IMK-Indikator: Nur leichter Anstieg des Rezessionsrisikos
Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheit in China ist die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, auch zu Beginn Jahres 2016 gering, das Risiko ist in den vergangenen Wochen nur wenig angestiegen. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
Für den Zeitraum von Januar bis März 2016 weist der IMK-Konjunkturindikator, der die wichtigsten Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 13,9 Prozent aus. Im Dezember betrug das Rezessionsrisiko 11,6 Prozent, im November waren es allerdings noch 21,8 Prozent. Der Indikator liegt weiterhin deutlich im „grünen Bereich“ (keine Rezessionsgefahr), der von null bis 30 Prozent reicht.
Den leichten Anstieg des Rezessionsrisikos erklären die Wissenschaftler des IMK vor allem damit, dass die Aktienkurse gefallen sind und sich die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen, gemessen an der Zinsdifferenz zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen, etwas verschlechtert haben.
Positiv wirke sich dagegen aus, dass deutsche Unternehmen zuletzt sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland mehr neue Aufträge bekommen haben. Außerdem sind die Stimmungsindikatoren, die der Indikator auswertet, aufwärtsgerichtet.
Der neue Indikatorwert unterstreicht die aktuelle Konjunkturprognose des IMK. Das Institut rechnet in diesem Jahr mit einer Fortsetzung des verhaltenen Aufschwungs in Deutschland. „Die Börsenturbulenzen in China verdüstern die Stimmung, insbesondere an den Finanzmärkten und auch in Deutschland“, erklärt Konjunkturexperte Peter Hohlfeld.
„Doch die realwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehen bislang deutlich positiver aus. So profitiert die deutsche Exportwirtschaft von einer kräftigen Nachfrage aus den USA. Und dank steigender Löhne und der guten Arbeitsmarktentwicklung hat das Wachstum ein solides binnenwirtschaftliches Fundament.“
Bereits im Herbst 2015 hatte das IMK berechnet, wie sich eine weitere kräftige wirtschaftliche Eintrübung im Reich der Mitte auf Deutschland auswirken würde. Ergebnis: Sie könnte in diesem Jahr maximal 0,3 Prozentpunkte Wachstum kosten (Link zu weiteren Informationen unten). „Das täte also weh, es wäre aber für die deutsche Wirtschaft insgesamt verkraftbar“, sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK.
Das größte Risiko sehen die Ökonomen darin, dass Unternehmen angesichts einer wachsenden Unsicherheit eigentlich notwendige Investitionen weiter aufschieben. Wenn der Staat in dieser Situation deutlich mehr in Infrastruktur und Bildung investiere, könne das aber auch private Investitionen stimulieren und der Gefahr entgegenwirken.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt dabei die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Frühwarnsystem signalisiert eine Rezession, wenn die Industrieproduktion über fünf Monate um mindestens ein Prozent schrumpft.
Der IMK-Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.
Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung:
Peter Hohlfeld
IMK
Tel.: 0211-7778-338
E-Mail: Peter-Hohlfeld@boeckler.de
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de
http://www.boeckler.de/imk – Zum IMK-Konjunkturindikator
http://www.boeckler.de/2732_63081.htm – Zum Risikoszenario China
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