulieren.
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