Investitionen in Erneuerbare Energien steigen weltweit um 17 Prozent

Die Investitionen in Erneuerbare Energien sind im Jahr 2011 weltweit um 17 Prozent auf einen neuen Rekord von 257 Milliarden US-Dollar gestiegen – das Sechsfache der Investitionen des Jahres 2004 und 94 Prozent mehr als im Jahr 2007, dem Jahr vor der weltweiten Finanzkrise. Gleichzeitig gibt es einen enormen Strukturwandel im Bereich der Erneuerbaren Energien. Auch die deutsche Solarindustrie ist erheblich unter Anpassungsdruck geraten.

Die wichtigsten Ergebnisse
– Unter den verschiedenen Erneuerbaren bevorzugten die Investoren im Jahr 2011 die Solarenergie gegenüber der Windenergie. Vom Jahr 2010 zum Jahr 2011 stiegen die weltweiten Gesamtinves-titionen in Solarenergie um 36 Prozent auf 136,6 Milliarden US-Dollar. Die Investitionen in Windenergie im Jahr 2011 beliefen sich auf 74,9 Milliarden US-Dollar – im Vergleich zum Jahr 2010 ein Rückgang um 12 Prozent. Somit flossen fast doppelt so viele Mittel in den Solarbereich wie in die Windenergie. Die Erneuerbaren konnten erneut ein Rekordjahr verbuchen, obgleich es von Herausforderungen geprägt war. Der Wettbewerbsdruck verschärfte sich und führte zu stark fallenden Preisen vor allem im Solar-Bereich. Diese für den Verbraucher erfreuliche Entwicklung machte den Herstellern schwer zu schaffen. Einige Unternehmen zwang der Preisverfall zur Aufgabe, andere überlebten nur dank ihrer Restrukturierungsmaßnahmen.
– Während die Industrieländer im Jahr 2011 mit 97,8 Milliarden US-Dollar (Entwicklungsländer 49,5 Milliarden US-Dollar) am meisten in Solarenergie investierten, flossen in Entwicklungsländern mehr Mittel in die Windenergie (Entwicklungsländer: 47,8 Milliarden US-Dollar; Industrieländer 36 Milliarden US-Dollar).

– Der starke Anstieg bei Investitionen in Solarenergie und der gleichzeitige Rückgang bei Investitionen in Windenergie lassen sich auf den Boom bei den Installationen von Photovoltaik-Anlagen (PV) auf Hausdächern zurückführen. Im Jahr 2011 wurden 76 Milliarden US-Dollar in sogenannte „small-scale“, also kleine, dezentrale Projekte investiert – zum Beispiel Solarstrom auf Hausdächern. Dies ist rund ein Viertel mehr als im vorangegangenen Jahr (60 Milliarden US-Dollar) und entspricht 30 Prozent der Gesamtinvestitionen in Erneuerbare Energie des Jahres 2011. Allein Italien investierte 24,1 Milliarden US-Dollar in „small-scale“-Projekte (ein Zuwachs von 76 Prozent) und hat damit zum ersten Mal Deutschland mit 20 Milliarden US-Dollar bei den Investitionen in diese Projekte überholt.

– Bloomberg New Energy Finance schätzt, dass 7.9GW der gesamten PV (also large-scale und small-scale) in Italien installiert wurden, dicht gefolgt von Deutschland mit 7.5GW. Auch eine Vielzahl von small-scale Photovoltaik-Projekten in China und Großbritannien sowie Finanzierungen von größeren solar-thermischen Kraftwerken in Spanien und den USA führten zu der Verschiebung der Investition hin zu Solarenergie.

– Fallende Preise: Die Preise für PV-Module fielen um fast 50 Prozent, für Onshore-Windenergieanlagen um etwa zehn Prozent. Fallende Preise machten diese beiden wichtigsten erneuerbaren Energieformen zu ernsthaften Konkurrenten für fossile Brennstoffe wie Kohle und Gas.

– Im Jahr 2011 ist China mit 52 Milliarden US-Dollar (Zuwachs von 18 Prozent gegenüber dem Jahr 2010) weiter Spitzenreiter bei den Investitionen in Erneuerbare Energien, dicht gefolgt von den USA mit 51 Milliarden US-Dollar. Damit haben die USA im Vergleich zum Jahr 2010 61 Prozent mehr in Erneuerbare Energien investiert ― insbesondere in Wind und Solarenergie. In den USA wurden sicherlich einige Investitionen vorgezogen, weil in näherer Zukunft wesentliche Förderprogramme auslaufen.

