Auch Dienstleister investieren zunehmend im Ausland
In der heftigen öffentlichen Diskussion, die die zunehmende Investitionstätigkeit deutscher Unternehmen im Ausland ausgelöst hat, findet die Globalisierung von Dienstleistern bislang wenig Beachtung. Aber auch bei diesen wird ein wachsender Anteil der Mitarbeiter im Ausland beschäftigt. Im Vergleich zum Produzierenden Gewerbe sind die Auslandsanteile zwar noch gering; allerdings ist der Anteil der von Großunternehmen des tertiären Sektors im Ausland Beschäftigten seit 1997 stark gestiegen, 1999 erreichte er 24,3 vH (1997: 18,4 vH). Erste Auswertungen der „Unternehmensdatenbank Globalisierung“ des RWI zeigen, dass diese Entwicklung im Jahr 2000 weiter vorangeschritten ist.
Wie im Produzierenden Gewerbe steigt auch im Dienstleistungssektor der Grad der Auslandsverflechtung mit der Unternehmensgröße an. Die höchsten Auslandsanteile sind allerdings nicht bei den größten Anbietern zu finden, sondern bei Unternehmen zwischen 10 000 und 50 000 Beschäftigten. Dabei ist die Internationalisierung kein kontinuierlicher Prozess, sondern sie wird durch sprunghaftes Wachstum geprägt. Ursache sind einzelne Transaktionen größerer Unternehmen, durch die eine große Zahl von Mitarbeitern im Ausland übernommen wird. Hohe Betriebsgrößenvorteile und der Eintritt mit einer etablierten Marktposition sind hier wichtige Vorteile für den Investor.
Die Befürchtung, dass neue Kommunikationstechnologien die Verlagerung von Dienstleistungsunternehmen an Standorte mit niedrigen Personalkosten fördern, wird durch die vorliegenden Ergebnisse nicht bestätigt. Vielmehr zeigt sich, dass um so stärker auch im Ausland Mitarbeiter beschäftigt werden, je mehr materielle Güter für die Bereitstellung der Dienstleistung eingesetzt werden müssen; ein Beispiel hierfür ist der Handel. Dadurch entstehen Ähnlichkeiten zum Produzierenden Gewerbe. Sofern die Leistung hingegen überwiegend durch persönlichen Kontakt erbracht wird, wie dies z.B. bei beratenden Unternehmen der Fall ist, stehen dem Aufbau ausländischer Tochtergesellschaften hohe Hindernisse entgegen. Überdies wird deutlich, dass die deutliche Mehrheit der Tochtergesellschaften im angrenzenden Ausland errichtet wurde. Lediglich Regionen mit hohen Absatzerwartungen – wie die Vereinigten Staaten – weisen ebenfalls eine nennenswerte Zahl von Niederlassungen auf.
Die Analyse stützt sich auf eine Auswertung der „Unternehmensdatenbank Globalisierung“ des RWI. In diese werden derzeit etwa 70 Dienstleistungsunternehmen einbezogen, die im Jahr 1999 nahezu 44 vH der Auslandsbeschäftigung deutscher Dienstleister repräsentierten.
(aus: RWI-Mitteilungen 2/2001)
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