Neues Forschungsprojekt zur Vernetzung psychosozialer Notfallversorgung von Einsatzkräften gestartet
Am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) ist kürzlich ein neues Forschungsprojekt gestartet. Das Vorhaben dient der Bestandsaufnahme und Vernetzung der psychologischen, seelsorgerlichen und sozialen Unterstützung für Einsatzkräfte der Feuerwehren, Rettungsdienste und des Technischen Hilfswerkes. Den Auftrag für diese Arbeit erhielt die Hochschule vom Bundesinnenministerium.
Mit den Bildern des Winterhochwassers kehrten bei vielen Menschen die Eindrücke der Flutkatastrophe des vergangenen Jahres zurück. Auch für Helfer, die damals im Einsatz waren, sind die oft bedrückenden Erinnerungen noch greifbar. Viele suchen nach solchen Ereignissen Rat, wie sie Einsatzbelastungen besser bewältigen können. Doch nicht jede Feuerwehr, jede Hilfsorganisation oder Behörde hat für ihre Einsatzkräfte bisher umfassende Unterstützungsangebote aufbauen können. Weiterentwicklung sowie regionale und trägerübergreifende Vernetzung erscheinen daher als dringend notwendige Schritte, um zukünftig flächendeckend „Hilfe für Helfer“ anbieten zu können. Die Leiterin des neuen Forschungsprojektes, die Psychologin Prof. Dr. Irmtraud Beerlage, will vor allem untersuchen, „wie diese Hilfe grundsätzlich in die Strukturen des Zivil- und Katastrophenschutzes eingebunden werden kann“. Ziel des Projektes ist nun, Leitlinien zu entwickeln, wie bestehende Unterstützungs-Angebote weiter entwickelt und besser miteinander vernetzt sowie Lücken geschlossen werden können.
Eine einheitliche Struktur der Einsatznachsorge existiert bis heute nicht. Zahlreiche Initiativen sind mit sehr unterschiedlichen Methoden in der psychosozialen Notfallversorgung tätig. Auch die Einbindung dieser Betreuung in den Katastrophenschutz ist vielerorts kaum geregelt. Sie findet oft erst vor Ort in Katastrophenfällen statt.
Ereignisse wie der Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium oder der Flugzeugabsturz am Bodensee hinterlassen nach jüngeren Forschungsergebnissen zwar bei ca. 10-20% der Helfer schwere psychische Spuren – die so genannte posttraumatische Belastungsstörung. Die Wissenschaftler haben jedoch nicht nur Katastrophen und Traumatisierung im Blick. „Es sind längst nicht nur diese Ausnahme-Einsätze, die auf der Seele lasten. Oft wird auch der ganz ,normale’ Einsatzalltag zur Belastung“, weiß der wissenschaftliche Mitarbeiter des Projektes, Diplom-Psychologe Jan Martin Schmidt, der über Erfahrungen als Rettungsassistent und in der psychosozialen Einsatznachsorge verfügt.
Was den einzelnen Helfer an den Rand seiner Belastbarkeit bringt, ist genau so unterschiedlich wie die Folgen. Neben der posttraumatischen Belastungsstörung gibt es noch viele weitere, weniger offensichtliche Nachwirkungen. Sie reichen von Fehleranfälligkeit während der Arbeit über soziale Probleme bis hin zu schweren Gesundheitsgefährdungen.
Die Wissenschaftler möchten durch Ihre Empfehlungen für ein tragfähiges Netzwerk einen weiteren Schritt hin zu einer verbesserten Unterstützung von Einsatzkräften leisten und somit Folgeschäden für die Betroffenen vermeiden helfen – damit sie ihre Gesundheit und Fähigkeit, den Bürgern zu helfen auch langfristig erhalten.
Für Nachfragen:
Dipl.-Psych. Jan-Martin Schmidt
Tel. (0391) 886 46 09
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Weitere Informationen:
http://www.hs-magdeburg.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft
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