– Europa war beim Investitionsvolumen im Jahr 2011 mit 101 Milliarden US-Dollar wieder stärkste Region.

– Bei den Entwicklungsländern tat sich besonders Indien hervor. Die National Solar Mission in Indien trug dazu bei, die Investitionen in Erneuerbare Energien um eindrucksvolle 62 Prozent auf zwölf Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Indien verzeichnete damit den höchsten Investitionszuwachs unter den größten Märkten für Erneuerbare Energien weltweit und kommt damit weltweit auf Platz 5.

– Brasilien baute seine Investitionen um acht Prozent auf sieben Milliarden US-Dollar aus. Investitionsschwerpunkt in Brasilien war die Windenergie.

– Im Jahr 2011 sind die Gesamtinvestitionen im Mittleren Osten und Afrika um 18 Prozent auf fünf Milliarden US-Dollar gefallen.

Standort Deutschland
Deutschland verbleibt mit einem Investitionsvolumen von 31 Milliarden US-Dollar im Gesamtranking aller Länder auf Platz drei, obwohl die Investitionen gegenüber dem Jahr 2010 um zwölf Prozent gesunken sind. Ein Hauptgrund sind fallende Investitionen in kleine dezentrale Projekte um 20 Prozent auf 20 Milliarden US-Dollar. Ursachen für den Rückgang liegen in den fallenden Preisen pro Installierter PV-Leistung sowie den sinkenden Einspeisetarifen im Rahmen der Anpassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

Deutschland und Dänemark haben gemeinsam ein Viertel der Finanzierung im Offshore-Wind-Bereich erbracht. Unter den zehn größten Finanzierungen befindet sich das 400MW Global Tech 1 Projekt an der Deutschen Küste im Wert von 2,8 Milliarden US-Dollar von den Stadtwerken München sowie von weiteren Energiedienstleistern und Investoren. Kreditgeber sind die European Investment Bank und vier kommerzielle Geldgeber – Dexia Credit Local, KfW IPEX-Bank, Norddeutsche Landesbank Girozentrale und Société Générale.
Wettbewerbsfähige Angebote asiatischer Unternehmen haben die Kosten von Photovoltaik-Modulen um etwa die Hälfte und die Kosten von Onshore-Wind-Turbinen um etwa zehn Prozent gesenkt. „Dies und die deutliche Anpassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes haben unter anderem zu Insolvenzen (Solon, Solar Millenium und Q-Cells) und Standortschließungen großer Firmen aus Deutschland und den USA geführt. Sehr bedauerlich ist, wenn ein solcher Strukturwandel dann auch Pionierfirmen trifft“, erklärt Dr. Karlheinz Knickel, Leiter des FS – UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School.

„China ist Spitzenreiter bei den Investitionen in Erneuerbare Energien und zunehmend auch im Technologieexport“, ergänzt Professor Dr. Ulf Moslener, Professor für Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School. „Indien weist mit einem Plus von 62 Prozent die höchste Wachstumsrate bei den Investitionen in Erneuerbare Energien auf.“ Doch Professor Moslener sieht für Deutschland weiter Potenzial in der Erneuerbare-Energien-Branche: „Wir sind in vielerlei Hinsicht immer noch Spitzenreiter, die deutschen Unternehmen sind enorm in-
novationsstark. Unser Know-how und unsere Ingenieurdienstleistungen sind weiter international gefragt. Die Politik hierzulande nimmt zu Recht etwas den Fuß vom Gas bei den Solar-Einspeisetarifen. Für die deutsche Wirtschaft ist es jetzt wichtiger, ihre Stärken auszuspielen – und nicht in Billigproduktion einzusteigen. Spitzentechnologie, Ingenieurskunst und Konzepte sind der Weg nach vorne. Hier kann die Politik sicher hilfreiche Rahmenbedingungen setzen!“

„Die Investitionen und die Investitionszuwächse in Erneuerbare Energien sind beträchtlich“, so Dr. Karlheinz Knickel. „Wenn wir große Wasserkraftwerke außen vor lassen, werden insgesamt bisher nur sechs Prozent der weltweiten Elektrizitätserzeugung aus Erneuerbaren produziert.“ Damit könne man sich, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen, nicht zufrieden geben, so Knickel weiter.

