BDU-Marktstudie: Auch die Unternehmensberater spüren die gesamtwirtschaftliche Schwäche

Umsatz in der Beraterbranche im Jahr 2001 nur noch um 5,5 Prozent (2000: 11,8 Prozent) gewachsen – Unternehmen haben innovative Projekte aufgeschoben oder storniert – Verhaltener Optimismus für das laufende Jahr

Der Gesamtumsatz der deutschen Consultingbranche ist im Vergleich mit den zweistelligen Zuwachsraten der Vorjahre (2000: 11,8 Prozent) mit 5,5 Prozent im zurückliegenden Jahr 2001 deutlich langsamer gewachsen. Auch für 2002 geht der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. von einer eher verhaltenen Branchenentwicklung in Höhe von bis zu maximal 4,5 Prozent aus. Diese Zahlen nannte der BDU anlässlich seiner Jahrespressekonferenz am 27. Februar 2002 in Düsseldorf. Ursache für die gebremste Nachfrage sei vor allem die schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung gewesen. Dies habe dazu geführt, dass „die Unternehmen ihre Investitionen in innovative Projekte zu Gunsten von kostenreduzierenden Sofortmaßnahmen aufgeschoben oder storniert haben“, so BDU-Präsident Rémi Redley. Die Nachfrage nach IT-Beratungsprojekten sei merklich zurückgegangen. Hingegen hätten Strategie- und Reorganisationsprojekte zugenommen.

Verdeutlicht wird diese Entwicklung durch das Wachstum der einzelnen Beratungsfelder. Während die Organisationsberatung im Vergleich zum Vorjahr um 17,8 Prozent und die Strategieberatung um 11,5 Prozent zulegte, musste das Beratungsfeld IT-Beratung/IT-Services ein Minus von 5,7 Prozent hinnehmen. „Das erste Halbjahr 2001 ist bei den meisten Beratungsfirmen noch sehr zufriedenstellend verlaufen. Erste Impulse für eine Abschwächung kamen ab etwa Mai/Juni von der Telekommunikationsbranche“, analysiert Redley im Rückblick. Danach habe sich die New Economy Stück für Stück und zuletzt im freien Fall verabschiedet. Verlierer auf Beraterseite seien vor allem die Multimedia- und Internetagenturen gewesen, die für zahlreiche Fehleinschätzungen in diesem Marktsegment bestraft worden seien. Redley: „Hier wurden von den Führungskräften klassische Managementregeln missachtet und weder eine professionelle Personalplanung noch eine vorausschauende Kostenrechnung betrieben.“

Die Auswirkungen rund um die Ereignisse des 11. September werden das Beratergeschäft nach Meinung des BDU-Präsidenten erst jetzt beeinflussen. Für 2002 ist der BDU-Präsident dennoch verhalten optimistisch: „Viele Beratungsfirmen werden das schwache zweite Halbjahr 2001 auch in den nächsten Monaten nachhaltig spüren. Mit einer Intensivierung des Geschäftes rechnen wir ab dem letzten Quartal des Jahres.“

Die Umsatzentwicklung der rund 14.500 Beratungsunternehmen fiel 2001 sehr unterschiedlich aus. Während die Top-40-Beratungsfirmen durchschnittlich mit 11,6 Prozent gewachsen sind, lag das Wachstum bei den mittelgroßen Gesellschaften bei lediglich 2,1 Prozent. Kleinere Beratungsfirmen verzeichneten im Durchschnitt sogar einen Umsatzrückgang von einem Prozent. Der Marktanteil der Top-40-Berater betrug 2001 knapp 50 Prozent und hat damit nochmals zugenommen (2000: 47 Prozent). Die Marktanteile der mittelgroßen und kleineren Beratungsfirmen sind im Vergleich zum Vorjahr mit 34,4 Prozent (2000: 35,5 Prozent) sowie 16,2 Prozent (2000: 17,5 Prozent) zurückgegangen.

Die Nachfrage nach Unternehmensberatungsleistungen hat sich im Jahr 2001 verschoben. Größter Nachfrager war das Verarbeitende Gewerbe mit einem Anteil von 25 Prozent (2000: 22 Prozent). Zugenommen haben ebenfalls die Beratungsprojekte in der Branche der Energieversorger, die sich in umfangreichen Umstrukturierungsprozessen befindet. Unternehmen des Kredit- und Versicherungswesens waren von der Konsolidierung der Märkte mit am stärksten betroffen und haben ihre Nachfrage nach externer Beratung mit 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgefahren (2000: 27 Prozent).

Der Konjunkturabschwung zeigte auch deutliche Auswirkungen auf die Anwerbung von neuen Beratern. Während die Branche in den letzten Jahren – beispielsweise 1999 rund 15.000 und 2000 sogar rund 16.000 – neue Berater händeringend gesucht hätte, sei das Einstellungsverhalten der Beratungsgesellschaften im Jahr 2001 von großer Zurückhaltung geprägt gewesen. Dies gelte ebenfalls für das laufende Jahr. Für 2002 rechnet der BDU wie bereits für letztes Jahr nur noch mit 3.500 bis 4.000 offenen Beraterpositionen. Bislang hätten deutsche Beratungsfirmen im Gegensatz zu den amerikanischen größere Entlassungen weitgehend vermeiden können. „Mit einzelnen Budgetkürzungen, Sabbaticals oder bis zu einem halben Jahr verzögerten Einstellungen versuchen besonders die Top-40 ihre aufwendig rekrutierten Berater zu halten. Bei wieder gefüllten Auftragsbüchern müssen die Projektteams gleich loslegen können“, begrüßt Redley die weitsichtige Vorgehensweise der Kollegen.

Im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. sind zur Zeit rund 16.000 Unternehmensberater und Personalberater organisiert, die sich auf über 550 Management-, IT- und Personalberatungsfirmen verteilen. Die Mitgliedsunternehmen erzielten 2001 einen Gesamtumsatz von ca. 3,3 Milliarden Euro (2000: 3 Milliarden Euro).

Weitere Informationen erhalten Sie bei:
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Klaus Reiners (Pressesprecher)
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