RWI erhöht Konjunkturprognose für 2018 auf 2,4 Prozent
Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erhöht seine Konjunkturprognose für das Jahr 2018 von 2,2 auf 2,4 Prozent Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Für das Jahr 2019 geht das RWI wie bereits in seiner Prognose vom vergangenen Dezember von einem BIP-Wachstum von 1,9 Prozent aus.
„Nach einem voraussichtlich kräftigen Wirtschaftswachstum im ersten Quartal dieses Jahres wird seine Dynamik voraussichtlich im weiteren Jahresverlauf nachlassen“, sagt RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn. Eine Ursache hierfür sind die zunehmenden Engpässe am Arbeitsmarkt. Zudem sind die Unternehmen über ihren Zugang zu wichtigen Märkten verunsichert und auch die Aufwertung des Euro dürfte nachwirken.
Auf dem Arbeitsmarkt nimmt die Beschäftigung zwar weiter zu, jedoch lässt die Dynamik aber nach. Zum einen verlangsamt sich der Produktionsanstieg ein wenig, zum anderen dürfte es zunehmend schwerfallen, zusätzliche Arbeitskräfte zu rekrutieren. Darauf weist die wachsende Zahl unbesetzter Stellen hin. Die Arbeitslosenquote dürfte weiter sinken, auf 5,2 Prozent im Jahresdurchschnitt 2018 und auf 5,1 Prozent im Durchschnitt kommenden Jahres.
Inflation zieht allmählich an, Haushaltsplus geht im nächsten Jahr zurück
Ungeachtet der Anspannungen am Arbeitsmarkt hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise bislang kaum beschleunigt. Zwar werden die Preise auf der Erzeugerstufe mittlerweile kräftiger angehoben, auf die Verbraucherebene schlug dies jedoch nur begrenzt durch, auch weil die Aufwertung des Euro den Anstieg der Einfuhrpreise dämpfte.
„Dieses und nächstes Jahr dürfte der Lohnkostendruck zunehmen, so dass mit einem allmählichen Anziehen der Inflation zu rechnen ist“, so Roland Döhrn. Das RWI erwartet eine Inflationsrate von 1,8 Prozent in Durchschnitt dieses Jahres und von 1,9 Prozent im kommenden Jahr.
Der Überschuss des Staatshaushaltes stieg im Jahr 2017 von 25,7 auf 36,6 Milliarden Euro. In diesem Jahr wird er trotz einer leicht expansiv ausgerichteten Finanzpolitik voraussichtlich nochmals auf 40 Milliarden Euro zunehmen. Ursachen hierfür sind zum einen konjunkturbedingte Mehreinnahmen und Minderausgaben, zum anderen der Wegfall der Belastungen durch die Rückzahlung der Kernbrennstoffsteuer. Im kommenden Jahr wird der Überschuss voraussichtlich auf 29 Milliarden Euro sinken, insbesondere weil die finanzpolitischen Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag verstärkt anlaufen.
Die größten Risiken für die deutsche Konjunktur sind derzeit der drohende Handelsstreit mit den USA und die Unwägbarkeiten des Ausgangs der Brexit-Verhandlungen. Im vergangenen Jahr gingen 6,6 Prozent der deutschen Ausfuhren nach Großbritannien und 8,7 Prozent in die USA. Eine Eskalation des Handelsstreits oder eine Form des Brexit, die den Marktzugang in Großbritannien abrupt verschlechtert, hätte daher – möglicherweise sogar bereits recht kurzfristig – massive Auswirkungen auf die deutsche Exportwirtschaft.
Weltwirtschaft expandiert weiter, US-Wirtschaftspolitik bleibt Risikofaktor
Der weltwirtschaftliche Aufschwung hat sich im vergangenen Jahr deutlich verstärkt. Insbesondere die rohstoffexportierenden Schwellenländer konnten von der dadurch gestiegenen Nachfrage nach Rohstoffen profitieren. Auch in diesem Jahr wird die weltweite Produktion voraussichtlich weiter kräftig expandieren. Die dämpfenden Wirkungen des raueren handelspolitischen Klimas dürften vorerst begrenzt bleiben. Im kommenden Jahr wird das Expansionstempo wohl etwas nachlassen, auch weil die Geldpolitik vielerorts die Zügel anzieht. Das RWI erwartet eine Zunahme der globalen Wirtschaftsleistung von 3,4 Prozent in diesem und 3,2 Prozent im nächsten Jahr.
Auch international ist das größte Risiko, dass der Welthandel zunehmend durch Handelsbarrieren behindert wird. Ein weiteres Risiko resultiert aus der nach wie vor hohen Bewertung von Vermögenstiteln. Sie wird voraussichtlich durch die bevorstehende geldpolitische Straffung korrigiert werden, wobei die Gefahr eines Überschießens besteht. Sollte hingegen der drohende Handelskonflikt entschärft werden, könnte die konjunkturelle Dynamik weltweit deutlich höher ausfallen als in der Prognose unterstellt.
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