Entwicklungs- und Schwellenländer
Bei der Förderung Erneuerbarer Energien nehmen die Entwicklungsbanken eine wichtige Rolle ein ― vor allem auch in Regionen, in denen es kaum Zugang zu Elektrizität gibt. In Indien, einem Schwellenland mit enormer Wachstumsdynamik, wird nur für etwa 25 Prozent der Bevölkerung Stromversorgung bereit gestellt. Drei Viertel der Menschen lebt also ohne Strom ― die meisten von ihnen auf dem Land. Die deutsche KfW Bankengruppe, die zur Weltbank gehörende International Finance Corporation, die European Bank for Reconstruction and Development und die Asian Development Bank sind weltweit besonders aktiv im Bereich Erneuerbare Energien – unter anderem engagieren sie sich in Entwicklungs- und Schwellenländern.
„Das Potenzial der Branche ist nach wie vor gewaltig. Investitionen in Erneuerbare Energien und in Energieeffizienz sind aus umwelt-, sozial-, wirtschafts- und entwicklungspolitischer Sicht wichtig“, erläutert Dr. Karlheinz Knickel. Heute seien weltweit 1,2 Millionen Menschen allein im Wind- und Solar-Sektor und den Subunternehmen, die für die Branche arbeiten, tätig. Einer Schätzung von Bloomberg New Energy Finance zufolge sollen es bis zum Jahr 2020 zwei Millionen sein.

Das UNEP Collaborating Centre „Climate & Sustainable Energy Finance” an der Frankfurt School
Aufgabe und Ziel des Centre ist es, kosteneffiziente Wege und Instrumente zur Reduktion von CO2-Emissionen zu entwickeln, Investitionen in nachhaltige Energien zu mobilisieren und die jeweiligen Märkte – vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern ― zu stärken. Das UNEP (United Nations Environment Programm) Centre arbeitet hierfür mit Finanzinstitutionen zusammen, um technisches Know-how sowie innovative Finanzierungsansätze für Unternehmen und Endverbraucher zu entwickeln. Kernaktivitäten sind die Übernahme von Beratungsprojekten, Aus- und Weiterbildung sowie Forschung. Damit deckt das Centre alle Aktivitäten eines modernen Think Tanks für globale Fragestellungen der Klimafinanzierung und Nachhaltige-Energie-Investitionen ab. Die Frankfurt School verfügt über langjährige und breite Erfahrungen mit Forschungs-, Beratungs- und Trainingsprojekten zu allen Fragen der Entwicklungsfinanzierung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Das Centre ergänzt mit seiner Arbeit diese Engagements. http://fs-unep-centre.org/

Über die Frankfurt School of Finance & Management
Die Frankfurt School of Finance & Management ist eine der führenden Business Schools Deutschlands für Banking, Finance und Management. Für Studierende, Teilnehmer, Kunden und Partner aus der ganzen Welt bietet sie umfassende Bildungs- und Beratungsleistungen an. Dazu gehören: Weiterbildungs- und Hochschulstudiengänge, offene Seminare und Trainings sowie maßgeschneiderte Bildungs- und Beratungsprogramme für Unternehmen oder Einzelpersonen. In der Forschung adressieren die Fakultätsmitglieder aktuelle Finanz- und Managementfragestellungen. Darüber hinaus managen Experten der Frankfurt School Beratungs- und Trainingsprojekte zu Financefragestellungen in Schwellen- und Entwicklungsländern, insbesondere zu Mikrofinanz. In ihrem Tochterunternehmen ConCap (Connective Capital GmbH) hat die Frankfurt School ihren auf Entwicklungsfinanzierung spezialisierten Bereich Fondsmanagement und -beratung organisiert. Der Frankfurt School Verlag und die E-Learning-Firma efiport sind weitere Tochterunternehmen der Frankfurt School. Die Frankfurt School finanziert sich ausschließlich über Studiengebühren, Beratungshonorare sowie Stiftungsmittel.

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Angelika Werner idw

Weitere Informationen:

http://www.fs.de

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