BDU-Stimmungsbarometer: Erste Anzeichen eines wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland

Unternehmensberater bewerten die voraussichtliche wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden sechs Monaten – Erste Branchen befinden sich im Aufwind – Keine Impulse für den Arbeitsmarkt bis Herbst erwartet

Die im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. organisierten Beraterfirmen sehen erste Anzeichen für den herbeigesehnten Wirtschaftsaufschwung in Deutschland. Weiterhin erwarten die Unternehmensberater aber bis zum Herbst keine Impulse für den Arbeitsmarkt. Dies ist das Fazit eines vom BDU erstmals durchgeführten Stimmungsbarometers zur künftigen Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Für insgesamt zehn Branchen gaben die BDU-Mitgliedsfirmen ihre Einschätzung hinsichtlich der Ergebnissituation, der Umsatzentwicklung, der Innovations- und Investitionstätigkeit sowie der Beschäftigungssituation in deutschen Unternehmen für die kommenden sechs Monate ab. Investitionsgüterindustrie, die Dienstleistungsbranche und die Branchen Verkehr/Medien/IT sowie Energie/Wasser geben Anlass zu gedämpftem Optimismus. Keine Erholung sehen die Unternehmensberater hingegen für die Bauwirtschaft, da weder eine Steigerung der Investitionen noch Anzeichen einer richtungsweisenden Innovationstätigkeit zu erkennen sind.

Mit der derzeitigen wirtschaftlichen Situation sind gut 60 Prozent der Unternehmensberater eher mäßig zufrieden, lediglich acht Prozent bewerten das wirtschaftliche Umfeld gut bis sehr gut. Rund 30 Prozent der befragten BDU-Mitglieder schätzen die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung von deutschen Unternehmen zur Zeit schlecht bis sehr schlecht ein. Als Branchen mit einem Potenzial für eine positive Umsatzentwicklung und Ergebnissituation bis zum Herbst 2002 gelten in den Augen der Berater die Investitionsgüterindustrie, die sogenannte TIMES-Branche (Verkehr/Medien/IT)

sowie mit Abstrichen die Dienstleistungsbranche. Besonders negativ fällt die Bewertung der künftigen Umsatzentwicklung für die Bauwirtschaft und den Handel bzw. das Handwerk aus.

Unsichere Arbeitsplätze

Knapp 70 Prozent der Unternehmensberater sind der Meinung, dass die Arbeitsplatzsicherheit in deutschen Unternehmen in den kommenden sechs Monaten im Vergleich zu heute abnehmen wird. Nur fünfzehn Prozent halten die Arbeitsplätze für sicher. Besonders dramatisch fällt die Analyse für die Bauwirtschaft aus. Über 90 Prozent der BDU-Mitglieder gehen von einer sinkenden Zahl der Beschäftigten aus. Einen weiteren Stellenabbau prognostizieren die Berater vor allem für das Kredit- und Versicherungswesen (Einschätzung eher sinken und sinken: 76,4 Prozent), Konsumgüterindustrie (Einschätzung eher sinken und sinken: 62 Prozent) und der Gebrauchsgüterindustrie (Einschätzung eher sinken und sinken: 60,3 Prozent). Chancen für neue Arbeitsplätze sehen die Unternehmensberater nur in der Dienstleistungsbranche, in der sogenannten TIMES-Branche (Verkehr/Medien/IT) und im Gesundheitswesen.

Auslandsinvestitionen nehmen zu

Unterschiedlich stellt sich auch das Bild bei den beabsichtigten Unternehmensinvestitionen dar, mit allerdings großen Unterschieden bei den Inlandsinvestitionen bzw. Auslandsinvestitionen. Eine höhere Bereitschaft zu Inlandsinvestitionen im Vergleich zu heute erkennen die Unternehmensberater in den beiden Branchen TIMES und Energie/Wasser. Mit einem deutlichen Rückgang dieser Investitionen rechnen die BDU-Mitglieder vor allem in der Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie, im Kredit- und Versicherungswesen und in der Bauwirtschaft. Im Ausland hingegen werden die deutschen Unternehmen im nächsten Halbjahr mehr investieren. Mit Ausnahme der Bauwirtschaft, des Gesundheitswesens und des Handels und des Handwerks weisen die Ergebnisse des BDU-Stimmungsbarometers hier ein höheres Engagement deutscher Unternehmen auf. Der Großteil der Investitionen wird für Rationalisierungsmaßnahmen zur Restrukturierung und Kostensenkung oder Ersatzbeschaffung

verwendet werden. Dies gilt im besonderen in der Bauwirtschaft, im Handel/Handwerk, in der Investitionsgüterindustrie und in der Gebrauchsgüterindustrie. Finanzbudgets für zukunftsgerichtete Investitionen wie zum Beispiel für neue Produkteinführungen und für die Ausweitung der Produktionskapazitäten sind sowohl in der Konsumgüterindustrie als auch in der TIMES-Branche signifikant festzustellen. Investitionen für Umweltschutzmaßnahmen spielen ausschließlich in der Branche Energie/Wasser eine Rolle.

Innovationstätigkeit in Bewegung

Immerhin rund 53 Prozent der BDU-Mitglieder antworteten auf die Frage, wie sich die Innovationstätigkeit (z.B. von Produkt- oder Prozessinnovationen) in den kommenden sechs Monaten in Deutschland entwickeln wird, mit “stark zunehmen” oder “eher zunehmen”. Etwa 20 Prozent gehen von einer “etwas oder stark abnehmenden” Innovationstätigkeit aus. Die stärkste Zunahme an Innovationen erwarten die Berater in der TIMES-Branche und in der Investitionsgüterindustrie. Von der Bauwirtschaft und vom Handel/Handwerk werden keine zukunftsträchtigen Innovationstätigkeiten ausgehen.

Im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. sind zur Zeit rund 16.000 Unternehmensberater und Personalberater organisiert, die sich auf über 540 Management-, IT- und Personalberatungsfirmen verteilen. Die Mitgliedsunternehmen erzielten 2001 einen Gesamtumsatz von ca. 3,3 Milliarden Euro (2000: 3 Milliarden Euro).

Anmerkung: Die Antwortmöglichkeiten “stark positives Wachstum” und “positives Wachstum” sind in dieser Grafik den Antworten “kein Wachstum” und “negatives Wachstum” gegenübergestellt.

Anmerkung: Die Prognosen zu “Rationalisierungsmaßnahmen” und “Ersatzbeschaffung” wurden zusammengefasst und den “Erweiterungs-” und “Innovationsinvestitionen” gegenübergestellt. Die Antwortmöglichkeit “Maßnahmen zum Umweltschutz” wurde in der Grafik nicht berücksichtigt, wodurch sich die Differenz zur Summe 100 % erklärt.

Anmerkung: Die Antwortmöglichkeiten “steigen” und “eher steigen” sind in dieser Grafik den Antworten “sinken” und “eher sinken” gegenübergestellt. Die Antwortmöglichkeit “gleich bleiben” wurde in der Grafik nicht berücksichtigt, wodurch sich die Differenz zur Summe 100 % erklärt.

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Klaus Reiners ots

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