Die Plattform Industrie 4.0 definiert Industrie 4.0 und die vordringlichen Forschungsthemen

Wissenschaftlicher Beirat zu Industrie 4.0 Foto: Fraunhofer IAP

„Mit den 17 Thesen wollen wir eine Fokussierung des Begriffs Industrie 4.0 bewirken“, sagte Reiner Anderl, Professor an der TU Darmstadt, Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats und Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften.

„Ausgehend von einer klaren Definition beschreiben wir die Potenziale der Industrie 4.0 und den Weg ins vierte industrielle Zeitalter. Denn nur, wenn wir ein konsistentes Zukunftsszenario für den Stand der Industrie 4.0 in zehn Jahren beschreiben, können wir Wege zur Industrie 4.0 aufzeigen und damit schon heute seine Komponenten entwickeln.“

Industrie 4.0 steht für die Neuorganisation und vernetzte Steuerung von Wertschöpfungsnetzwerken im Zeitalter der vierten industriellen Revolution. Konkret geht es um die ganzheitliche Orientierung an individuellen Kundenwünschen, die Nutzung von Echtzeitdaten und die Einbeziehung der Umweltbilanz in den Produktionsprozess. Als Grundlage dient dafür die Echtzeit-Auswertung zahlreicher, bisher unverknüpfter Daten („Big Data“), die aus der Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Instanzen entstehen.

In seinen 17 Thesen skizziert der Wissenschaftliche Beirat der Plattform Industrie 4.0 nun plastisch Industrie 4.0 aus den Perspektiven Mensch, Technik und Organisation: 

Mit Blick auf die Menschen stellt der Wissenschaftliche Beirat die humanorientierte Gestaltung der Arbeitsorganisation in den Mittelpunkt. Industrie 4.0 sei ein soziotechnisches System, das das Aufgabenspektrum, die Qualifikationen und die Handlungsspielräume der Belegschaften erweitert. Werkzeuge werden in der Industrie 4.0 zu Lernzeugen. 

In technischer Hinsicht definiert der Beirat, welche Komponenten zur Industrie 4.0 gehören und welche Potenziale sie mit Blick auf die Individualisierung, Vernetzung und Ressourceneffizienz bieten. Zentral sind intelligente Produkte als aktive Informationsträger und Systemkomponenten, die innerhalb von Produktionsmitteln adressier- und identifizierbar sind. 

In der Organisation steht Industrie 4.0 für ein neues wirtschaftliches Paradigma: Produkt, Produktion und Service werden in Wertschöpfungsnetzwerken integriert, die eine dynamische Variation der Arbeitsteilung ermöglichen. Zusammenarbeit und Wettbewerb prägen das Wirtschaften gleichermaßen (Coopetition).

Für den Weg in die Industrie 4.0 sind Forschung und Entwicklung in den verschiedensten Bereichen erforderlich. Die AG „Forschung und Innovation“ der Plattform Industrie 4.0 hat diesen Bedarf im engen Austausch mit dem Wissenschaftlichen Beirat in einem Whitepaper beschrieben. Darin werden zunächst zwölf vorrangige Forschungsfelder und ihre erwarteten Ergebnisse aufgezeigt.

„Im Whitepaper haben wir die Schlüsselthemen identifiziert, die am dringendsten angegangen werden müssen“, sagte Johannes Diemer, Business Development Manager bei der Hewlett-Packard GmbH und AG-Sprecher. 

Auf Basis des nun vorliegenden Whitepapers erarbeitet die Plattform Industrie 4.0 in den kommenden Monaten eine detaillierte Forschungs-Roadmap, die weitere Themen, notwendige Voraussetzungen, gegenseitige Abhängigkeiten und Meilensteine benennt und die in regelmäßigen Abständen aktualisiert wird.

Die „Plattform Industrie 4.0“ ist ein gemeinsames Projekt der drei Industrieverbände BITKOM, VDMA und ZVEI. Es knüpft an das „Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ an, das im Rahmen der „Hightech-Strategie 2020“ von der Bundesregierung gestartet wurde. Erste Umsetzungsempfehlungen erarbeitete der Arbeitskreis Industrie 4.0 bereits 2012, koordiniert von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Der Abschlussbericht wurde der Bundesregierung auf der Hannover Messe 2013 übergeben.

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Christoph Uhlhaas idw - Informationsdienst Wissenschaft

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