Gesundheitsreform kann Arbeitsplätze schaffen

Im Dauerstreit um die Finanzierung der Gesundheitsreform geht unter, dass das Sorgenkind der deutschen Sozialpolitik mit 4,5 Millionen Beschäftigten die größte Branche in Deutschland stellt. Eine Million neue Jobs entstanden allein von 1980 bis 2000 in der Gesundheitswirtschaft, bis 2020 kann die Zukunftsbranche 360 000 bis 800 000 weitere neue Arbeitsplätze schaffen.

Das zeigen Berechnungen des Forschungsschwerpunkts Gesundheit und Lebensqualität des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Fachhochschule Gelsenkirchen. Zur aktuellen Reformdebatte der Gesundheitswirtschafts-Experte PD Dr. Josef Hilbert, Leiter des Forschungsschwerpunkts Gesundheit und Lebensqualität am Institut Arbeit und Technik (IAT):

„Wie viele Jobs die Gesundheitsreform wirklich schaffen kann, hängt maßgeblich von der Ausgestaltung der Gesundheitsreform ab. Nötig ist eine Gesundheitsreform, die den Menschen nutzt und die Gesundheitswirtschaft stärkt!

Nach wie vor gilt Gesundheitssicherung vornehmlich als Belastung für Wirtschaft und Sozialsysteme. Hier fordern wir einen Stimmungswechsel: Mehr Ressourcen für Gesundheit sind sinnvoll und nötig! Sie schaffen nicht nur Arbeitsplätze im Gesundheitswesen selbst, sondern es profitieren auch viele andere Wirtschaftsbranchen – etwa das Handwerk oder der Informations- und Kommunikationssektor. Die Nachfrage nach Gesundheit und Pflege steigt. Bei der Versorgung älterer Menschen entwickelt die Gesundheitswirtschaft derzeit die größte Dynamik, aber auch der medizinisch-technische Fortschritt (z.B. Telemedizin), die Bereitschaft Geld und Engagement in die eigene Gesundheit zu investieren wie auch der Wellness-Trend sind wichtige Triebkräfte.

Bei der Entwicklung der Zukunftsbranche Gesundheit demotiviert jedoch die gesundheitspolitische Debatte, es bleibt unklar, wie Innovationen finanziert werden können, den Anbietern fehlt der „Innovationsbiss“, Regulierungen bremsen und die Arbeitsbedingungen in der Branche sind dringend verbesserungsbedürftig, sonst wird uns in ein paar Jahren das Personal ausgehen und wir stehen dann da und suchen händeringend Ärztinnen und Ärzte oder qualifizierte Pflegekräfte!

Nach den Gesundheitsreformen seit 1970 – eine Geschichte der wachsenden Zuzahlungen – gelingt es auch mit der neuen Reform 2007 nicht, die Beiträge von den Arbeitskosten zu entkoppeln, allenfalls wird der Anstieg leicht gedämpft. Unklar bleibt auch, wie eine steigende Steuerfinanzierung aufgebracht werden kann. Bei der Finanzierung ist der Streit zwischen den großen Parteien eigentlich völlig unnötig. Eine Synergie aus Bürgerversicherung, Gesundheitsprämie und Steuern liegt auf der Hand und könnte leicht erreicht werden. Überfällig ist die Wende zur neuen, gesund erhaltenden Medizin. Aber auch die Leistungen müssen besser, transparenter und billiger werden.“

Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
PD Dr. Josef Hilbert, Leiter des Forschungsschwerpunkts Gesundheit und Lebensqualität am Institut Arbeit und Technik (IAT) der Fachhochschule Gelsenkirchen, Munscheidstraße 14, 45886 Gelsenkirchen, Tel.: +49-209/1707-120, E-Mail: hilbert@iat.eu

Media Contact

Claudia Braczko idw

Weitere Informationen:

http://www.iat.eu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…