Regelmäßiger Alkoholgenuss auch in geringen Mengen schädlich

Hirnschädigungen durch Alkohol sind bereits lange bekannt, die Ursache lag jedoch bislang im Dunkeln. An der Psychiatrischen Universitätsklinik in Erlangen (Direktor: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber) konnte nun erstmals ein Zusammenhang zwischen Alkoholismus-bedingtem Hirnschwund (Hirnatrophie) und der Aminosäure Homocystein aufgezeigt werden.

„Das Homocystein wirkt im Hirn als falscher Botenstoff und schädigt dadurch die Nervenzellen“, erklärt der Leiter der Forschungsgruppe Dr. Stefan Bleich. Je regelmäßiger der Alkoholkonsum sei und je größer die getrunkene Menge, desto höher sei auch der Homocysteinspiegel. Die Art des alkoholischen Getränks hingegen habe ebenso so wenig Einfluss auf die Konzentration der schädlichen Aminosäure wie ein einzelner Rausch.

„Die Ergebnisse meiner Arbeitsgruppe“, so Bleich „widerlegen die Mär vom täglichen Glas Rotwein, das der Gesundheit zuträglich ist. Regelmäßig getrunken, sind auf Dauer auch geringe Mengen Alkohol schädlich.“ Gedächtnisstörungen und Hirnleistungsabbau seien die Folge. Die Schädigung der Hirnzellen setze ein, wenn der Alkoholspiegel sinke. Gerade bei alkoholkranken Menschen bewirke dies einen immer wiederkehrenden Angriff auf die Nervenzellen im Gehirn. Der Extremfall trete beim Alkoholentzug ein und könne in den ersten Tagen zu epileptischen Anfällen führen.

Aus ihren Erkenntnissen hoffen Dr. Bleich und seine Kollegen wirksame Behandlungsansätze gegen alkoholbedingte Hirnschäden ableiten zu können. Im ersten Schritt wird die erhöhte Einnahme von Folsäure als Therapie zum Schutz des Gehirns untersucht. Ein weiterer hoffnungsvoller Aspekt: Nach Einstellung des Alkoholkonsums normalisieren sich die erhöhten Homocysteinwerte und es bildet sich langfristig der Hirnschwund in ungefähr der Hälfte der Fälle zurück.

Die Aminosäure Homocystein entsteht beim Abbau von Methionin, einem lebenswichtigen Eiweißbaustein, als Zwischenprodukt. Ist der Folgeabbau gestört, steigt der Homocysteinspiegel an. Ursachen für solche Störungen sind neben Vitaminmangel auch Medikamenteneinnahme, erhöhter Kaffeegenuss und eben regelmäßiger, gesteigerter Alkoholkonsum. Erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, Thrombosen, Schlaganfälle, aber auch der „offene Rücken“ (Neuralrohrdefekt) bei Neugeborenen sind bereits bekannte Folgen eines Folsäuremangels – und daraus folgend eines erhöhten Homocysteinspiegels.

Weitere Informationen:

PD Dr. Stefan Bleich
Klinik mit Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Telefon: 09131 – 8534597
Email: stefan.bleich@psych.imed.uni-erlangen.de

Media Contact

Gertraud Pickel idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-erlangen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Spezielle Beschichtungen auf der ISS im Test

Montanuniversität Leoben bringt Innovation ins All: Ein bedeutender Schritt für die Weltraumforschung und die Montanuniversität Leoben: Nach langen Vorbereitungsarbeiten sind hochentwickelte Dünnfilmbeschichtungen aus Leoben nun auf der Internationalen Raumstation (ISS)…

Holzfeuerungen mit bis zu 80% weniger NOx-Emissionen

Fraunhofer Forscher haben gemeinsam mit dem Projektpartner Endress Holzfeuerungen eine neuartige Feuerungstechnik entwickelt, die NOx-Emissionen um bis zu 80 Prozent reduzieren kann. Damit können auch zukünftige Grenzwerte zuverlässig eingehalten werden….

Ein neues Puzzlestück für die Stringtheorie-Forschung

Wissenschaftlerin vom Exzellenzcluster Mathematik Münster beweist Vermutung aus der Physik. Dr. Ksenia Fedosova vom Exzellenzcluster Mathematik Münster hat mit einem internationalen Forschungsteam eine Vermutung aus der Stringtheorie bewiesen, die Physikerinnen…