Rentenmarkt: Gedämpfte Zinserwartungen
Nach der veritablen Bilanz der europäischen Rentenmärkte im Jahr 2000 können sich auch die vergangenen zwölf Monate sehen lassen: Mit den als Euro-Benchmark fungierenden zehnjährigen deutschen Bundesanleihen ließ sich beispielsweise über Jahresfrist ein Anlageergebnis von rund 5 Prozent erzielen. Wenn sich dies auch als eher bescheiden ausnimmt, so ist es in einem Umfeld des globalen Niedergangs der Aktienmärkte sowie des Börsencrashs nach den Terroranschlägen vom 11. September doch ein respektables Resultat.
Insgesamt ergaben sich für 2001 trotz herbstlicher Bondhausse bei den zehnjährigen Staatstiteln beidseits des Atlantiks im Vergleich zum Vorjahresultimo aber nur marginale Rendite-Veränderungen. Dabei wirkten vor allem die wieder deutlich positiveren Konjunktureinschätzungen für das Jahr 2002 in den USA als „Zinsbremse“. Seit ihrem Tief in der ersten Novemberwoche zogen die Renditen von deutschen Bundesanleihen wie auch von US-Treasuries um gut 60 bzw. 80 Basispunkte auf aktuell knapp 4,90 bzw. 5,00 Prozent an. Gemessen am langen Ende der Zinsstrukturkurve sind die aggressiven Leitzinssenkungen der Fed auf zuletzt 1,75 Prozent somit eher verpufft, während die Renditen am kurzen Ende von rund. 6 Prozent bis auf unter 2 Prozent rutschten.
Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung an den internationalen Bondmärkten dürfte auch in der nächsten Zeit anhalten. Als renditetreibend erwiesen sich zuletzt der deutlich gestiegene Dezember-Index des US-Verbrauchervertrauens (93,7 nach 84,9 Punkten), der Nationale US-Einkaufsmanager-Index ISM (48,2 nach 44,5 Punkten) sowie der ISM-Service-Index (54,2 nach 51,3 Punkten). Insbesondere der Einkäuferindex für den Dienstleistungsbereich, der sich über der wichtigen 50-Prozent-Marke etablieren konnte, scheint die These zu widerlegen, wonach die Erholung im November lediglich eine Reaktion auf den tiefen Einbruch im Gefolge der Anschläge war. Darüber hinaus hat sich auch der Beschäftigungsabbau (US-Erwerbslosenquote stieg im Dezember leicht auf 5,8 Prozent) deutlich verlangsamt.
Auch in Euroland zeichneten sich zuletzt einige Lichtblicke für eine Konjunkturerholung ab, Intensität und Stärke der Signale waren aber deutlich weniger ausgeprägt als in den Vereinigten Staaten. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik der Frankfurter Währungshüter ist angesichts des positiven Inflationsszenarios in Euroland (die Dezember-Jahresteuerung lag bei 2,0 Prozent) sowie der Schwäche der Volkswirtschaft des größten Mitgliedslandes Deutschland immer noch wahrscheinlich.
Unter dem Strich dürfte sich aber in Anbetracht erster Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung beidseits des Atlantiks der Zinssenkungszyklus allmählich seinem Ende zuneigen. Für Neuengagements empfehlen sich deshalb weiterhin kürzere bis mittlere Laufzeiten.
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