120 Milliarden Euro Einsparung durch effizientere Rohstoffnutzung
Rohstoffe wie Metalle und Mineralien machen 40 Prozent der Produktionskosten der Industrie aus, Energie dagegen nur 1,6 Prozent. Umso erstaunlicher ist es, dass Verfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Nutzungseffizienz nur bei Rohstoffen zur Energiegewinnung wie Kohle, Öl oder Gas gut untersucht sind, zu metallischen oder mineralischen Rohstoffen gibt es dagegen kaum verlässliche Daten. Doch gerade hier trägt die Industrie ein hohes Kostenrisiko, wenn es zu Versorgungsproblemen kommt.
Wie hoch dieses Risiko ist, hat nun das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe zusammen mit dem RWI in Essen in einer Studie für das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie untersucht. Die Institute haben für die wichtigsten Metalle und Industrieminerale – unter anderem Kupfer, Tantal, Platin, Graphit und Flussspat – untersucht, wie das globale Wirtschaftswachstum und der technologische Fortschritt auf den Rohstoffbedarf wirken und welche Folgen dies für Preisentwicklung und Verfügbarkeit bis 2025 hat.
Das ISI nutzt dazu einen neuen Forschungsansatz, der analog zu den bekannten Energiebedarfsprognosen erstmals den spezifischen Rohstoffbedarf bewertet und diesen vom spekulativen Wirtschaftswachstum abkoppelt. Die Ergebnisse fallen sehr unterschiedlich aus: Während technologische Trends vor allem in der Elektronik die Nachfrage nach Tantal steigern, halten sich bei Kupfer nachfragesteigernde und -senkende Effekte die Waage. Der Bedarf an Flussspat dürfte deutlich abnehmen.
Würde die deutsche Industrie alle Effizienzpotenziale ausschöpfen, könnte sie 120 Milliarden Euro pro Jahr – das sind 20 Prozent der Rohstoffkosten – einsparen und damit weit mehr als mit allen bisherigen Entlastungen bei den Lohnnebenkosten. Deutschland hat dies erkannt und setzt verstärkt auf Recycling, Leichtbau, Nanotechnologie, Miniaturisierung und neue Produktionsverfahren. 56 Prozent des hier zu Lande verbrauchten Kupfers wird bereits aus Kupferschrott gewonnen, weltweit sind es nur 13 Prozent. „Trotz dieser Erfolge sollte die Rohstoffforschung ausgebaut und auf das Niveau der Energieforschung gebracht werden“, fordert ISI-Projektleiter Gerhard Angerer. Die Ergebnisse würden nicht nur die Nachhaltigkeit der Rohstoffnutzung verbessern, sondern zugleich der Industrie wirksame Rationalisierungspotenziale erschließen, die ihre globale Wettbewerbsstellung unter turbulenten Rohstoffmärkten festigt.
Kontakt:
Dr. Gerhard Angerer
Telefon: (0721) 6809 – 117
E-Mail: gerhard.angerer@isi.fraunhofer.de
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI untersucht Chancen technischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat, Gesellschaft und Umwelt. Die interdisziplinären Forschungsgruppen konzentrieren sich auf neue Technologien, Industrie- und Serviceinnovationen, Energiepolitik und nachhaltiges Wirtschaften sowie auf die Dynamik regionaler Märkte und die Innovationspolitik.
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